Wesel. Straßen NRW erläuterte beim Infoabend die Maßnahmen für den Tunnelbau auf dem Fusternberg. Besonders ein Aspekt brachte die Bürger auf die Palme.
Noch konzentrieren sich die Bauarbeiten an der Südumgehung auf den Bereich westlich der Bahnlinie. 2024 werden erste Vorarbeiten für den Trog und den Tunnel auf dem Fusternberg und den Anschluss an die B 70 beginnen, 2025 geht es richtig los. Was die Anwohnerinnen und Anwohner erwartet, erfuhren sie jetzt beim Bürgerinfoabend von Straßen NRW.
Vielen von ihnen stießen die dort präsentierten Fakten sauer auf: So ist der geplante Fertigstellungstermin noch weiter nach hinten auf 2030 gerückt und auch die Tatsache, dass mit der Fusternberger und der Wackenbrucher Straße zwei wichtige Verbindungen für ein Jahr parallel gesperrt werden, sorgte für Ärger. „Das geht überhaupt nicht“, schimpfte ein Anwohner.
Die Maßnahme sei „so beliebt wie eine Wurzelbehandlung“, brachte es ein weiterer Teilnehmer auf den Punkt. 68 Personen hatten sich zur Veranstaltung mit Romina Korrenz und Alexander Schlüter, beide Projektleiter bei Straßen NRW, angemeldet. Schlüter unterstrich noch einmal die Notwendigkeit der 3,8 Kilometer langen Umgehung: 23.500 Fahrzeuge queren derzeit die Innenstadt, mit der Öffnung der B 58n werden es 18.500 weniger sein.
Tunnel Fusternberg: Das ist der Zeitplan für den Bau
Zwischen der Bahnlinie und dem Anschluss an die B 70 (Hagerstownstraße) wird die Straße streckenweise durch einen 360 Meter langen Tunnel verlaufen. Er beginnt von der B 8 kommend kurz vor der alten Bahnlinie nahe der Firma Clyde Bergemann. Der Tunnel sei eigentlich nicht notwendig gewesen, wurde aber im Planfeststellungsverfahren aus Lärmschutzgründen beschlossen, erläuterte Schlüter. Mehr als vier Jahre wird die Bauzeit dauern – für die Anwohner, die zum Teil sehr nahe an der Trasse wohnen oder sogar vorübergehend Flächen abtreten müssen, eine Geduldsprobe.
Alexander Schlüter erläuterte den Zeitplan: Vorarbeiten beginnen 2024 im Bereich der B 70, dort werden Düker gebaut. Im Herbst 2025 folgt die erste große Maßnahme: Eine große Dükeranlage für Frisch- und Abwasserleitungen wird im Bereich der Schillwiese unter dem künftigen Tunnel erstellt, das soll rund zwei Jahre dauern. Parallel beginnt von beiden Enden zur Mitte hin in mehreren Abschnitten der Tunnelbau in offener Bauweise.
Etwa vier Jahre werde es dauern, bis der Rohbau fertig ist. „Dann ist oben Erde drauf und Sie haben Ruhe“, so Schlüter. Die Restarbeiten bis zur Freigabe des letzten Teilstücks dauern – nach derzeitigen Planungen –bis 2030. Natürlich könne es Verzögerungen bei der Vergabe der Arbeiten in mehreren Paketen geben, räumte Romina Korrenz auf Nachfrage ein. Zu Sperrungen käme es aber erst, wenn die Arbeiten wirklich beginnen.
Südumgehung: So sollen Anwohner vor Lärm und Schmutz geschützt werden
Gearbeitet wird an sechs Tagen die Woche maximal von 7 bis 20 Uhr. Dabei gelten Lärm- und Immissionsschutzregeln: Erschütterungsarmes Arbeiten, Baustellenverkehr nur über eine Baustraße auf der Trasse (kommunale Straßen sind für Lastwagen tabu), Lärmgrenzen von 59 Dezibel in Wohngebieten und Bewässerung zur Vermeidung von Staub gehören dazu.
Nach der Fertigstellung erhalten Anwohner passiven Lärmschutz, etwa durch Fenster, oder finanzielle Entschädigungen. Gutachter nehmen vor dem Beginn der Arbeiten die Gebäude unter die Lupe und ergreifen wenn nötig Maßnahmen, damit Häuser keinen Schaden nehmen, erklärte Romina Korrenz. Gespräche mit Eigentümern zum Kauf von Grundstücken würden 2024 geführt.
Südumgehung Wesel: Anwohner auf dem Fusternberg sind sauer
Wenig Verständnis konnten die Anwohner für die geplanten Sperrungen aufbringen: Die Fusternberger Straße ist von Anfang 2026 bis Mitte 2027 im Bereich der Tunnelbaustelle zwischen den Hausnummern 69 und 86 gesperrt, die Wackenbrucher Straße von Mitte 2025 bis Ende 2026. Für die Anwohner östlich der Trasse verlängert sich der Weg in Richtung Innenstadt deutlich: Über die Straße In der Luft und Kiek in den Busch müssen sie am Evangelischen Krankenhaus vorbei. Gerade der Bereich am Krankenhaus sei ohnehin schon verkehrsbelastet und oft zugeparkt, beschwerten sich die Anwohner. Warum müssen beide Straßen gleichzeitig dicht gemacht werden?, fragten sie. Und warum lässt sich keine Behelfsbrücke über den Tunnelgraben bauen?
„So können Sie mit den Menschen nicht umgehen. Gehen Sie noch mal in sich“, forderte ein Anwohner die Mitarbeiter des Landesbetriebes auf. Eine Mutter berichtete, dass sich der Schulweg ihrer Tochter von fünf auf zwölf Kilometer verlängere. Eine Entschädigung für Betroffene für die längeren Wege gebe es nicht, stellte Alexander Schülter auf Nachfrage klar. Er sagte aber zu, dass man sich nochmals mit dem Problem befassen werde. Vielleicht ließe sich die parallele Sperrung verkürzen und zumindest für Radfahrer ein kürzerer Weg finden: „Wir nehmen das mit in die Feinplanung.“
Längst nicht alle Probleme konnten an diesem Abend ausgeräumt werden. Aber auf Bitte von Reinhold Brands sagten die Straßen NRW-Mitarbeiter zu, im kommenden Jahr wieder zur Bürgerversammlung einzuladen.
Fragen zur Südumgehung Wesel: Das ist der Kontakt zu Straßen NRW
Straßen NRW bietet im Baubüro, Am Lippeglacis 14, jeden Mittwoch von 14 bis 15 Uhr eine Sprechstunde an. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger auch individuell informieren. Anmeldung unter b58@strassen.nrw.de. Telefonisch ist Alexander Schlüter unter 0281/108205 und Romina Korrenz unter 02161/409224 erreichbar.
Eine Bilderstrecke von der Südumgehung finden Sie hier.