Wesel. Der Zeitpunkt für die B8-Sperrung scheint günstig gewählt: Am Montagmorgen bleibt das Verkehrschaos auf der B58 aus, doch zum Mittag geht’s los.
Wer auf sie gehört hat, auf all die Unkenrufe, die für den heutigen Montag ein drohendes Verkehrschaos auf der B 58 prophezeit haben, und sich deshalb extra früh auf den Weg gemacht hat, der wird sich wohl geärgert haben. Denn das erwies sich – trotz B 8-Sperrung – als absolut unnötig.
Sperrung: Zeitpunkt in den Herbstferien offenbar günstig gewählt
Gegen 7.20 Uhr – typische Berufsverkehrszeit – ist es an diesem Montag an der großen Ampelkreuzung an der Zitadelle, wo B 8 (Oberndorfstraße/Südring) und B 58 (Schillstraße) sich treffen, ziemlich leer. Die Gründe scheinen naheliegend: Zum einen ist es während der Ferien ja immer etwas ruhiger auf den Straßen, weil der Schulverkehr wegfällt und Menschen mit schulpflichtigen Kindern Urlaub nehmen, zum anderen bietet sich der Montag vor dem Feiertag am Dienstag natürlich als Brücken- oder wenigstens Homeoffice-Tag für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an.
Nach rechts in die Oberndorfstraße jedenfalls will um 7.20 Uhr überhaupt niemand – kein Wunder, die Schilder erinnern an die Problemlage: Hier kommt man maximal bis zum Autohaus, bis nach Voerde und Dinslaken nicht. Dafür müsste man über die B 58 entweder bis zur A 3 und dann über die Autobahn oder bis nach Drevenack und dann über Land.
Bis zur Autobahnauffahrt A 3 dauert es zwischen 7 und 9 Uhr am Morgen exakt 15 Minuten – somit nicht auffällig lange, höchstens auffällig problemfrei. Doch das soll nicht so bleiben: Zum Mittag tritt dann das ein, wovon am Morgen noch nichts zu sehen war:
Fahrlehrer bemängelt zu viele Baustellen zur gleichen Zeit
Gegen 13.45 Uhr meldet sich Fahrlehrer Frank Schulten in der NRZ-Redaktion: „Ich steh hier jetzt seit zehn Minuten in der Autobahn-Abfahrt Hünxe“, berichtet er völlig genervt mitten in einer Fahrstunde. Und das hängt – natürlich – mit der B8-Sperrung zusammen. Dabei, so ist er sicher, müsste das Problem gar nicht so gravierend sein. „Da haben die Behörden sich ja richtig toll abgesprochen“, hält Schulten ironisch fest.
Denn zum Stau komme es dieser Tage vor allem deshalb, weil große Bauprojekte nicht aufeinander abgestimmt werden. So wie jetzt die B8-Sperrung in Wesel, wegen der der Verkehr Richtung Voerde und Dinslaken bzw. von dort kommend über die Schermbecker Landstraße umgeleitet wird, während gleichzeitig die Autobahn-Abfahrt Hamminkeln gesperrt ist, mithin diejenigen, die dorthin wollen (oder von dort kommen) ebenfalls in großer Zahl über Wesel fahren. „Ich find, das kann man alles besser koordinieren“, meint Schulten.
Für manchen Autofahrer werden die so verlängerten Fahrzeiten nur ein Ärgernis sein, für manche können sie ein handfestes Problem werden. So wie für Frank Schulten: „Ich hab ja gar keine Wahl“, sagt er, mit seinen Fahrschülern muss er die Strecke über die B58 fahren, weil bestimmte Aufgaben in der Fahrausbildung vorgeschrieben sind, für die es zum Beispiel die Autobahn braucht. „Man kann das zeitlich gar nicht mehr einplanen“, ärgert er sich – und schaut schon jetzt mit Grauen auf die Tage nach dem Feiertag: „Mittwoch wird’s voller, viel voller“, ist er sicher.
Ärger in Lippedorf: Lkw fahren durch Anliegerstraße
Für Ärger anderer Art sorgt die B8-Sperrung derweil auf der anderen Seite, im Ortsteil Lippedorf. Hier heißt die B8 Willy-Brandt-Straße und ist schon länger zwischen Frankfurter und Emmelsumer Straße gesperrt. Dank der neuen Sperrung ist der Weg nach Wesel nun ganz abgeschnitten. Deswegen wurde für Anwohner und Anlieger der Willy-Brandt-Straße der sonst durchfahrtsbeschränkte Kasselweg freigegeben, und zwar nur für diese.
Dennoch hat sich nun eine Anwohnerin des Kasselwegs hilfesuchend an die NRZ gewandt: Bereits seit einer Woche, beklagt sie, sei vor ihrem Haus „die Hölle los“, allein am Freitag (29. September) seien bis 18 Uhr 94 Fahrzeuge vorbeigefahren, fast alle davon Lkw, für die die Straße jedoch nicht freigegeben ist.
Polizei: Keine Auffälligkeiten
Die Kreispolizei Wesel hingegen gibt auf Anfrage der NRZ an, dass es im Zusammenhang mit der B 8-Sperrung bislang „keine Auffälligkeiten“ gegeben habe – weder auf der B 58, noch im Ortsteil Lippedorf. Hier sei kein erhöhtes Einsatzvolumen zu verzeichnen, auch lägen keine Meldungen vor.