Wesel. Im Kreis Wesel soll ein neues Leihradsystem aufgebaut werden. Die Politik in der Stadt Wesel hat allerdings Bedenken, ob das wirklich Sinn macht.

René Augustin hatte im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss in Wesel keinen leichten Stand. Der Mobilitätsmanagers des Kreises stellte dort die Pläne für ein neues Leihradsystem vor, das im gesamten Kreis Wesel aufgebaut werden soll. Die Idee: An festen Stationen können die Räder für eine kurze Zeit gemietet werden – und dort oder an einer anderen Station wieder abgegeben werden.

Leihradsystem im Kreis: Wesel schließt sich Absichtserklärung erstmal nicht an

Es soll sich dabei nicht um ein Angebot für Touristinnen und Touristen handeln, sondern um ein alltagstaugliches Modell, das rund um die Uhr verfügbar und öffentlich zugänglich ist. Die Ausleihen sollen über eine App auf dem Smartphone gesteuert werden. Die Alltagsräder sollen dabei in erster Linie für kurze Strecken, zum Beispiel als Anschluss an eine ÖPNV-Verbindung, genutzt werden. Augustin warb für dieses System, dessen Umsetzung von der Kreispolitik angestoßen wurde, als Teil der Verkehrswende hin zu einer nachhaltigeren Mobilität.

Solche System gibt es bisher vor allem in Großstädten. Während sich beispielsweise die Lokalpolitik in Moers bereits in einer Absichtserklärung für die Einführung ausgesprochen hat, reagierten die Vertreter im Weseler Ausschuss deutlich verhaltener. Während die Verwaltung vorgeschlagen hatte, sich ebenfalls der Absichtserklärung anzuschließen, beschloss der Ausschuss, erst im Zuge der nächsten Haushaltsberatungen über dieses Thema zu entscheiden.

Nicht nur die 90.000 Euro Kosten für drei Jahre, sah insbesondere die SPD kritisch. „Das passt am Niederrhein nicht in die Zeit“, sagte Fraktionschef Ludger Hovest. Er bezweifle, dass die Leihräder genügend Nutzerinnen und Nutzer finden – unter anderem mache die stationsbasierte Ausleihe das System unattraktiv. Ohnehin hätten die meisten Menschen in Wesel mehr als ein Fahrrad bereits zu Hause stehen. „Und wenn ich die Kosten sehe, wird mir schwarz vor Augen.“ Widerspruch kam in erster Linie von den Grünen. „Wir sind Kreisstadt und wollen keine Provinz sein“, sagte Ratsfrau Birgit Appels.

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