Wesel. Für den Hafenausbau in Wesel droht eine große Naturzerstörung, beklagt eine Bürgerinitiative. Sie hat nun Unterstützung für den Protest bekommen.

Weil sich Anwohnerinnen und Anwohner der Emmelsumer Straße um die Zukunft der Rhein-Lippe-Aue sorgen, haben sie im Sommer eine Protestbewegung gegründet. Das Ziel: Den Ausbau geplanten Ausbau des Rhein-Lippe-Hafens verhindern und eine aus ihrer Sicht besonders schützenswerte Naturlandschaft erhalten. Die Initiatoren der Initiative „Emmelsum: Rhein-Lippe-Land bleibt“ haben sich nun mit einigen Sympathisanten getroffen, um sich vor Ort noch einmal ein genaues Bild vor Ort von den gravierenden Veränderungen zu machen, die der Bebauungsplan 232 der Stadt Wesel vorsieht.

Der ist zwar noch in der Abstimmung und wird – sobald er öffentlich vorliegt – sicherlich noch einige Änderungen erfahren können. Aber die betroffenen Bürger machen sich schon jetzt große Sorgen. Das Gebiet „Rhein-Lippe-Hafen-Süd“, das direkt an den Wesel-Datteln-Kanal und den Rhein-Lippe Hafen grenzt, ist ein Filetstück für die Kommune und für mögliche Investoren. Die Hafengesellschaft Deltaport möchte die Fläche entwickeln, möglich wären zum Beispiel ähnliche Unternehmen wie es sie bereits im nördlichen Teil des Hafengebietes gibt – dort sind vor allem Logistiker angesiedelt.

Wesel: Bürgerinitiative sammelt Argumente gegen Hafen-Erweiterung

Die wirtschaftlichen Potenziale des Areals und die hervorragende Verkehrsanbindung hat auch bereits ein Gutachten hervorgehoben, zudem weist der Regionalplan Ruhr die drei Häfen Emmelsum, Rhein-Lippe und Stadthafen als „landesbedeutsame Hafenstandorte“ aus. Aber der Eingriff in das unbestritten wertvolle ökologische Gebiet (32 Hektar) durch großflächige Versiegelung gehe nicht nur die Anlieger etwas an, finden die Anwohner. Und so unterstützen auch der BUND und Attac Niederrhein, das sich als „globalisierungskritisches Bürgerbündins“ versteht, gemeinsam die Emmelsumer Initiative.

Ihre Argumente gegen die üppige Bebauung der Fläche für die Dienstleistungsbranche gründen vor allem in der Sorge um die damit verbundenen negativen Umwelteinflüsse. Das fängt an mit der befürchteten Beeinträchtigung des Trinkwassers, das die Anwohner aus ihren Brunnen entnehmen, da sie nicht an die Trinkwasserversorgung angeschlossen sind. Auch die Verringerung der Hochwasserausgleichsfläche durch die Versiegelung mache ihm Sorgen, sagt Engelbert Jesih, Gründer der Bürgerinitiative.

Diese Wiese gehört zum Erweiterungsbereich des Rhein-Lippe-Hafens in Wesel.
Diese Wiese gehört zum Erweiterungsbereich des Rhein-Lippe-Hafens in Wesel. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Günther Rinke vom BUND verweist auf die zu erwartende beträchtliche Zunahme des Verkehrs. Da es am Stadthafen keinen Gleisanschluss geben werde, müssten noch mehr Lastwagen die Fracht übernehmen statt sie auf die Schiene verlagern zu können. Durch die Flächenversiegelung in großem Maßstab gehe wertvoller Boden verloren, erklärt Günther Rinke und Martin Toonen, Anwohner und Garten- und Landschaftsbauer, unterstreicht: „Grünlandflächen, wie wir sie hier haben, sind ökologisch sogar noch wertvoller als Ackerflächen.“

Die Umweltschützer sehen sich von Politik und Verwaltung im Stich gelassen

Wie man mittlerweile auch wisse, nehme die Flächenkühle nach einer Bebauung erheblich ab. Das sei eben auch ein Nachteil für nahe Städte; die Frischlufterzeugung verringere sich. Besonders beklagenswert wäre durch die Versiegelung aber der Verlust der Biodiversität: Heckenstrukturen und alte Weißdornbestände gingen für Insekten und Vögel unwiederbringlich verloren.

BUND, Attac und die betroffenen Anwohner beklagen sich bitter, dass sie von der Verwaltung und den politischen Parteien nicht genügend eingebunden werden. Sie wünschen sich auch als Ausdruck der Wertschätzung eine Einladung zu einem Gespräch, um zu einem zukunftsfähigen Konzept beitragen zu können. Dass man nicht alle wünschenswerten Umweltaspekte berücksichtigen könne, sei allen klar, aber, wie Martin Toonen es im Hinblick auf den Erhalt der ökologisch wertvollen Fläche auf den Punkt bringt: „Jeder Quadratmeter zählt.“