Wesel. Die 22-jährige Luna Mai aus Wesel kämpft mit einer seltenen Mischung aus Long Covid und Post-Vac. Für die teure Behandlung hofft sie auf Spenden.

  • Die 22-jährige Luna Mai aus Wesel leidet an einem seltenen Mix von Long Covid und Post-Vac.
  • Für Blutwäsche und Infusionen braucht die junge Frau viel Geld.
  • Ein Spendenportal könnte Luna Mai helfen.

Am Sonntag wird Luna Mai 23 Jahre. Jung genug, um Träume zu haben. Mit ihrem Freund Tim will die junge Frau eine Familie gründen. Und ihr Studium in sozialer Arbeit machen, um später vielleicht in der Familienhilfe zu arbeiten. Endlich wieder wandern gehen. Zur Gehrenspitze in den österreichischen Alpen hochklettern. Oder mal mit Freunden ausgehen in Wesel. Einfach nur leben. Einfach die Zeit genießen. Doch daran ist momentan nicht zu denken. Denn Luna Mai leidet unter Long Covid. In Kombination mit dem Post-Vac-Syndrom, einem Impfschaden. Das Stehen ist anstrengend, das Treppensteigen sowieso. Manchmal auch das bloße Sprechen.

Auf dem Tisch in der Küche stapeln sich die Medikamente. Betablocker, Asthmaspray, Nahrungsergänzungsmittel. Über den Tag verteilt an die 20 Tabletten muss sie einnehmen. „Aber ich bleibe optimistisch, so langsam geht es besser“. Luna Mai lässt sich den Lebensmut nicht nehmen. „Aufgeben ist keine Option.“ Denn es gab auch schon mal schlimmere Zeiten. 2022 zum Beispiel, als das Leben an Luna Mai vorbeizog, ohne sie dabei wenigstens für ein paar Stunden mitzunehmen. Völlige Erschöpfung, viele Stunden im Bett, häufige Muskelschmerzen, regelmäßiges Herzrasen, so sah der Alltag aus. Selbst eine Familienfeier war zu anstrengend, die Lautstärke zu heftig.

Corona: Lunas Leidensgeschichte begann mit der ersten Impfung

Lunas Leidensgeschichte begann im Mai 2021, als sie ihre erste Impfung mit Astrazeneca erhielt. In der Folge bekam die Weselerin leichte Kreislaufprobleme, im Juni 2021 ließ sie sich Biontech spritzen, weil das für junge Menschen besser verträglich sein sollte. Danach ging es erst einmal mit dem Freund in den Wander-Urlaub nach Kaprun. „An einer Hütte begann plötzlich das Herzrasen“, erinnert sich Luna Mai, „das war praktisch mein erster Anfall.“

Von da an entwickelte sich die Erkrankung rasend schnell, zu Hause kamen fast pausenlos Herzrasen, Muskelschmerzen und Luftnot dazu. „An meinen schlimmsten Tagen musste ich 20 bis 30 Symptome gleichzeitig ertragen. 2022 war das mit Abstand schlimmste Jahr in meinem Leben. Da fühlte ich mich wie lebendig begraben, bin jede Nacht mit Herzrasen aufgewacht, da ging es nur ums Überleben.“ Mehrmals brach sie zusammen, mussten ihre Eltern den Notarzt rufen. Heute hat Luna Mai die chronische Erschöpfungskrankheit (MECFS), zudem auch Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers. „Da habe ich mich gefragt: Werde ich jemals wieder gesund?“ Morgens wacht Luna Mai auch heute noch oft „wie gerädert“ auf.

Luna Mai aus Wesel: Mutter pflegt ihre kranke Tochter

Mutter Annette Mai, die in der Leistungsabteilung des Jobcenters Wesel und nun in Moers arbeitet, hat sich anderthalb Jahre krankschreiben lassen, um ihre Tochter zu pflegen, arbeitet derzeit viel aus dem Homeoffice. Auch in der vergangenen Nacht schreckte Luna Mai aus dem Schlaf, weil der Puls wieder einmal auf 180 kletterte - „wie fast in jeder Nacht.“ Mehr als vier, fünf Stunden Schlaf am Stück sind nicht möglich, auch wenn sich die 22-Jährige längst an die Situation gewöhnt hat. „Es ist auch dank der Betablocker besser geworden.“ In ganz Deutschland hat Luna Mai inzwischen Ärzte aufgesucht, war sogar mit ihren Eltern in einer Klinik in Basel. „Mindestens 15.000 Euro haben wir bislang ausgegeben, den Sprit nicht eingerechnet“, erzählt Annette Mai. In Siegen haben die Mais einen Arzt gefunden, der mit Infusionen und den richtigen Medikamenten helfen konnte.

