Wesel. Ab Samstag, 19. August, wird die Bahnstrecke nach Wesel wieder gesperrt – dieses Mal für mehrere Wochen. Welche Auswirkungen die Sperrung hat.
Auf Pendlerinnen und Pendler kommen wieder harte Zeiten zu – der Weseler Bahnhof wird für mehrere Wochen vom Zugnetz abgeschnitten. Zwischen dem 19. August und dem 29. September wird auf der Betuwe-Strecke intensiv gebaut, die Folge sind Zugausfälle und Streckensperrungen. In diesem Artikel geben wir die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Welche Folgen hat die Sperrung der Strecke für den Bahnverkehr nach Wesel?
Los legt die Bahn mit den Arbeiten am Samstag, 19. August. Schon an diesem Tag schrumpft das Zugangebot in Richtung Wesel massiv zusammen, denn der Regionalexpress RE 5 fährt dann bis zum 29. September nur noch bis und ab Oberhausen. Ab Montagmorgen, 21. August, fallen auch die Züge des RE 49 zwischen Wesel und Oberhausen aus (am Wochenende fährt der Zug ohnehin nicht) – und zwar bis zum 24. September. Der RE 19 fährt vom 19. August bis zum 25. August nur noch zwischen Wesel und Arnheim beziehungsweise zwischen Wesel und Bocholt. Vom 25. August bis zum 24. September geht dann gar nichts mehr: Der vom Unternehmen Vias betriebene RE 19 fällt dann auf seinem gesamten Weg ab Oberhausen aus.
Wie funktioniert der Schienenersatzverkehr?
Für die drei Zuglinien sollen jeweils Busse fahren, die allerdings zu anderen Zeiten unterwegs sind als die Züge. Darunter sind auch Expresslinien, die ohne Zwischenstationen von Wesel nach Oberhausen fahren – auch in Richtung Arnheim gibt es einen Schnellbus, der auf dem Weg dorthin nur in Emmerich, Elten und Zevenaar hält. Es gibt aber auch Busse, die an allen Stationen halten – und entsprechend länger unterwegs sind. Ein weiterer Schienenersatzverkehr mit allen Unterwegshalten verkehrt zwischen Wesel und Bocholt. In der ersten Woche der Sperrung fährt für den RE 19 zudem ein Bus nach Dinslaken, der auch in Friedsfeld und Voerde stoppt.
Die Busse fahren jeweils vom Busbahnhof in Wesel ab. Die Fahrtzeiten verlängern sich im Vergleich zum Zug teilweise erheblich: So benötigt der SEV mit allen Halten von Wesel nach Oberhausen laut Fahrplan für die Strecke etwa 75 Minuten, der Schnellbus ist 45 Minuten unterwegs – mit einem der Regionalexpresse sind es normalerweise 24 Minuten bis zum dortigen Hauptbahnhof. Für die genauen Fahrpläne verweist die Deutsche Bahn auf die Internetseite www.zuginfo.nrw.
Welche Arbeiten erledigt die Bahn auf der Betuwe-Strecke?
In Wesel steht während der Bauphase der Einschub der neuen B 8-Brücke (Willy-Brandt-Straße) auf dem Programm: Voraussichtlich Anfang September werde die rund 800 Tonnen schwere neue Brücke mit Hilfe von Spezialfahrzeugen millimetergenau an Ort und Stelle eingefahren, heißt es von Seiten der Bahn. Die ersten vorbereitenden Arbeiten beginnen schon am Freitag, 18. August. Auch die alte Oberleitung und Mastfundamente werden in dieser Zeit zurückgebaut. Dazu kommen Bagger, Radlader, Walzen und Lkw zum Einsatz, gearbeitet wird auch in den Nächten.
Wenn die neue Brücke platziert ist, sollen im Anschluss noch letzte Straßenarbeiten folgen, auch eine neue Oberleitung wird errichtet. Die aktuelle Straßensperrung wird nach derzeitiger Planung am 17. Oktober aufgehoben. Außerdem geht es um die wenige Meter entfernte Lippebrücke: Hier stehen erste Gründungsarbeiten für die neue Brücke auf dem Programm, für die Anfang 2024 die Hauptarbeiten beginnen sollen. Die beteiligten Firmen arbeiten ebenfalls tagsüber und nachts. Neben den Brückenarbeiten finden Kampfmittelsondierungen sowie Kabeltiefbauarbeiten statt.
Was sagt Pro Bahn zur Sperrung und zum SEV?
An der Organisation des Schienenersatzverkehres gibt es immer wieder Kritik. Auch dieses Mal erwartet Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, wieder ein „heilloses Durcheinander“. Gerade für Gelegenheitsfahrer sei das Konzept der Ersatzbusse nur schwer zu durchschauen. „Die Koordination zwischen den einzelnen Unternehmen ist sehr unbefriedigend“, findet Ebbers, der in Sterkrade an der Strecke wohnt. Für die Fahrgäste fängt das schon damit an, dass die ausgehangenen Fahrpläne alle ein unterschiedliches Design haben.
Auch die Anschlusszeiten zwischen den Zügen und Bussen seien sehr knapp bemessen, sodass schon bei kleineren Verspätungen auf der Strecke die Gefahr besteht, den Umstieg zu verpassen. „Die Menge der Risiken, seinen Anschluss zu verpassen, ist sehr hoch“, sagt Ebbers, der eine bessere Abstimmung und mehr Informationen fordert. Dass diese lange Sperrung zudem nicht in den Ferien durchgeführt wurde, erhöhe die Belastung zusätzlich. „Mindestens die Hälfte der Fahrgäste wird wegbleiben“, ist er sicher. Auch die Fahrzeiten können schnell unverhältnismäßig lang werden, vor allem wenn man an Haltepunkten einsteigt, die nicht von den Expresslinien angefahren werden – und dann noch seinen Anschluss verpasst.
Welche Sperrungen stehen zwischen Wesel und Oberhausen noch an?
Nach der Sperrpause ist das Leid für Pendlerinnen und Pendler in diesem Jahr noch nicht ganz überstanden. Vom 25. November bis zum 3. Dezember ist eine weitere Totalsperrung geplant, bis zum 8. Dezember anschließend eine Teilsperrung. Auch im nächsten Jahr wird es immer wieder Einschränkungen auf der Zugstrecke zwischen Wesel und Oberhausen geben. So richtig Dicke kommt es dann ab dem Spätherbst 2024: Über 18 Monate wechseln sich Voll- und Teilsperrungen ab.