Wesel/Hamminkeln. Der Weseler Karneval steht vor Herausforderungen. Die Vereine müssen mit Preissteigerungen und Personalmangel zurechtkommen. Ein Überblick.

Eigentlich sollte die Karnevalszeit ganz unbeschwert ihrem Höhepunkt entgegengehen. Doch auch vor Wesel machen die Auswirkungen der Inflation nicht halt. Preissteigerungen zwischen 20 und 50 Prozent zwingen manche Vereine zu Sparmaßnahmen. Zusätzlich dazu machen auch die Nachwirkungen der Pandemie den Karnevalisten zu schaffen.

Wesel: Vereine wollen normales Karnevalserlebnis bieten

„Zuerst einmal das Wichtigste, der Rosenmontagsumzug findet statt“, für Ludger Becker sind die Prioritäten hier klar. Der Präsident des Carnevals-Ausschuss Wesel e.V. (CAW) ist guter Dinge, was die bisherige Planung für den Umzug angeht. Die Anmeldungen liefen ordentlich und neben eines Wagens aus Voerde habe sich auch das Brüner Prinzenpaar für den Rosenmontag in Wesel angekündigt.

Doch trotz dieser erfreulichen Nachrichten, macht sich Becker keine Illusionen über die Herausforderungen, vor denen der Verein dieses Jahr steht. „Die Situation macht Sorgen“, berichtet er. Nach zwei Jahren ohne normalen Karnevalsbetrieb müssten manche Sponsoren erst wieder dazu motiviert werden, sich zu beteiligen. Zwar konnten finanzielle Ausfälle durch neue Kooperation aufgefangen werden, dennoch sei der Karneval nicht mehr so präsent, wie vor der Zwangspause durch Corona.

Ein weiterer Punkt, der den Karnevalsvereinen Kopfzerbrechen bereitet, ist der Mangel an Wagenengeln. Diese begleiten die Umzüge, meist nicht kostümiert sondern in Warnweste, und stellen sicher, das Kinder nicht zwischen die Wagen geraten. Es sei heute schwer, Freiwillige zu motivieren, so Becker. Die 25 Euro Aufwandsentschädigung, die es vor Corona gab, reiche kaum noch. Der Verein hat deshalb beschlossen, die Pauschale auf 40 Euro anzuheben, was jedoch auch wieder zu Mehrkosten führe.

Der Mangel an Wagenengeln (hier in den gelben Jacken) bereitet dem Karnevalsverband Sorgen. (Archivbild)
Der Mangel an Wagenengeln (hier in den gelben Jacken) bereitet dem Karnevalsverband Sorgen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Dennoch ist Becker von der diesjährigen Planung überzeugt. Man habe sich an die Bedingungen angepasst. Kamelle müsse nun eben gestreut bestellt werden und nicht mehr zentral an einer Stelle – jeweils dort, wo es am besten passe und finanziell machbar sei. „Wir wollen die Qualität gewährleisten“, so Becker. Da manche der typischen Wurfmaterialien wie kleine Popcorn-Tüten nicht mehr zu bekommen waren, musste man auf Alternativen umsteigen. Nur so könne den Weselern das Karnevalserlebnis geboten werden, das sie verdienen. Becker bittet allerdings alle Zugteilnehmer, auf die Herkunft und das Haltbarkeitsdatum ihrer Wurfmaterialien zu achten. „Es geht hierbei um das Wohl der Kinder“, so der CAW-Präsident.

Karneval in Dingden: Einsparungen sind zu spüren

Wenige Kilometer weiter in Hamminkeln sieht die Lage ähnlich und doch auch anders aus. Der KC Dingden organisiert hier einen Rosenmontagszug mit sieben Wagen und noch einmal so vielen Fußgruppen. Udo Borgard, der den Zug für den KCD plant, sieht dieses Jahr als Möglichkeit, wieder Präsenz zeigen zu können. Während der zweijährigen Zwangspause konnte der Karnevalsclub zwar mit seinen sehr erfolgreichen „Kamelle to go“-Aktionen Corona-konform die fünfte Jahreszeit begehen. Ausfälle bei den Sponsoren machten sich aber dennoch finanziell bemerkbar.

„Dann muss eben etwas gezielter geworfen werden“, sagt Claudia Wissmann vom KCD dazu. Der Verein wolle dann lieber in weniger aber hochwertigere Süßigkeiten investieren. Man habe schließlich auch die Erfahrung gemacht, dass die günstigere Kamelle meist auf dem Boden liegen bliebe. Auch beim Thema Wagenengel zeigten sich die Dingdener optimistisch. Noch würden Leute gesucht, aber die Veranstalter gehen davon aus, dass sich rechtzeitig genügend finden werden. Notfalls müssten eben Leute vom Verein einspringen, so Wissmann.

Karnevlszüge finden statt - Helfer werden aber noch gesucht

Die Umzüge finden also trotz aller Widrigkeiten statt. Am Rosenmontag starten die Karnevalisten ihren Umzug um 12.30 Uhr in Wesel und ziehen gegen 15 Uhr vor das Berliner Tor. Hier soll dann bei Musik und Verpflegung bis 17 Uhr weiter gefeiert werden. Der CAW sucht aktuell neben weiteren Wagenengeln auch noch nach drei Juroren. Diese sollen die Fußgruppen und Wagen für die Preisverleihung am Ende des Umzuges bewerten. Wer hieran interessiert ist oder Wagenengel werden möchte, kann sich an den Präsidenten Ludger Becker und den Vorstand des CAW wenden.

In Dingden startet der Rosenmontagsumzug um um 10.11 Uhr am dortigen Freibad. Danach geht es weiter in den Saal Hoffmann, wo zur Afterzugparty geladen ist.