Hamminkeln. Den Grundstein hat die damalige Umweltministerin Svenja Schulze in Dingden noch gelegt, doch nun wackelt das Projekt Klimalehrpfad im Märchenwald
Mit dem Klimaschutzpreis der Stadt Hamminkeln ist er schon ausgezeichnet und den Grundstein legte mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze im August 2021 auch keine ganz unbekannte Persönlichkeit – und nun steht der geplante Klimalehrpfad der Akademie Klausenhof im Dingdener Märchenwald auf der Kippe.
Thorsten Gonska, Geschäftsbereichsleiter Weiterbildung und Tagungen bei der Akademie Klausenhof, war immer ein großer Fan und ist bis heute fest von der Wichtig- und Richtigkeit des Projekts überzeugt. Deshalb ist er mit der Entwicklung alles andere als zufrieden. Im Moment sei alles auf Eis gelegt, berichtet er bei einem Besuch vor Ort. Grund sei zum einen der Fachkräftemangel und zum anderen die unsichere Finanzierung.
Zwei Ziele, die nicht gut zusammen passen
Der Dingdener Märchenwald steht für zwei Dinge, die nicht wirklich gut zusammen passen. Da ist zum einen seine Funktion als Naherholungsgebiet und Freizeitstätte. Seitdem August Driessen in den 60er Jahren hier verschiedene Orte von Märchen für seine Kinder nachgebildet hatte, ist das Waldgebiet an der Krechtinger Straße für Generationen von Dingdenern und auch von außerhalb „ihr“ Wald. Hier spielen die Kinder am Bach, hier gehen die Familien spazieren, hier führen die Hundebesitzer ihre Liebsten aus, hier toben sich Mountainbiker in der Berg- und Tallandschaft aus.
Allein schon das birgt eine Menge Konfliktpotenzial. Aber der Märchenwald ist auch Teil des Naturschutzgebietes Mummbecker Bach und damit streng geschützt. Denn mit dem natürlichen Bachlauf und seiner Auenlandschaft ist er eine Rarität in Deutschland. Und hier prallen dann tatsächlich Welten aufeinander.
Diesen Konflikt zu lösen hatte sich die Akademie Klausenhof ein wenig auf die Fahne geschrieben, als die Stiftung 2017 von der Erbengemeinschaft das Angebot bekam, die Fläche zu kaufen. Damals gab es unter den Dingdenern massive Befürchtungen, dass der Märchenwald nun für alle gesperrt wird. Aber das will der Klausenhof nicht. Der Märchenwald soll für alle da sein, aber halt mit Rücksichtnahme. Thorsten Gonska: „Wir wollen, dass die Öffentlichkeit den Wald nutzt.“
Märchenwald soll weiter zugänglich sein
Das war – und ist eigentlich immer noch – Ziel des Klimalehrpfads. Da hat der Klausenhof schon tolle Ideen, extra einen Experten angeheuert, der sich gemeinsam mit den Leuten im Haus Gedanken gemacht hat. Aber was ist davon in einem Naturschutzgebiet erlaubt, wo sind die Grenzen? Und wer bezahlt allein das Material?
Hier steckt der Klausenhof zurzeit in der Klemme. Die Bundesregierung hat rigide Mittelkürzungen von 25 Prozent im Bereich politische Bildung angekündigt. Genau in diesem Bereich ist der Klimalehrpfad beim Klausenhof angesiedelt und niemand weiß zurzeit, welche Programme in welcher Form weitergeführt werden können, auch personell. Das gilt übrigens nicht nur für den Märchenwald. Und wenn das Konzept von den beteiligten Behörden genehmigt wird, was einige Jahre dauern kann, muss immer noch geklärt werden, wer für so simple Dinge für Holz und Infotafeln zahlt.
Eine kleine Anekdote steht sinnbildlich für das Dilemma. Bevor die Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Grundstein legen konnte, gab es im Klausenhof einen Anruf vom Kreis. Die Ministerin könne den Wald nicht betreten, der sei ja Naturschutzgebiet. Es dauerte seine Zeit, zu klären, dass es dort Wege gibt, auf denen man sich bewegen darf und dass auch eine Ministerin deshalb den Märchenwald betreten darf.