Kreis Wesel. Derzeit fasten im Kreis Wesel viele Musliminnen und Muslime im Rahmen des Ramadans. Ein Mediziner erklärt, wie gesund das Fasten ist.

Für viele Musliminnen und Muslimen im Kreis Wesel hat in der vergangenen Woche die Fastenzeit begonnen. Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalenderjahr, in dem viele Musliminnen und Muslime von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken, aber auch auf Geschlechtsverkehr und das Rauchen verzichten.

5300 Muslime leben in Dinslaken

Doch das gilt nicht für jeden: „In diesem Monat fastet jeder Muslim, der die Pubertät erreicht hat. Mit Ausnahmeregelungen für Kranke, Reisende, Schwangere und Stillende sowie Altersschwache, die nicht in der Lage sind zu fasten“, teilt Abdallah Thabet vom Arrahma Kulturverein in Dinslaken mit. Je nach Möglichkeit werde das Fasten nachgeholt oder völlig ausgesetzt.

Allein in Dinslaken leben etwa 5300 Musliminnen und Muslime, schätzt Stadtsprecher Marcel Sturm. Für sie erinnert dieser Monat an die Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammad. „Ramadan ist ein Monat der Barmherzigkeit und der Besinnung und Einkehr“, so Thabet.

Ramadan ist ein Zeichen der guten Tat

Das soziale Engagement und die persönliche Läuterung stehen in diesem Monat im Vordergrund. Ramadan ist für Gläubige ein Zeichen der guten Tat. „Muslime unterstützen mit Zakat-Spenden arme und bedürftige Menschen. Sie spenden nicht nur Geld, sondern veranstalten auch Iftaressen (Fastenbrechen)“, so Erol Pürlü, Pressesprecher der Moers-Repelener VIKZ-Gemeinde (Verband der Islamischem Kulturzentren).

Das Fasten wird traditionell mit einem Glas Wasser und einer Dattel gebrochen. Viele Familien sammeln sich, um gemeinsam zu kochen und zu essen. Oft werden Nachbarn zum Essen eingeladen. Gemeinsam veranstalten viele muslimische Gemeinden im Kreis Wesel großes Fastenbrechen in Moscheen, „an diesen können Muslime und nicht-muslimischen Nachbarinnen und Nachbarn teilnehmen“, teilt Pürlü mit. So ist etwa ein gemeinsames Fastenbrechen am Dienstag, 18. April, beim Arrahma Kulturverein in Dinslaken geplant. Auch die Moers-Repelener VIKZ-Gemeinde will einen solchen Abend veranstalten.

Eine syrische Familie mit ihren Gästen beim Fastenbrechen im Ramadan.
Eine syrische Familie mit ihren Gästen beim Fastenbrechen im Ramadan. © Andreas Laible / FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Weseler Arzt: Das Fasten kann nicht für jeden Menschen gut sein

Kritikerinnen und Kritiker sind der Meinung, dass es für den Körper ungesund ist, kein Wasser zu trinken und nicht zu essen. Medizinerinnen und Mediziner sehen das Fasten im Ramadan allerdings als eine Art von Intervallfasten an. Obwohl dieses Fasten den Menschen grundsätzlich guttue, „sollten einige Menschen Vorsicht walten lassen“, so Resul Toprak, Chefarzt der Abteilung für Altersmedizin im Weseler Marien-Hospital.

Wer fasten möchte, sollte bei niedrigem Blutdruck Stoffwechselerkrankungen, chronischen Krankheiten, Krebserkrankungen und hohem Lebensalter zuerst den Arzt befragen. „Intervallfasten ist eher nicht geeignet in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie und bei Untergewicht“, sagt Toprak.

Bei nicht ausreichender Flüssigkeitszufuhr während der Mahlzeiten kann es zu Problemen für den Körper kommen. „Wenn man sich allerdings während des Ramadans gesund ernährt und ausreichend trinkt, kann man bedenkenlos fasten“, so der Chefarzt.

Die gesundheitlichen Vorteile des Fastens

Mittlerweile hat das Fasten im Ramadan auch gesundheitliche Vorteile wie zum Beispiel die Entgiftung des Körpers und die Reduzierung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Viele Muslime nutzen diese Zeit, um ihre Ernährungsgewohnheiten zu überdenken und sich gesünder zu ernähren. „Die Fastenzeit kann die Stoffwechsellage im Körper verändern. Einerseits lösen sich dadurch Fettdepots auf, und zwar an der richtigen Stelle. Andererseits beseitigt Intervallfasten die wichtigsten Risikofaktoren für ernsthafte Leiden, manche Krankheiten könnten dadurch sogar fast geheilt werden“, teilt Toprak mit.

Sporttreiben während des Fastens auch möglich

Auch Sport-Fans können während des Fastens trainieren. Allerdings müssen sie beim Muskelaufbau hart trainieren und daher ordentlich essen. Beides ist im Ramadan für Fastende schwierig.

Empfohlen wird, dass muslimische Sportlerinnen und Sportler bei der Übung auf ihre Grenzen achten. Überwiegend werde ein Ausdauer-orientiertes Training empfohlen. Dazu gehört zum Beispiel Radfahren, Wandern oder Walken. „Vom Kampfsport wird aufgrund der Verletzungsgefahr eher abgeraten“, so Toprak.