Wesel. Fritz Eckenga aus Dortmund machte auf dem Esel eine gute Figur. Warum der 68-jährige Kabarettist den Weseler Eselorden mehr als verdient hat.
Kabarettist Fritz Eckenga ist ein würdiger neuer Eselordenträger: Das feierten rund 700 Karnevalisten in der Weseler Eventhalle ausgelassen mit einem über vierstündigem Programm. Den Höhepunkt des Tulpensonntags erlebte der 68-Jährige Dortmunder passenderweise auf der Eselfigur sitzend. Offensichtlich fühlte sich der neue Ordensträger auf dem Grautier so richtig wohl, denn von dort oben lauschte er genussvoll den Lobesworten von Ulla Hornemann, der Präsidentin des Närrischen Parlaments, sowie der Laudatio von Bürgermeisterin Ulrike Westkamp.
„Eckenga hat als Peter-Hans Kaltenbecher, dem Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette, in den vergangenen Zwei Jahren vielen Männern durch den Corona-Blues geholfen. Somit hat er exorbitant zum häuslichen Frieden in vielen Familien beigetragen“, schwärmte Hornemann.
Westkamp möchte Eckenga als Bademeister einstellen
Auch Ulrike Westkamp war voll des Lobes für den Kabarettisten, der so gut reden könne, dass er ja gerne als Unterhalter für die Gäste, die mit Kreuzfahrtschiffen in Wesel anlanden, anfangen könne. Doch dann hatte die Bürgermeisterin eine noch bessere Idee: „Auf der Bühne stellt er schon lange einen Bademeister dar – sollte er als solcher einen neuen Job suchen, wäre unser künftiges Kombibad doch wunderbar.“
Aus gleich drei Gründen habe sich der „kreative Westfale“ den Eselsorden verdient, verkündete Westkamp: „Durch seine innige Freundschaft mit einem Esel, den unermüdlichen Einsatz für die Einführung der Eselswege im Ruhrgebiet sowie die Wiederbelebung der alten Hanse-Straße zwischen Dortmund und Wesel mit einem Ironman-Rosenmontagszug.“
Der neue Ordensträger entgegnete: „Ich muss jetzt erwidern, wie es sich gebührt: Doch mir stockt noch dem Atem, ich bin nicht nur gerührt – ich bin auch geschüttelt.“ An Ulrike Westkamp gerichtet sagte er: „Frau Bürgermeisterin, ich bin hin!“ Dieser Orden sei keine Kleinigkeit, sein Ruf legendär, die Wirkung weltweit. Der 68-Jährige reimte: „Der Esel und ich sind gute Bekannte, sind gelassen-geduldige Wesensverwandte!“ Fritz Eckenga schwärmte: „Großen Dank für den Orden in strahlendem Grau – ich halte ihn in Ehren, Wesel Helau!“
Moderator Peter Roelvinck führte gewohnt amüsant durchs Programm und stelle gleich zu Beginn klar: „Manche fragen: Darf man in solchen Zeiten überhaupt feiern? Wir dürfen nicht nur, wir müssen sogar feiern, um Frohsinn zu verbreiten!“
Und auch Sitzungspräsidentin Ulla Hornemann nahm bei ihrer 25. Eselordnungsverleihung kein Blatt vor den Mund: „Ich werde auch heute wieder so sprechen, wie mir den Schnabel gewachsen ist – nicht gegendert und auch nicht politisch korrekt.“ Sie trauerte zwar „vielen frohen Stunde“ nach, die allen Karnevalisten durch Corona entgangen seien, doch umso mehr genieße sie jetzt die tollen Tage: „Seit Donnerstag die wilden Weiber das Rathaus gestürmt haben, gibt es für die Jecken kein Halten mehr.“ Später wurde Hornemann für ihr Silber-Jubiläum sogar von Bürgermeisterin Westkamp mit einem Esel samt Narrenkappe von der Weseler Goldschmiede Goertz ausgezeichnet.
Achterbahn der Gefühle
Nach einem schwungvollen Eröffnungstanz der „Vesalia Red Stars“ richtete Prinz André I. das Wort an die rund 700 Narren in der Eventhalle: „Wir werden getragen von der Wertschätzung der vielen Menschen.“ Das Narrenoberhaupt erinnerte allerdings auch noch einmal an die coronabedingten Startschwierigkeiten: „Das war schon eine Achterbahn der Gefühle, wobei die Hochmomente eindeutig überwiegen.“ Am schönsten seien alle jene Feiern, bei denen „das Herz Karneval macht – von Menschen für Menschen“ – genau solch eine Veranstaltung sei die Eselordenverleihung.
Die Tanzgarde des Elferrats der Kolpingsfamilie bot einen wahren Augenschmaus, die Musikgruppe „De Halunke“ brachte dann so richtig Stimmung in den Saal. Viele bunt kostümierte Besucher tanzten begeistert mit. Eine Wahnsinns-Darbietung bot das „Superjecke Drejestirn“, die Vater und Sohn Dustin und Gerd Waree auf die Bühne zauberten: Ein etwa 2,80 Meter großer Prinz wirbelte mit zwei Marionetten, die aus einem Mann bestanden, übers Parkett.
Atemberaubende Akrobatik
Der Saal tobte vor Begeisterung. Die Auftritte der Prinzengarde, die atemberaubende Akrobatik des Tanzkorps Agrippina Colonia und der grandiose Bauchredner Tim Becker faszinierten ebenfalls. So wurde noch lange kräftig zu kölschen Liedern weitergefeiert. Denn wie sagte der neue Ordensträger Eckenga: „Wie schön, dass wir uns wieder versammeln können und keine Angst mehr voreinander haben müssen amtlicherseits. Diese Pandemie ist zwar nicht vorbei, jetzt aber sie spielt keine Rolle mehr.“
Viele weitere Impressionen von der rauschenden Feier in der Eventhalle gibt es hier.