Hünxe/Schermbeck. Nach dem Drevenacker Ponyriss bestätigt das Lanuv neue Verdachtsfälle auf Wolfsattacken in Hünxe und Schermbeck. Scharfe Kritik kommt vom Nabu.

Am Mittwochmittag hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zwei weitere Verdachtsfälle auf Nutztierrisse durch einen Wolf unweit der Attacke auf das Shetlandpony „Charly“ in Hünxe-Drevenack veröffentlicht. In den beiden jetzt gemeldeten Fällen wurden mehrere getötete Schafe am Freitag, 10. November, aufgefunden. (Lesen Sie auch: Zieht Gloria um? Wölfin rückt näher an Wesel und Hamminkeln)

„Ein Schaf tot sowie ein Schaf verletzt und später euthanasiert“, lautet die Bemerkung zu einem Verdachtsfall in Hünxe. Drei angegriffene Tiere waren offensichtlich in derselben Nacht im nahe gelegenen Schermbeck gefunden worden: Dazu heißt es als Bemerkung vom Lanuv: „Zwei Schafe tot, ein Schaf verletzt.“ In beiden Fällen – wie auch bei der Tötung des Minipferdes in Drevenack – werde der Verursacher bisher noch ermittelt, so das Lanuv. Üblicherweise würde das rund zwei Wochen dauern, so ein Wolfsberater. Erst dann herrscht Klarheit, ob es wirklich ein Wolf war.

Unzureichender Schutz der Nutztiere kritisiert

Für den Naturschutzbund hat sich der Kreisvorsitzende Peter Malzbender am Mittwoch nach dem Vorfall in Drevenack zu Wort gemeldet, indem er darauf verweist, dass „das Anfüttern der Wölfe“ strafbar sei. Dazu zähle auch ein unzureichender Schutz der Nutztiere: „Einen 80-90 Zentimeter hohen Litzenzaun überspringt jeder mittelgroße Hund ohne die Absperrung zu berühren“, so Malzbender, der ergänzt, beim Lanuv könne man nachlesen, dass 71 Prozent aller Nutztierrisse durch den Wolf in unserer Region in den vergangenen Jahren ohne geltenden Wolfsschutz stattgefunden hätten.

Ein 80-90 Zentimeter hoher Litzenzaun stellt für einen Wolf kein großes Hindernis dar.
Ein 80-90 Zentimeter hoher Litzenzaun stellt für einen Wolf kein großes Hindernis dar. © Johannes Kruck

„Mit anderen Worten: Wer leichtfertig in Kauf nimmt, dass die eigenen Tiere einfach zur Beute werden können, macht sich auch nach dem Tierschutzgesetz strafbar“, so der Kreis Weseler Nabu-Chef. Ungerechtfertigt werde somit der Wolf kontinuierlich ins schlechte Licht gerückt.

Nabu-Chef sieht eine „Wolfshetze wie im Mittelalter“

Ziel vieler „Wolfshetzer“ sei „die komplette Ausrottung am Niederrhein“, erklärt Malzbender. Das sei „Wolfshetze wie im Mittelalter“. Im riesigen gesamten Schermbecker Wolfsgebiet gebe es gerade einmal vier bis sechs Wölfe. Immer noch liege der Futter-Anteil von Nutztieren der hiesigen Wölfe bei gerade einmal zwei Prozent – das isei auch bundesweit so.

Der Naturschutzbund bittet alle Besitzer von Weidetieren, endlich die vom Land geförderten Wolfsschutzmaßnahmen umzusetzen. Zudem behalte der Nabu sich vor, grobe Verstöße gegen sachgerechter Haltung im Wolfsgebiet zur Anzeige zu bringen.