Wesel. Das Weseler Traditionslokal Lippeschlößchen steht für 1,7 Millionen Euro zum Verkauf. Was dahinter steckt und wie es mit dem Betrieb weitergeht.
Einmalige Lage, über die Region hinaus bekannt, perfekt angebunden: Mit diesen Prädikaten wirbt derzeit ein Maklerbüro für das Lippeschlößchen in Wesel. Das Traditionslokal sowie angrenzende Gebäude stehen für insgesamt 1,7 Millionen Euro zum Verkauf. Die Eigentümer möchten in den wohlverdienten Ruhestand und suchen einen Nachfolger beziehungsweise einen Investor, der das Objekt in einmaliger Lage zu schätzen weiß und weiterführen oder entwickeln möchte, heißt es in der Immobilienanzeige. Was bedeutet das für die Zukunft des beliebten und bekannten Restaurants?
Betreiber Ullrich Langhoff beruhigt: Der gastronomische Betrieb stehe vorerst nicht zur Debatte und wird weitergeführt. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2027. „Und diese fünf Jahre will ich auf jeden Fall noch machen“, sagt der 65 Jahre alte Langhoff. Die Verkaufsabsichten der Erbengemeinschaft, zu der Langhoff selbst gehört, seien bereits länger bekannt. Der Verkaufsprozess stünde nun ganz am Anfang und sei eine langfristige Angelegenheit. „Wir sind in keiner Notsituation, in der wir verkaufen müssen“, betont Langhoff. Es gebe also überhaupt keinen Grund zur Eile.
Der Gastronom hat das Traditionslokal bereits 1986 übernommen. Das Gebäude, das direkt an der stark befahrenen B 8 und unmittelbar neben der Lippe liegt, wurde 1957 gebaut. In den 1960er und 1970er Jahren war es ein über die Grenzen der Stadt hinaus bekanntes Tanzlokal, Langhoff machte nach der Übernahme wieder ein Restaurant daraus, das bis heute vor allem für seine regionale Küche im mittleren Preissegment geschätzt wird.
Lippeschlößchen in Wesel: Welche Nutzung denkbar wäre
Zu dem Gebäudeensemble gehören neben dem Restaurant sieben Wohnungen und ein Appartementhaus mit vier weiteren kleinen Wohnungen. Dazu kommen mehr als 50 Parkplätze, ein Garagenhof mit mehreren Garagen und viel Hinterland mit unverbauter Sicht und einem Seitenblick auf die Lippe. Insgesamt geht es um ein Grundstück von mehr als 15.000 Quadratmetern, fast 700 Quadratmetern Gewerbefläche und 550 Quadratmetern Wohnfläche. Das Restaurant hat vier Gasträume und verfügt über 160 Sitzplätze, außerdem zwei Terrassen für 100 Personen mit Ausblick auf den Mündungsraum der Lippe. „Das Lippeschlößchen eignet sich für Investoren oder Eigennutzer“, heißt es in der Immobilienanzeige.
Veröffentlicht wurde das Inserat Anfang November. Ullrich Langhoff betont, dass er zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Angaben dazu machen kann, wie das Restaurant und die dazugehörenden Räumlichkeiten nach einem möglichen Verkauf einmal genutzt werden könnten. Ein Weiterführung der Gastronomie wäre zwar eine Lösung, die er befürworten würde, in Frage kämen aber beispielsweise auch eine Umwandlung in ein Altenheim oder ein Hotel.
Bis klar ist, wie es mit dem Lippeschlößchen weitergeht, wird sicher noch einiges an Wasser den Fluss nebenan und den nur knapp zwei Kilometer entfernten Rhein herunterfließen. Viele Weselerinnen und Weseler dürften die Entwicklung jedenfalls gespannt verfolgen, gehört das Lokal doch ohne Frage zu den gastronomischen Institutionen der Stadt. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass das Restaurant in einer Immobilienanzeige auftaucht. Bereits 2017 stand das Gebäudeensemble in Lippedorf zum Verkauf – damals für 1,5 Millionen Euro. Für die Veräußerung zuständig ist jetzt die Firma MHaus Immobilien, ein Maklerbüro aus Dinslaken.