Wesel. Wie geht die Security mit den Obdachlosen in der Unterkunft in Wesel um? Laut CDU gibt es schwerwiegende Probleme. Die Stadt reagiert.
Toiletten ohne Sitze, schwerwiegende Probleme mit dem Sicherheitsdienst, fehlende Schlüssel für die Zimmer: Die CDU-Fraktion sorgt sich um die Zustände in der Wohnungslosenunterkunft am Herzogenring in Wesel und beruft sich dabei auf Schilderungen von Bewohnerinnen und Bewohnern. Fraktionschef Jürgen Linz holt das Thema nun mit einem Antrag für den nächsten Sozialausschuss auf die politische Tagesordnung und erwartet von der Verwaltung eine Stellungnahme.
Einer der Kernpunkte der CDU-Kritik betrifft den Sicherheitsdienst in der Unterkunft. Demnach seien Linz schwere Vorwürfe zugetragen worden: „So wurde eine Bewohnerin ohne Schuhe und Jacke für drei Tage der Unterkunft verwiesen und ihr sofort der Zugang zu ihrem Zimmer verwehrt. Sie musste sich für diese Zeit eine andere Übernachtungsgelegenheit suchen“, schreibt der Ratsherr. Zudem sollen Securitymitarbeiter die Bewohnerinnen und Bewohner beim Aufräumen gefilmt haben und diese Aufnahmen später in Sozialen Medien verbreitet haben, um sich über die Menschen lustig zu machen. Auch würden Diebstähle und andere Vorfälle nicht verlässlich dokumentiert.
„Die Bewohner fühlen sich in solchen Situationen gänzlich auf sich alleine gestellt und sind ständiger Gängelung durch das Personal des Sicherheitsdienstes ausgesetzt“, formuliert es Linz in dem Antrag für den Sozialausschuss. Im Gespräch mit der NRZ betont der CDU-Fraktionschef, dass er sich mit mehreren Personen aus der Unterkunft ausgetauscht habe und die Schilderungen glaubhaft seien.
Von der Stadtverwaltung will der Politiker unter anderem wissen, welche Erfahrungen bislang mit dem Sicherheitsdienst am Herzogenring gemacht wurden. Der Stadt sind die Vorwürfe bereits bekannt und würden geprüft. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Stadtsprecher Swen Coralic. „Sollte sich das bewahrheiten, werden die Vorfälle ernste Konsequenzen haben.“
Wesel: Unterschiede zwischen Flüchtlingen und Obdachlosen?
Die CDU will noch weitere Punkte diskutiert wissen. Denn: Obwohl im vergangenen Jahr eine einheitliche Satzung für Flüchtlinge und Obdachlose der Stadt Wesel durch den Rat beschlossen wurde, „gibt es anscheinend teils erhebliche Unterschiede zwischen der Unterbringung von Flüchtlingen und Wohnungs- bzw. Obdachlosen in den Unterkünften unserer Stadt“, heißt es im Antrag der Fraktion.
Als Beispiel führt Linz die Flüchtlingsunterkunft an der Trappstraße auf. Dort gibt es demnach jeweils eine Küche für zwei Zimmer, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern ohne zeitliche Einschränkungen genutzt werden kann. In der Notunterkunft für Obdachlose hingegen müssten sich rund 30 Personen sechs Herdplatten teilen – und das auch nur zu bestimmten Zeiten. Zudem soll es dort auch Toiletten ohne WC-Sitze und Dusche ohne einen geeigneten Ablauf geben – auch die Duschköpfe würden fehlen.
Ein weiterer Kritikpunkt: „Während es in der einen Unterkunft Schlüssel für jedes Zimmer geben soll, ist auch dies am Herzogenring nicht der Fall. Die Bewohner können also ihr weniges Hab und Gut nicht durch Verschluss des Zimmers vor Diebstahl sichern“, schreibt Jürgen Linz. Auch das sei an der Trappstraße anders. Genauso gebe es am Herzogenring die Einschränkung, dass die Wohnungslosen dort zwischen 8 und 16 Uhr nicht in die Räumlichkeiten dürfen – das gelte etwa auch für Menschen mit Blasenschwäche, die ihre Notdurft dann irgendwo in der Stadt verrichten müssten.
Wohnungslosen-Unterkunft in Wesel: Die Toiletten sind aus Stahl
Auch dazu äußert sich Coralic auf NRZ-Anfrage – bezüglich der Unterschiede zwischen Flüchtlings- und Wohnungslosenunterkunft betont er: „Grundsätzlich sind das völlig verschiedene rechtliche Situationen.“ Bestätigen kann er, dass die Toiletten vor einiger Zeit ausgetauscht worden seien und es dort nun Stahlkonstruktionen gibt, wie man sie etwa von Autobahnraststätten kennt. „Es gab immer wieder Probleme mit Vandalismus“, sagt der Stadtsprecher. Falsch sei der Vorwurf, dass es keinen Abschluss in den Duschräumen gebe. „Das stimmt nicht“, betont Coralic.
Ganz generell habe sich die Situation der Wohnungslosen in Wesel deutlich verschärft. „Vor einigen Jahren waren in der Regeln weniger als zehn Menschen am Tag in der Unterkunft – heute sind es zwischen 30 und 40“, berichtet der Stadtsprecher. Es sei aber nicht so, dass die Menschen zwischen 8 und 16 Uhr keinen geschützten Anlaufpunkt hätten. Bei schlechtem Wetter oder Erkrankungen könnten sie zudem auch tagsüber in der Notunterkunft bleiben.
Jürgen Linz und die CDU wollen durch ihren Antrag klären lassen, wie sich die Lage für die Obdachlose möglicherweise verbessern lässt. Was ihm wichtig ist, wie er im Gespräch mit der Redaktion deutlich machte: „Es geht uns nicht darum, Flüchtlinge und Wohnungslose gegeneinander auszuspielen.“