Wesel. Wesel will eine Partnerschaft mit Nowomoskowsk in der Ukraine aufbauen. Die Stadt liegt nicht weit weg von der Front. Die Lage ist angespannt.
Mehr als 2200 Kilometer liegen zwischen Wesel und Nowomoskowsk in der Ukraine – trotzdem sollen die beiden Städte in Zukunft zumindest gedanklich nah zusammenrücken. Denn der Weseler Stadtrat hat am Dienstagabend einstimmig beschlossen, eine partnerschaftliche Beziehung mit Nowomoskowsk aufzubauen. Daraus soll langfristig eine echte Städtepartnerschaft werden.
Der Wunsch, eine Stadt in der Ukraine zu unterstützen, besteht in Wesel schon länger. Ende 2022 nahm die Verwaltung dann Kontakt zu verschiedenen Institutionen auf, darunter war zum Beispiel das Auswärtige Amt. Letztlich wurde die Verbindung in das Kriegsland vom Service-Netzwerk Engagement Global aufgebaut, einer gemeinnützigen Firma, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung agiert. Drei Städte wurden als potenzielle Partner vorgestellt: Boyarka, Nowomoskowsk sowie Schepetiwka. Letztlich fiel die Wahl auf Nowomoskowsk.
Ein Grund für die Entscheidung war, dass die Stadt in der Partnerregion des Landes NRW, Dnipropetrowsk, liegt. So lassen sich Aktionen und Initiativen einfacher umsetzen. Zudem ist sie mit 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in etwa so groß wie Wesel. Auch die Interessen beider Städte sind ähnlich. Da Nowomoskowsk Teil der neuen Seidenstraße ist, hat der Handel hohe Priorität. Ebenso ist der Stadt, die nicht unweit vom Fluss Dnepr entfernt liegt, der Tourismus wichtig. Außerdem ist Nowomoskowsk relativ gut zu erreichen, es gibt einen Eisenbahnanschluss und Flughäfen in der Nähe.
Nowomoskowsk soll langfristig zur richtigen Partnerstadt von Wesel werden
Natürlich sind in der Stadt die verheerenden Auswirkungen des russischen Angriffskrieges zu spüren – nur rund 100 Kilometer sind es bis zur Front. In einem Brief an die Weseler Verwaltung, berichtete der Bürgermeister von Nowomoskowsk, Serhiy Rieznik, über die aktuelle Lage: „Während der Kriegshandlungen hat die Stadt mehr als 8000 Flüchtlinge (3.000 davon sind Kinder) aus allen umliegenden Regionen aufgenommen. Für einige von ihnen ist Nowomoskowsk bereits eine neue Heimat geworden.“ Seine Stadt habe drei Unterkünfte eingerichtet, um die Menschen zu unterstützen.
Zudem gebe es immer wieder Angriffe auf die kritische Infrastruktur, bei der Zivilisten getötet werden. Die Stadtverwaltung richte derzeit Notfallpunkte, ein, die Wärme, Licht, Kommunikationseinrichtungen, Wasser, Internetzugang sowie Unterschlupf trotz der ständigen Stromausfälle anbieten. Besonders benötigt werden medizinische Ausrüstung für die Chirurgie, die Zahnmedizin und die Intensivpflege sowie Generatoren, Kehrmaschinen und Lastwagen für den städtischen Bauhof.
In einem ersten Schritt hat der Stadtrat nun beschlossen, Soforthilfe für Nowomoskowsk zu leisten. So soll die Verwaltung Kontakt mit den beiden Krankenhäusern und in Wesel ansässigen Unternehmen aus der Medizinbranche Kontakt aufnehmen, um medizinisches Material in die Ukraine zu bringen. Langfristig ist das Ziel klar: In den bisherigen Gesprächen haben beide Seiten hervorgehoben, dass eine längerfristige Partnerschaft angestrebt wird. Wesel habe gute Erfahrungen mit seinen bisherigen Partnerstädten sammeln können. Aus den inzwischen über Jahrzehnte bestehenden Partnerschaften sind viele Freundschaften entstanden. Auch der Verwaltungschef von Nowomoskowsk lobt das Engagement. „Deutschlands aktive Haltung, die Ukraine zu unterstützen, ist ein Zeichen wahrer Freundschaft zwischen unseren Völkern“, schreibt Rieznik. „Wir danken Ihnen, für das Interesse an einer Partnerschaft mit unserer Stadt.“