Wesel. Die Parteien möchten Bürger an neuen Windrädern beteiligen, um den Ausbau voranzutreiben. Die Energie-Servicegesellschaft soll sich darum kümmern.
Die Stadt hat sich Klimaziele gesetzt und die jüngst vorgestellte Treibhausgasbilanz zeigt, dass es auf dem Weg zur Klimaneutralität noch einiges zu tun gibt. Der Ausbau regenerativer Energien gehört dazu. Doch zumindest bei der Windenergie hat die Stadt noch Nachholbedarf: Vier Windräder gibt es im Bereich Büderich/Ginderich, über einen weiteren Ausbau ist schon häufiger diskutiert worden, doch getan hat sich nichts. Die SPD will nun Bewegung in den Windenergie-Ausbau bringen und beantragt, dass mit Hilfe der neuen „Stadtwerke Service Energie GmbH“ so genannte Bürgerwindräder errichtet werden.
Vorbild soll der Windpark Lühlerheim in Schermbeck sein. Der dortige Betreiber SL Naturenergie – der auch drei Windräder in Wesel gebaut hat – hat auf dem Gelände der Stiftung Lühlerheim vier Anlagen errichtet, an denen sich die Bürger beteiligen konnten. Für Fraktionschef Ludger Hovest ist das Modell der richtige Weg, um die Akzeptanz der bei den Nachbarn nicht immer beliebten Stromproduzenten zu erhöhen, indem sie von Renditen profitieren können. In einem gewissen Umkreis sollte den Anwohnern in Wesel beim Bau eines solchen Windrades eine Beteiligung ermöglicht werden.
Energie-Servicegesellschaft soll am 1. Juni gegründet werden
Das beantragt die SPD beim Aufsichtsrat der Energie-Servicegesellschaft. Ihre Aufgabe ist die „Förderung und Erreichung der Klimaneutralität“, gegründet wird die GmbH als Tochter der Städtischen Bädergesellschaft. Der Rat hat dies bereits beschlossen, am 1. Juni ist die konstituierende Sitzung geplant. Als Geschäftsführer werden Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Hegmann und der städtische Beigeordnete Klaus Schütz vorgeschlagen.
Die SPD fordert in ihrem Antrag „einen Masterplan“ zum Ausbau der Solar- und Windenergie. Bei den Windrädern sieht die Fraktion mehrere genehmigungsfähige Flächen: Nahe des Umspannwerkes an der RWE-Straße, an der Brüner Landstraße nahe der Stadtgrenze zu Hamminkeln und im Rhein-Lippe-Hafen.
CDU Wesel zur Windenergie: „Wir müssen das Thema angehen“
Auch andere Parteien stellen Nachholbedarf in Sachen Windenergie fest. Zum Beispiel die CDU: „Wir müssen alle Chancen ergreifen, die sich uns bieten“, sagt der Fraktionsvorsitzende Jürgen Linz. „Wir sind uns alle politisch einig, dass wir das Thema angehen müssen.“ Auch er sieht hier die neue Energie-Servicegesellschaft in Kooperation mit Investoren als geeigneten Akteur.
Aus Gesprächen wisse die CDU, dass es interessierte Investoren gebe, so Linz. Die Idee, Bürger an den Anlagen zu beteiligen, sehen die Christdemokraten als gutes Argument für mehr Windenergie. Dass künftige Windräder auf jeden Fall mit einer Bürgerbeteiligung umgesetzt werden, sei im Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP längst Konsens, ergänzt der Grünen-Fraktionssprecher Ulrich Gorris, dem der Windenergie-Ausbau schon lange ein Anliegen ist. Aus grüner Sicht sollte zunächst die bestehende Konzentrationsfläche in Büderich gefüllt werden, denn dort sei noch Platz. Danach plädieren die Grünen dafür, in Wesel die Konzentrationszonen aufzuheben, so könnten neue Flächen in den Blick geraten.
Windräder: Stadt prüft Konzentrationszone in Lackhausen
Die Stadtverwaltung teilt auf NRZ-Anfrage mit, dass auf der einzigen bereits bestehenden Konzentrationsfläche noch Platz für einige wenige Anlagen sei. „Die Stadt ist dem Thema Windenergie grundsätzlich aufgeschlossen“, versichert Stadtsprecher Swen Coralic. Eine neue Konzentrationszone in Lackhausen habe die Verwaltung bereits im Auge und prüfe, ob eine Genehmigung hier möglich wäre.