Wesel. Die Buchhandlung Korn mit ihren Standorten in Wesel und Dinslaken wird mit einem wichtigen Preis ausgezeichnet. Was ihr Angebot auszeichnet.

„Bei uns finden Leserinnen und Leser keine Stapelware, aber alles, wovon wir wirklich überzeugt sind.“ Eva Korn, Inhaberin der gleichnamigen Buchhandlung auf der Brückstraße in Wesel, weiß um die besondere Herausforderung, eine kleine Buchhandlung durch unruhige Zeiten zu führen, ist aber überzeugt: „Individualität als Konzept – damit überleben wir.“ Auch im Schaufenster soll man schon sehen: „Hier gibt es etwas Besonderes.“ Und so wird die große Fensterfront gern auch örtlichen Künstlerinnen und Künstlern als Plattform zur Verfügung gestellt, um ihre Werke zu präsentieren: ein Farbtupfer in einer eher unscheinbaren Einkaufsstraße.

Und dass dieses Konzept und das damit verbundene, über den Verkauf von Büchern hinausgehende, kreative Engagement belohnt wird, freut die leidenschaftliche Buchhändlerin überaus. Denn die Buchhandlung Korn wird im Oktober vom Börsenverein des deutschen Buchhandels mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet und erhält ein Preisgeld von mindestens 7000 Euro. Zusammen mit dem Partnergeschäft ihrer Mutter Brigitte Korn in Dinslaken (ebenfalls an der dortigen Brückstraße) gehört sie demnach laut der Jury zu den 100 besten Buchhandlungen in Deutschland. Wenn es richtig gut läuft, könnte bei der Verleihung sogar der Hauptpreis winken – dann gäbe es ein Preisgeld von 25.000 Euro.

Buchhandlung Korn gibt es in Wesel und Dinslaken

Von den über 5000 Buchhandlungen in Deutschland haben sich 480 aus dem ganzen Bundesgebiet für die Auszeichnung beworben. Die Preisträger werden am 2. Oktober 2023 bei einer feierlichen Preisverleihung im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart von der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, geehrt. Mit dem Deutschen Buchhandlungspreis werden vorwiegend inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland ausgezeichnet, die zum Beispiel ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten.

Buchhändlerin Eva Korn berichtet am Freitag, den 22.10.2021 in ihrem Geschäft an der Brückstrasse 13 über ihren Beruf. Foto: Erwin Pottgiesser / FUNKE Foto Services
Buchhändlerin Eva Korn berichtet am Freitag, den 22.10.2021 in ihrem Geschäft an der Brückstrasse 13 über ihren Beruf. Foto: Erwin Pottgiesser / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Und die Buchhandlung Korn überzeugte die Jury mit einem vielseitigen Geschäftsmodell. Das literarische Sortiment, das Eva Korn selbst auswählt, umfasst vor allem „Bücher ohne Verfallsdatum“ und berücksichtigt auch Nischenverlage, die mit kleinen Auflagen eine kulturelle Vielfalt widerspiegeln, die sich auch in der Buchhandlung selbst zeigt, wo es Regale für Kunst, Musik oder Lyrik und Exilliteratur gibt. Es gibt reizvolle Sitzmöglichkeiten zum Verweilen und Schmökern. Zum Ladenlokal gehört auch ein kleiner verwunschener Garten mitten in der Stadt. Die Buchhandlung, die sich durch eine angenehm zurückhaltende Präsentation ihrer Angebote auszeichnet, ist aber auch ein Ort, „an dem Begegnungen ermöglicht werden und kulturelle Vielfalt einen Platz erhält.“

Zum einen, wenn Eva Korn und ihre Mutter, die die gleichnamige Buchhandlung in Dinslaken führt, ihre Leseerfahrung auf humorige Weise einem neugierigen Publikum nahe bringen. Oder durch Lesungen, bei denen Eva Korn neben dem Publizisten Roger Willemsen oder den Literaturkritiker Denis Scheck auch den Weseler Krimiautor Thomas Hesse und seine Co-Autorin Renate Wirth begrüßen konnte.

Sorgen bereitet ihr, dass die Lesekompetenz der Kinder immer mehr abnehme. Das Vorlesen müsse wieder entdeckt, das Lesen selbst vorgelebt werden. Dass Lesen als fundamentale Kulturtechnik an Bedeutung zu verlieren droht, bedauert die Buchhändlerin sehr, ist doch das Angebot an guten Büchern „so schön und vielseitig wie nie.“