Wesel. An der Südumgehung wird derzeit viel Erde bewegt. Der Boden wird vorbereitet für den nächsten wichtigen Abschnitt beim Bau der Umgehungsstraße.

Es herrscht viel Verkehr seit einigen Wochen auf der Baustelle der Südumgehung: Mit einem Sandgemisch gefüllte Lastwagen laden ihre Fracht an der zukünftigen Trasse zwischen der B 8 und der Rheinbrücke ab. Dort werden Vorbereitungen getroffen für das nächste Großprojekt: Der Bau der rund 125 Meter langen Lippebrücke, die sich direkt an die Rheinquerung anschließen wird, soll 2022 beginnen.

Ein großer Sandberg wächst derzeit auf dem zugeschütteten Lippearm. Dort wird das erste Teilstück der Ortsumgehung gebaut. Die Aufschüttungen sind zunächst nur dafür gedacht, den Untergrund zu verfestigen. Ab Herbst geht’s mit der Lippebrücke los, erklärt Andreas Kunert, kommissarischer Projektleiter von Straßen NRW. Die Arbeiten liegen im Zeitplan, berichtet er – die Pandemie hat sich bisher nicht auf den Bau ausgewirkt. „Wir hatten im vergangenen Jahr nur einmal für vier Tage Stillstand.“

Wesel: Erstes Teilstück der Südumgehung wird 2024 fertig

Im Zeitplan, das heißt: Der erste Abschnitt zwischen Rheinbrücke und B 8 wird Ende 2024 freigegeben. Die gesamte 3,8 Kilometer lange Umgehungsstraße bis zum Anschluss an die B 58 in Höhe Hagerstownstraße wird erst Ende 2028 durchgehend befahrbar sein. 35.000 Kubikmeter Sand-Kies-Gemisch werden derzeit an der Stelle der zukünftigen Widerlager der Lippebrücke auf beiden Seiten des Flusses aufgetürmt. Sie sollen durch ihr Gewicht den Boden verdichten, damit die Brücke auf stabilem Grund steht. Danach kann der Brückenbau beginnen, vermutlich im September oder Oktober.

Mit einem Sand-Kies-Gemisch wird der Boden für den Bau der B 58n verfestigt. Die Straße dient zugleich als Hochwasserdeich.
Mit einem Sand-Kies-Gemisch wird der Boden für den Bau der B 58n verfestigt. Die Straße dient zugleich als Hochwasserdeich. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

120.000 Kubikmeter Sand werden zusätzlich im Bereich des späteren Deiches verteilt, um den Grund zusammenzupressen. Der Deich wird direkt am und zum Teil auf dem Lippeglacis verlaufen, das an einigen Stellen um mehrere Meter abgetragen wird, um das Material aufschütten zu können. Auf dem Deich verläuft später die Straße, sie senkt sich in Richtung B 8 immer weiter ab und unterquert dann die Bundesstraße und die Bahnlinie. Die Unterführung wird derzeit bis Ende des Jahres direkt neben Bahnbrücke gebaut, die im vergangenen Sommer in einer spektakulären Aktion an ihren Platz geschoben wurde.

Untergrund für die Umgehungsstraße muss stabilisiert werden

Warum diese großen Mengen Sand den Boden verdichten müssen, erklärt Andreas Kunert: Am Lippeglacis sind nach dem Zweiten Weltkrieg viel Schutt der zerstörten Stadt und Altlasten, also Abfallstoffe, aufgeschüttet worden. In dem Geröll am Rand des Lippeglacis liegen Steine, Mauerreste und ähnliches. Der Untergrund der Böschung ist dadurch nicht stabil genug für die Straße, die auch gleichzeitig einen Damm gegen Hochwasser bildet. Daher wird das Sand-Kies-Gemisch angeschüttet. „Das muss sich dann sechs Monate setzen“, so Kunert. Erst dann kann der Deich und darauf die Straße gebaut werden. Das wird voraussichtlich Anfang kommenden Jahres der Fall sein.

Bevor die Lippebrücke gebaut werden kann sind umfangreiche Erdarbeiten notwendig, damit der Boden stabil genug ist, erklärt der kommissarische Projektleiter von Straßen NRW, Andreas Kunert.
Bevor die Lippebrücke gebaut werden kann sind umfangreiche Erdarbeiten notwendig, damit der Boden stabil genug ist, erklärt der kommissarische Projektleiter von Straßen NRW, Andreas Kunert. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Wenn der Verkehr ab Ende 2024 zwischen der Rheinbrücke und der B8 fließen kann, ist das erste Etappenziel erreicht. Dann ist auch die Schleife Geschichte, über die der Verkehr auf der B8 zwischen dem Ortseingang und dem Lippeschlößchen derzeit fließt. Die Umfahrung wird dann als Auf- und Abfahrt zur Südumgehung dienen, die B8 verläuft wieder geradeaus.

Für den Neubau der Südumgehung sind 220 Millionen Euro eingeplant

Anschließend wechseln die Arbeiten zum Abschnitt östlich der B8, wo die B 58n auf dem Fusternberg zunächst in einem Tunnel und dann weiter in einer Troglage im Richtung B 58 verläuft. Viele Anwohner der Innenstadt werden die Fertigstellung der Umgehungsstraße herbeisehnen: Mehr als 20.000 Fahrzeuge quälen sich täglich von der Rheinbrücke aus durch die Stadt, darunter sind viele Lastwagen, die von der A 57 in Richtung A3 unterwegs sind. Ein Großteil der Fahrzeuge wird die Umfahrung nutzen, für die das Land NRW 220 Millionen Euro eingeplant hat und die der Innenstadt eine deutliche Entlastung bringen. Mehrfach ist der Fertigstellungstermin schon nach hinten verschoben worden – ob 2028 wirklich die Fahrzeuge um Wesel herum rollen können, bleibt abzuwarten...