Wesel. Seit 30 Jahren gibt es die Hospiz-Initiative in Wesel – Zeit für eine Würdigung der wichtigen Arbeit. Doch es werden dringend neue Kräfte gesucht.
Die Hospiz-Initiative Wesel wird 30 Jahre alt. Was ein guter Grund ist, dieses 1993 ins Leben gerufene ehrenamtliche Engagement zu würdigen. In Zeiten, als die aktive Sterbehilfe in den Niederlanden propagiert wurde, kamen Anfang der 90er Jahre in Wesel Leute zusammen, um einen Weg zu finden, Menschen in ihren letzten Lebensphasen zu unterstützen. Als eingetragener Verein im Kirchenkreis startete die Weseler Hospiz-Initiative und nahm damit eine Vorreiterrolle in Nordrhein-Westfalen ein. Eine Frau der ersten Stunde ist Eva Chiwaeze.
Die Leiterin der Initiative erinnert sich, dass das, was der Hospizdienst heute leistet, damals eine schier unvorstellbare Zukunftsvision war. „Heute sind wir ein trägerübergreifender, ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst. Seit 2012 gibt es den integrierten Kinder- und Jugendhospizdienst. Ein Sonderprojekt zur Unterstützung der hospizlichen Begleitung von Bewohnern der Altenpflegeeinrichtungen wird durch die Kati-Faßbender-Stiftung, das Evangelische Krankenhaus und das Marien-Hospital finanziert.“
Hospiz-Initiative in Wesel: 95 Ehrenamtliche sind aktiv
Aktuell besuchen 95 Ehrenamtliche Schwerstkranke oder Sterbende zuhause oder in einer Pflegeeinrichtung wöchentlich, bei Bedarf in den letzten Lebensstunden auch nachts. Integriert ist die Hospiz-Initiative in ein großes Netzwerk, zu dem die Palliativstation, die ambulanten palliativen Pflegedienste und jetzt auch das stationäre Kati-Faßbender Hospiz gehören. Drei Palliativ-Pflegefachkräfte, die zu den sieben hauptamtlichen Hospizlern zählen, kümmern sich um die palliative Versorgung von Menschen in den Pflegeeinrichtungen. Ebenfalls von der Initiative angeboten werden Trauergruppen, aber auch Trauerbegleitung als Einzelgespräch.
Eva Chiwaeze und Hospiz-Koordinatorin Birgit Terhorst freuen sich über ihren großen Stamm an Ehrenamtlern, brauchen aber dringend „Nachwuchs“. „Wir suchen Männer und Frauen mit vielfältigen Lebenserfahrungen, die ihre Zeit einbringen und sich als Lebensbegleiter von Menschen in ihrer letzten Lebensphase verstehen“, erklärt Eva Chiwaeze. „Wichtig ist, sich für die Biografie der Menschen, an deren Bett man sitzt, zu interessieren. Und immer nimmt man auch etwas für sich selber mit“, bestätigt Birgit Terhorst.
Die Begegnung mit einer Sterbesituation docke immer auch an eigene existenzielle Fragen an. „Sie sind uns wichtig, weil Sie Sie sind“, zitierte Eva Chiwaeze den Leitspruch der Initiative. „Wir wollen nicht jemanden am Ende seines Lebens belehren, ihn drängen, sich mit dem Tod zu beschäftigen, wir wollen den letzten Tagen mehr Leben geben, versuchen, noch Wünsche zu erfüllen, Erinnerungen zu teilen, gemeinsam zu lachen. Oder einfach nur still am Bett sitzen und versuchen, dass Einsamkeit und Angst an Macht verlieren“, nennt Eva Chiwaeze Beispiele.
Peggy Kreienkamp ist seit April die neue Vorsitzende des Hospiz-Fördervereins. Sie selbst kam durch einen eigenen Schicksalsschlag zur Initiative. „Ich habe erfahren, wie hilfreich die Unterstützung anderer ist und dass man manche Wege nicht alleine gehen muss.“ Nach einem Vorbereitungskurs übernahm sie ab 2014 die Begleitung von schwerstkranken Kindern und Jugendlichen, auch die der Geschwister eines dieser Kinder. Der Förderverein organisiert und finanziert Feste und Ausflüge, sammelt Themen für Fortbildungen, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und bietet Vorträge und Letzte-Hilfe-Kurse an. Die Ehrenamtler werden in jeder Situation von den Hauptamtlichen unterstützt, nie mit Problemen alleine gelassen. Der Anspruch der Hospiz-Initiative ist, das Sterben als Teil des Lebens anzunehmen. Dass es den Ehren- wie Hauptamtlern gelingt, belegt die Einsatzfrequenz: 100 Personen werden pro Jahr begleitet.
Hintergrund: Der nächste Kurs für künftige Hospizbegleiter
Der nächste Kurs für künftige Hospizbegleiter beginnt am 2. Februar 2024 im Klausenhof in Dingden und endet am 1. November 2024. Geleitet wird er von Birgit Terhorst, Pfarrer Dirk Meyer und externen Fachleuten. Achtmal im Jahr wird den Ehrenamtlern ein Supervision angeboten, pro Quartal eine Fortbildungsveranstaltung. Mehr Infos unter www.hospiz-wesel.de. Wer sich engagieren möchte kann sich an das Hospizbüro wenden: Förderverein Hospiz-Initiative Wesel, Kiek in den Busch 87, telefonisch unter 0281/44299054 oder 0177/5511535.
Die Hospiz-Initiative lädt zudem zur Lesung am Mittwoch, 29. November, um 19 Uhr in der Aula der Musik- und Kunstschule, An der Zitadelle 13, in Wesel. Gabriele von Arnim liest aus ihrem Buch „Der Trost der Schönheit“. Jeder Interessierte ist willkommen.