Wesel. Trotz einstelliger Temperaturen hat für die meisten Eisdielen in Wesel der Verkauf begonnen. Wie die Besitzer den Anfang der Saison beurteilen.

Während viele Menschen in Wesel morgens noch die Scheiben ihrer Autos freikratzen müssen, starten die Weseler Eisdielen langsam aber sicher – und den Temperaturen zum Trotz – wieder mit ihrem Eisverkauf. In Anbetracht von Personalmangel nach der Pandemie und Teuerungen bei den Zutaten und den Energiepreisen, stellt sich die Frage, wie die Eisdielen in der Weseler Innenstadt in die neue Saison starten und vor allem, wie teuer die Kugel jetzt ist.

Eisverkauf in Wesel: „Es ist zu kalt“

Rund um die Weseler Traditionseisdiele Lohschelder ist es aktuell noch ruhig. Der Innenraum und die Terrasse sind noch geschlossen, nur aus dem Fenster wird verkauft. „Mir fehlt einfach das Personal“, erklärt Inhaber Andreas Isselmann. „Ich finde einfach keine Leute, die bereit sind im Sommer zu arbeiten.“ Der Freizeitwert sei für potenzielle Angestellte einfach viel höher geworden. Aus diesem Grund kann er sich aktuell auch nur den Verkauf zum Mitnehmen leisten.

Zusätzlich dazu hat der Inhaber mit höheren Herstellungskosten zu kämpfen. „Zucker ist doppelt so teuer, für Dextrose bezahle ich sogar dreifach und bei Milch und Sahne sind es 30 Prozent mehr“, beschreibt Isselmann die Situation. Dazu kämen Heiz- und Energiekosten und auch von der normalen Laufkundschaft, wäre so früh im Jahr noch lange nichts zu sehen.

So musste man bei Lohschelder den Kugelpreis von 1,40 Euro auf 1,50 Euro anheben. Ein Balance-Akt, wie Isselmann erklärt. Man könne den Kunden zwar keine starken Preiserhöhungen zumuten, aber trotzdem müsse man sich den gegebenen Realitäten anpassen. „Wir haben natürlich unsere Stammkunden, die vorbeikommen, aber trotzdem ist es einfach zu kalt“, fasst der Inhaber die Situation zusammen.

Einer dieser Stammkunden sitzt allerdings direkt gegenüber, im Eiscafé Riviera. „Eigentlich bin ich immer gerne ein Lohschelder für einen Kaffee“, verrät er. Allerdings wolle er dabei auch im Warmen sein und solange der Innenraum von Isselmanns Eiscafés noch geschlossen ist, müsse er sich bei der Konkurrenz eindecken. Günstiger ist es hier jedoch nicht, denn auch hier hat man sich den aktuell für Wesel typischen 1,50 Euro pro Eiskugel angepasst.

Eisdielen in Wesel: Teure Zutaten und Personalmangel

Silvio Martinelli, der das Café Venezia in der Fußgängerzone besitzt, fasst die Lage in Wesel gut an seinen eigenen Erfahrungen zusammen. „Die Kosten sind heftig, das waren sie schon letztes Jahr und das Personal ist dabei mit Abstand die größte Sorge.“ Das wirke sich natürlich auch auf die Preise aus, schließlich wolle man die Mitarbeiter „ja auch richtig bezahlen.“

Daher kostet das Eis jetzt auch hier 1,50 Euro, wobei auf den Tischen im Lokal aktuell hauptsächlich Crêpes, Waffeln und selbstverständlich Kaffee zu sehen ist. „Die Lust bei den Leuten ist da“, sagt Martinelli, aber eigentlich bräuchte es Temperaturen von 15 Grad aufwärts, damit sich der Eisverkauf auch wirklich lohnen würde. Trotzdem läuft der Verkauf, denn angesichts der gestiegenen Kosten geht es um jeden Kunden.

Preiserhöhung in Wesel: Kugel Eis kostet jetzt 1,50 Euro

Beim Eiscafé Rimini am Kornmarkt hat man sich für eine andere Strategie entschieden. Zwar wird hier Eis verkauft, aber nur aus dem Kühlschrank – der Schaukasten selbst ist leer. „Wegen der hohen Energiepreise“, erklärt Inhaber Emrah Erbil, während neben ihm seine Frau ein Spaghetti-Eis zubereitet. Darauf warten eine Mutter und ihr kleines Kind, ansonsten aber macht das Rimini den Großteil seines Umsatzes noch über Kaffee und das Frühstücksangebot.

„Aber Eis ist im Kommen“, da ist sich Erbil sicher. Gerade am Mittag laufe es ganz gut. Dabei gesteht er sich jedoch auch ein: „Wir sind selbst auch gespannt, wie die Saison wird wird.“ Und wie die Kunden auf die neuen Preise reagieren. Zehn Cent mehr kostet die Kugel jetzt auch hier mit 1,50 Euro. Bei den Bechern sorgen teurere Zutaten und gestiegene Energiekosten für einen Aufschlag von bis zu einem Euro.

Eisverkauf: Noch laufen Waffeln und Crepes in Wesel besser

Ganz ähnlich sieht es auch im Teatro in der Hohen Straße aus. Zwar gibt es hier einen ganzjährigen Eisverkauf, aber noch ist die halbe Auslage mit verschiedenen Kuchensorten gefüllt. „Im Winter haben wir nur eine halbe Vitrine“, erklärt Cinzia Mei, die den Verkauf hier leitet. Diese ist zwar immer noch mit 18 verschiedenen Sorten Eis gefüllt, aber aktuell ist diese auch im Teatro noch Nebensache. Meist werden Crêpes und Waffeln zum Kaffee gereicht – die sind natürlich oft mit Eis garniert, aber nicht immer.

„Es ist einfach noch zu kalt“, stimmt Mei in den Tenor der anderen Inhaber ein. Zwar liefen bestimmte Sorten, wie das knall-bunte Paw-Patrol-Eis ganz gut, aber auch hier im Teatro kommt man um die Preisanpassungen auf 1,50 Euro pro Kugel nicht herum. Und wie in den anderen Eisdielen der Stadt wartet man darauf, dass wärmere Tage den Verkauf endlich ankurbeln.