Wesel. Es ist Muschelsaison: In Wesel bieten sie aber nur wenige Restaurants an – zu kaufen gibt es sie auf dem Markt. Infos zu Preisen und Anbietern.

Die Muschelsaison hat bereits im September begonnen, doch frische Muschel-Gerichte findet man auf den Speisekarten hiesiger Restaurants noch so gut wie gar nicht. Dabei weiß Fischhändler Jan de Graaf, der mit seinem Fischstand mittwochs auf dem Großen Markt in Wesel steht, dass die Menschen hier durchaus gerne Muscheln essen. In der Hansestadt verkauft er sogar mehr als in Bocholt, wo er ebenfalls mit seinem Stand auf dem dortigen Wochenmarkt vertreten ist.

Bei einem NRZ-Rundruf bei zwölf Gastronomiebetrieben in Wesel und Hamminkeln stehen aktuell nur im Lippeschlößchen und im Weseler Wirtshaus Miesmuscheln auf der Speisekarte. Im Intermezzo in Hamminkeln und bei Schepers in Obrighoven gab es bislang immer eine Muschelkarte. Diese ist aktuell noch in Vorbereitung. Vielleicht läuft die Muschelsaison hier so spät an, da der September so warm war.

Muscheln auf der Speisekarte: Nur in wenigen Restaurants in Wesel

Ricarda Schulz vom Intermezzo am Molkereiplatz in Hamminkeln hat bereits eine Gruppe von Restaurantgästen mit Muscheln verwöhnt. „Auf Vorbestellung. Bei uns werden die Muscheln mediterran zubereitet, auf vier verschiedene Arten. Dazu bieten wir italienisches Brot an. Es werden aber auch Muschelgerichte aus der Pfanne angeboten“, erklärt er. Von den zwölf befragten Restaurants bereiten drei Muscheln auf Anfrage, beziehungsweise Vorbestellung zu, ansonsten sind die klassischen Muschelgerichte nicht in Planung. Selbst in Gaststätten am Rhein, wie im Fährhaus in Bislich oder in der Wacht am Rhein in Büderich, werden keine Muscheln angeboten.

Für Ullrich Langhoff, den Inhaber des Lippeschlößchen, ist es keine Frage, ob Muscheln auf die Speisekarte kommen. „Bei Langhoffs gibt es immer Muscheln!“, betont der Gastronom. „Vorzugsweise am Wochenende, denn freitags bekomme ich frische Miesmuscheln aus der Nordsee.“ Zubereitet werden sie klassisch, gegart in einem Gemüsesud. „Ohne Wein, sie sollen ja nicht nach Wein schmecken, sondern den typischen Muschelgeschmack haben. Dazu gibt es Schwarzbrot“, erzählt der Inhaber des bekannten Restaurants. Angeboten werden die Nordseemuscheln als Vorspeise (500 Gramm) für 12,50 Euro, als Hauptspeise für 18 Euro. Aus dem Sud kreiert Ullrich Langhoff eine feine Muschelsuppe mit Krebspaste und einem Schuss Pernod. „Der leichte Anisgeschmack passt sehr gut dazu.“

Ein Muscheltopf mit Schwarzbrot – diesen Klassiker gibt es auch im Lippeschlößchen in Wesel auf der Karte.
Ein Muscheltopf mit Schwarzbrot – diesen Klassiker gibt es auch im Lippeschlößchen in Wesel auf der Karte. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ullrich Langhoff kann sich vorstellen, warum Muscheln in vielen Betrieben in Wesel und Umgebung nicht standardmäßig angeboten werden. „Muscheln sind ein diffiziles Lebensmittel. Die Kühlkette darf nicht unterbrochen, die Muscheln müssen ganz vorsichtig behandelt werden und sie dürfen nicht nach dem Haltbarkeitsdatum verzehrt werden. Da kann es schnell zu Lebensmittelvergiftungen kommen. Wenn sie überlagert sind, ist das Muschelfleisch dunkel, es muss hell und schön aussehen“, erklärt er.

Eine der wenigen Ausnahmen gibt es in der Innenstadt: Im Weseler Wirtshaus am Berliner Tor stehen Muscheln auf der Speisekarte. Sie werden entweder auf rheinische Art mit Weißwein oder italienisch mit Tomatensoße zubereitet und mit Brot gereicht. Hier kostet das Kilo 17,50 Euro.

Die klassischen Miesmuscheln werden mittlerweile meist vakuumiert verkauft.
Die klassischen Miesmuscheln werden mittlerweile meist vakuumiert verkauft. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Jan de Graaf verkauft auf dem Markt Muscheln aus Yerseke, einem Küstenort in der niederländischen Provinz Zeeland, in drei verschiedenen Größen, für sechs, sieben und acht Euro pro Kilo. Dreimal in der Woche werden sie frisch geliefert. Yerseke ist in den Niederlanden das Zentrum für den Fang und die Verarbeitung von Miesmuscheln. „Die Gezeiten tun ihnen gut“, weiß der Fachmann. Sie werden im Wattenmeer und in der Oosterschelde gefischt, dann in abgesteckten Parzellen vor Yerseke versenkt, wo sie zirka sieben Tage heranreifen, bis sie den typischen Geschmack von „Zeeuwse Mosselen“ haben.

Inzwischen verkauft sie Jan de Graaf vakuumiert. „Das ist meinen Kunden lieber als in den Tüten, die leicht auslaufen“, berichtet der Fischhändler. Er selbst bereitet die Muscheln traditionell mit Wasser, Weißwein und Frischgemüse zu. „Früher habe ich Muschelgewürz dazu verkauft. Heute wollen die Kunden lieber frisches Gemüse“, erzählt de Graaf. Daher bietet er eine Tüte mit der entsprechenden Gemüsemischung zum Verkauf an. Bis Ende März läuft bei ihm die Muschelsaison. Auch Muschelfleisch wird bei ihm gerne gekauft, gebacken, paniert oder gratiniert werden sie häufig am heimischen Herd zubereitet oder bei ihm als „gebakkene Mosselen“ am Stand verzehrt.

Hintergrund: Worauf man bei Muscheln achten muss

Muscheln, die sich nach dem Kochen nicht geöffnet haben, darf man nicht verzehren. Ebenfalls sollten Muscheln, die vor dem Kochen offen sind, aussortiert werden. Ansonsten sind Muscheln sehr gesund, da sie einen hohen Eiweißgehalt haben und fettarm sind.

Jakobsmuscheln oder Venusmuscheln findet man nicht nur beim Fischhändler sondern auch auf diversen Speisekarten in hiesigen Restaurants. Wie Spaghetti Vongole beim Italiener. Wer in den Herbstferien Muscheln in Frankreich oder den Benelux-Ländern gegessen hat, wird sie mit Pommes frites serviert bekommen haben. Diese lassen sich natürlich auch hier dazustellen.