Wesel. In Wesel bietet das neue „Rose trifft Nüsse“ eine Auswahl syrischer Süßigkeiten. Dessen Inhaber haben eine außergewöhnliche Geschichte.
Meist verbergen sich hinter den kleinen, ungewöhnlicheren Läden die interessantesten Geschichten. So auch beim „Rose trifft Nüsse“, das seit Ende Januar in der Weseler Baustraße zum Entdecken nahöstlicher und syrischer Spezialitäten einlädt. Inhaber Jamal Imech und seine Frau Ghenwa Kayali treten durch ihr neues Geschäft den Beweis an, dass die arabischen Süßspeisen mehr zu bieten haben, als die hierzulande wohlbekannten Baklava.
Neueröffnung in Wesel: Der lange Weg von Syrien nach Deutschland
Die Geschichte des „Rose trifft Nüsse“ beginnt jedoch einige Jahre zuvor, als die Eheleute 2013 mit ihren Kindern vor dem syrischen Bürgerkrieg zunächst nach Ägypten und später nach Deutschland fliehen. „Die Reise hierher war schwer“, erzählt Abdul, der älteste Sohn der Familie. Aber es sei der Familie wichtig gewesen, in ein Land zu gehen, in dem ein Neuanfang auch möglich sei. Zuvor habe man versucht in die Heimat Aleppo zurückzukehren – was damals, 2015, jedoch nicht machbar war.
Die beschwerliche Reise nach Deutschland brachte neue Möglichkeiten für die Familie, allerdings auch Herausforderungen. So konnte Abdul hier sein Informatikstudium beenden, ein Berufsweg auf dem ihm seine jüngere Schwester nachfolgen will. „Unsere jüngste Tochter macht gerade ihr Abitur“, erzählt Ghenwa Kayali stolz von ihrem dritten Kind. Die beiden Eltern stellte die deutsche Bürokratie allerdings vor ganz andere Herausforderungen.
Die Berufsabschlüsse des Architekten Jamal und der Buchhalterin Ghenwa wurden in Deutschland nicht anerkannt. „Es war eine schwierige Zeit“, erinnern sich die Eheleute. Ghenwa arbeitete zwischenzeitlich im Impfzentrum und im Kindergarten, ihr Mann bemühte sich, irgendwie in seinem alten Beruf Fuß zu fassen – jedoch ohne langfristigen Erfolg. Etwas musste sich ändern.
„Es war uns wichtig, selbstständig zu sein“, sagt Ghenwa. Aus diesem Wunsch sei die Idee für das „Rose trifft Nüsse“ entstanden. Die Eheleute hatte schon in ihrer Zeit in Ägypten übergangsweise in der Nahrungsmittelproduktion gearbeitet, damals allerdings in einem ganz anderen, industriellen Maßstab. Nun entwickelte sich daraus die Idee zu einem eigenen Geschäft. Syrische Süßigkeiten sollten es werden, dazu Kekse, Schokolade und arabischer Kaffee. „Unsere Hauptzutaten sind mit Sicherheit Nüsse und – das ist kein Geheimnis – auch Zucker“, verrät Abdul lachend im Geschäft der Eltern.
Nach der Flucht aus Syrien: Der Wunsch nach Selbstständigkeit
Von der ursprünglichen Idee bis zur Eröffnung des Geschäft dauerte es jedoch einige Jahre. Vom Jobcenter hatte man eine Absage für eine Unterstützung des Ladens bekommen. Die Begründung war, dass Jamal zu nahe vor der Rente stehen würde, als dass man hier Gelder für ein neues Geschäft bereitstellen könnte. „Aber wir wollen Arbeiten“, widerspricht Ghenwa. Nach der Hilfe, die der Familie von vielen Seiten zuteil wurde, wolle man auch versuchen, etwas zurückzugeben.
Ohne Unterstützung von offizieller Seite war die Familie jedoch auf sich gestellt und musste das „Rose trifft Nüsse“ selbst finanzieren. „Ohne unsere Kinder wäre das unmöglich gewesen“, erzählt Ghenwa Kayali.
Seit Januar bietet das „Rose trifft Nüsse“ syrische Spezialitäten in Wesel
Doch nun endlich ist der Laden geöffnet und bietet ein breites Sortiment an Süßem und Nussigem. Kleine Nester aus Fadenteig in denen mit Zucker überzogene Nüsse glänzen sind nur eine Leckerei, die in der Auslage des „Rose trifft Nüsse“ liegt. Daneben finden sich frittierte Teigbällchen und Baklava. Und natürlich große Bleche mit süßem Teig, der mit glasierten Pistazien und Cashewnüssen belegt ist. Selbstverständlich darf auch das namensgebende Rosenwasser nicht fehlen, das in vielen der Süßspeisen verarbeitet ist, aber bei Bedarf auch noch als Flasche zum Nachschub bereitsteht.
Jeder Kunde kann sich dabei entweder selbst eine Auswahl zusammenstellen oder auch eine der vorgepackten Boxen zum Probieren mitnehmen. Wer jemand anderem eine Freude machen will, kann auch zu den etwas teureren aber handgefertigten hölzernen Mosaikboxen greifen, die als Geschenk durchaus etwas hermachen. Das „Rose trifft Nüsse“ bietet darüber hinaus auch verschiedene Sorten Kaffee und Espresso zum Trinken vor Ort oder zuhause genießen.
In der neuen syrischen Bäckerei kann man jeden Tag Süßes genießen
Geöffnet ist das Geschäft montags bis samstags, 10 Uhr bis 21 Uhr, und am Sonntag, 11 Uhr bis 16 Uhr. Das „Rose trifft Nüsse“ befindet sich in der Baustraße 5 in der Weseler Innenstadt.