Medikamente, die Luna Mai täglich einnimmt.
Medikamente, die Luna Mai täglich einnimmt. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

„Aber wir wussten zunächst gar nicht, was ein Impfschaden genau ist“, sagt Annette Mai. „Und erforscht ist diese Erkrankung noch nicht.“ Auch für die 52-Jährige und ihren Mann Holger wurden die folgenden Monate zu einer großen psychischen Belastung. „Ständig mussten wir mit der Angst um unsere Tochter leben.“ Luna Mai schlief phasenweise im Zimmer der Eltern, auch um im Notfall schneller reagieren zu können. Inzwischen ist Luna wieder in ihr Zimmer im Keller gezogen. „Das Handy ist aber immer an“, lächelt die 52-Jährige. Geld von der Krankenkasse für die Behandlung bekommen die Mais nicht. „Alles eingereicht, alles abgelehnt“. Und für den Gang vors Gericht „fehlt uns noch die Kraft.“ Ihr Studium musste Luna Mai erst mal auf Eis legen, nach zwei krankheitsbedingten Urlaubssemestern ist man raus. Ein Fernstudium könnte der Ersatz werden. „Mein Lebensziel, Menschen zu helfen, will ich aber weiter verfolgen“, sagt sie, „auch wenn mir erst einmal geholfen werden muss.“

Auch die Tagesform entscheidet über den Rollstuhl

Wie oft Luna Mai den Rollstuhl nehmen muss, hängt auch von der Tagesform ab. Auf den geliebten Kaffee am morgen muss sie verzichten, Löwenzahntee ist eine Alternative. „Und für mein Leben gerne habe ich gekocht.“ Gulasch ist ein Lieblingsgericht. Nicht dran zu denken. Auch nicht an Nudeln oder Pommes. Doch seit etwa einem Jahr und den ersten Infusionen gibt es Fortschritte. „Und der Rollstuhl gibt mir Freiheit.“ Auch wenn die Vibrationen manchmal zu heftig sind, der Körper eben auf alles reagiert. Der Besuch auf dem Xantener Weihnachtsmarkt gehörte zu den ersten Highlights. Die regelmäßige Psychotherapie hilft ebenfalls.

Luna Mai  mit ihrer Mutter Annette Mai.
Luna Mai mit ihrer Mutter Annette Mai. © Wesel | Markus Weißenfels

Nun gibt es wieder neue Hoffnung - über das Portal „GoFundMe“ hat Luna Mai einen Spendenaufruf gestartet, „obwohl ich mich erst dafür schämte.“ An Heiligabend kam die Nachricht einer Frau aus Saarbrücken, die sich für Lunas Geschichte interessierte und gleich 500 Euro spendete. „Das war mein Weihnachtswunder“, sagt Luna Mai und hat gleich wieder dieses Strahlen in den Augen. „Da sind einige Tränen geflossen“, hat Mutter Annette beobachtet. Nach aktuellem Stand kamen bis Mittwochabend 4600 Euro zusammen. „Wir sind über jeden Euro glücklich“, sagen Luna und Annette Mai.

Doch für die nötige Blutwäsche, ein MRT und Infusionstherapie sind 10.000 Euro nötig, danach fallen noch Tabletten für mehrere hundert Euro im Monat an. Damit sich Luna irgendwann einmal ihre Träume erfüllen kann. „Ich möchte wieder gesund werden, joggen gehen, Sport treiben, mit Freunden ausgehen. Und irgendwann mal die Alpen überqueren.“ Realistische Ziele? „Das kommt auf die Blutwäsche an.“ Mit kleinen Schritten kann man vielleicht schon jetzt helfen. Jeden Morgen meditiert Luna Mai. Um Kraft zu tanken, für den Tag. Fürs Leben. Für eine bessere Zukunft.

Hier finden Sie den Link zur Spendenaktion: www.gofundme.com/f/long-covid-und-post-vacc-erkrankt.