Wesel. Das Städtische Museum Wesel plant, für 50.000 Euro ein Bild aus dem 17. Jahrhundert anzukaufen. Was das historische Gemälde so besonders macht.

Die Sammlung des Städtischen Museums Wesel wird bald um ein Gemälde reicher sein: Vom Kulturausschuss gab es jetzt das Okay zum Kauf eines Werkes des niederländischen Malers Anthonie Janszoon van der Croos, das eine Ansicht der Stadt Wesel zeigt. Es wurde dem Museum aus einer Privatsammlung angeboten, die veräußert werden soll.

Die „Ansicht der Stadt Wesel von der Lippe aus mit einem zeichnenden Künstler im Vordergrund“ hat der Maler im 17. Jahrhundert in Öl auf Leinwand gebannt. Rhein und Lippe sind darauf deutlich zu erkennen, ebenso Dom und Mathenakirche sowie weitere Kirchtürme im Hintergrund, die aus der Stadtsilhouette aufragen. Die Stadtmauer ist deutlich zu erkennen, am linken Bildrand ist zudem etwas vom historischen Büderich zu erahnen und im rechten Bereich eine schmale Brücke, die über die Lippe in die Stadt zu führen scheint.

Typische Ansicht aus dem 17. Jahrhundert

Ansonsten prägt die umgebende Landschaft das Bild, ein Künstler sitzt – scheinbar die Stadt skizzierend – auf einem kleinen, bewachsenen Hügel am linken Lippeufer, hinter ihm steht eine rotgewandete Gestalt und an der Seite des Hügel ist noch ein dritter Mensch zu erkennen. Den meisten Raum allerdings nimmt der Himmel ein, rund zwei Drittel der Bildfläche nämlich. Farblich changiert er zwischen einem dunklen Vanilleton und hellem Graublau, ein paar Wolken türmen sich ebenfalls über der Stadt.

Diese Art der Landschaftsdarstellungen mit weitem, wolkigen Himmel seien ein ganz typisches Kennzeichen für die Zeit des „Gouden Eeuw“, der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit der Niederlande im 17. Jahrhundert, erklärte die Leiterin des Fachbereichs Kultureinrichtungen Sarah Heidebroek im Kulturausschuss. Das Werk habe sowohl einen historischen, dokumentarischen Wert und sei zudem „sehr dekorativ“: „Es macht sich also wahrscheinlich sehr gut in unserer Sammlung“, so Heidebroek weiter.

Darüber hinaus sei das Bild nicht nur in einem „ungewöhnlich guten konservatorischen Zustand“ (lediglich eine Reinigung wäre nötig), sondern sei für die Zeit mit seinen Maßen von ca. 112 mal 154 Zentimeter auch außergewöhnlich groß.

Kunsthistorisch interessantes Werk

Das Stadtmuseum ist bereits im Besitz einer ähnlichen Ansicht des gleichen Künstlers. Die ist zwar bedeutend kleiner, doch ihre pure Existenz ist kunsthistorisch interessant: „Es zeigt, dass es einen Markt in und um Wesel für diese Art von Bildern gab“, so Heidebroek. Es gilt als wahrscheinlich, dass reiche niederländische Kaufleute der damaligen Zeit solche Bilder in Auftrag gegeben haben. Und so mutmaßlich auch jenes, das das Stadtmuseum nun kaufen will. Dieses wird vermutlich nach 1629 (in dem Jahr wurde Wesel von den Niederländern eingenommen) und vor 1662/1663 (angenommene Sterbejahre des Künstlers) entstanden sein. Zwar ist der ursprüngliche Auftraggeber nicht bekannt, die Provenienz des Werkes aber bis ins 18. Jahrhundert gesichert.

Für 50.000 Euro soll das Gemälde nun den Besitzer wechseln – 35.000 Euro davon können aus Eigenmitteln finanziert, der Rest von der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe beigesteuert werden. Das klingt zwar viel, ist aber im Hinblick auf Werk und Künstler angemessen: Regelmäßig werden Werke des Künstlers für sechsstellige Beträge angeboten und verkauft. Dieses spezielle Bild wurde zuletzt 2014 von seinem jetzigen Besitzer über das Auktionshaus Christie’s in New York für damals 56.250 US-Dollar ersteigert.