Wesel. Der Förderverein Hospiz-Initiative Wesel hat eine neue Vorsitzende gewählt: Auf Claudia Böckmann folgen Peggy Kreienkamp und Andrea Stefanowski.
Beim Förderverein Hospiz-Initiative Wesel beginnt eine neue Ära: Nach zehn Jahren als Vorsitzende stellte sich Claudia Böckmann bei der Jahreshauptversammlung nicht mehr zur Wahl. Zu ihrer Nachfolgerin wählten die Mitglieder Peggy Kreienkamp als Vorsitzende und Andrea Stefanowski als stellvertretende Vorsitzende, die künftig als Doppelspitze fungieren. Auch der bisherige stellvertretende Vorsitzende Winfried Gielen und Beisitzer Karl-Heinz Kuhn stellten sich nicht mehr zur Wahl. Zu neuen Beisitzern wählten die Mitglieder Sabina Spelt und Wolfgang Mertes. Sie komplettieren das fünfköpfige Beisitzer-Team mit Eva Chiwaeze als leitender Koordinatorin, Jürgen von Gillhaußen und Urszula Raudonat.
„Alles hat seine Zeit“, sei das Motto für ihre Entscheidung gewesen, sagte Claudia Böckmann eingangs ihres Jahresberichtes. Mit zehn Jahren Vorstandsvorsitz und davor bereits rund zehn Jahren als Beisitzerin sei sie die „Dienstälteste“, wobei auch Winfried Gielen bereit seit zehn Jahren im Boot sei. Bei der Jahreshauptversammlung vor 27 Mitgliedern im Gemeindezentrum Gnadenkirche blickte Böckmann auf ihre Zeit als Vorsitzende zurück. Die 67-Jährige hatte den Vorsitz von Daniela Haerten übernommen – im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen im Lutherhaus.
Hospiz-Initiative rückt auch Angehörige in den Fokus
Neben der Begleitung der sterbenden Menschen selbst wollte die Hospiz-Initiative auch die Angehörigen in den Fokus rücken. Folgerichtig kam als erster Schwerpunkt neben der Sterbebegleitung die Trauerarbeit hinzu. Es entwickelten sich neue Formate: Trauer-Cafés, Trauerreisen und Trauersprechstunden. Geplant sind künftig auch noch Trauer-Spaziergänge. 2012 gingen mit dem Faßbender-Projekt sowie dem Kinder- und Jugendhospiz zwei neue Arbeitsbereiche an den Start. Auf der einen Seite ging es um lebensverkürzt erkrankte Kinder und Jugendliche, auf der anderen Seite um hoch betagte, alte Menschen mit vielen gesundheitlichen Baustellen. 2014 wurde der Rahmenvertrag zwischen der Kati-Faßbender-Stiftung und den Kooperationspartnern Marien-Hospital Wesel (mit neun Altenpflegeeinrichtungen), Evangelisches Krankenhaus Wesel (mit drei Altenpflegeeinrichtungen) und Hospiz-Initiative für weitere zehn Jahre verlängert.
Genau 100 Ehrenamtliche zählt derzeit der Erwachsenen- und Kinder- und Jugendhospizdienst, die sich auf 71 Ehrenamtliche bei den Erwachsenen und 29 Ehrenamtliche im Kinderhospizdienst verteilen. 85 Prozent sind Frauen, der jüngste Ehrenamtler im Kinder- und Jugendhospizdienst ist 24, der älteste 83. Während in der Erwachsenenhospizarbeit schon vor Corona ein kleiner Einbruch bezüglich ehrenamtlicher Tätigkeit zu verzeichnen war, zeigt der Kinder- und Jugendhospizdienst eine gegenteilige Entwicklung. Die Anziehungskraft begründet Claudia Böckmann damit, dass bei den Kindern und Jugendlichen mehr das Leben im Mittelpunkt stehe. Zwei von den seit 2017 begleiteten Kindern sind verstorben. Im Erwachsenenhospizbereich sind es rund 80 durch den Tod abgeschlossene Begleitungen pro Jahr (2022: 86). Ganz aktuell begleitet der Kinder- und Jugendhospizdienst „Ankerplatz“ 14 Familien. In Kürze wird im Wardtmannshaus auf der Grav-Insel, einem ehemaligen Bauernhof der Familie Seibt, ein Feriendomizil für Familien bezugsfertig sein.
Zahl der Begleitungen hat stetig zugenommen
Die Zahl der Begleitungen im Erwachsenenbereich zeigt einen stetigen Aufwärtstrend, war nur während Corona leicht rückläufig. Froh ist der Förderverein darüber, dass zunehmend jüngere Menschen den Weg in die Hospiz-Initiative gefunden haben. Ein Drittel der Ehrenamtler ist zwischen 44 und 63 Jahre alt. Der Großteil der Begleitungen fand 2022 im häuslichen Umfeld (31) und in stationären Pflegeeinrichtungen (39) statt, nur 16 im Krankenhaus. Die Hospiz-Initiative, im Gründungsjahr 1993 mit 15 Mitgliedern gestartet, zählt aktuell 84 Mitglieder. „Mich persönlich hat die Zeit im Vorstand bereichert und auch ein Stück weit wachsen lassen“, so Böckmann abschließend. Eva Chiwaeze, die leitende Koordinatorin, würdigte Claudia Böckmann als „liebevoll und sehr wertschätzend Menschen gegenüber.“ Sie habe ihre Arbeit sehr intensiv gestaltet und auch die Kontakte zur Kulturszene aufgebaut. Glücklicherweise habe sich Claudia Böckmann nur aus der Vorstandsarbeit, nicht aber aus der ehrenamtlichen Begleitung zurückgezogen.
Unter dem Motto „Was uns trägt…“ zitierten fünf Vorstandsmitglieder im Anschluss aus Büchern, die ihnen eine ganz besondere Inspiration und Motivation für die Hospiz-Arbeit geben. Musikalisch begleitet wurde die Lesung von Frank Bergmann am Saxofon und Daniel Masuch am Piano.