Hamminkeln. Haushaltsantrag der CDU sorgt für Irritationen bei SPD und Grünen, denn Grundschulkinder in Hamminkeln nehmen ihre I-Pads nicht mit nach Hause.

Verwunderung herrscht momentan in Teilen der Hamminkelner Kommunalpolitik. Vordergründig geht es um einen Haushaltsantrag der CDU. Die Fraktion hätte gerne 40.000 Euro im Haushalt verankert, mit dem sich die Grundschulen Rollcontainer zur Aufbewahrung von I-Pads kaufen möchten. Doch die 40.000 Euro werfen bei anderen Fraktionen – allen voran SPD und Grüne – doch Fragen auf, die sich weniger auf die Kosten als vielmehr auf die pädagogischen Beweggründe beziehen.

Dass Schule prinzipiell digitaler werden muss, ist unumstritten. Das hat vor allem Corona mit den damit einhergehenden Schulschließungen eindrucksvoll gezeigt. Kein Wunder, dass Hamminkeln – wie fast alle Kommunen – viel Geld in die Hand genommen hat, um die entsprechende Infrastruktur und auch die Endgeräte für die Schulen bereit zu stellen. Neben den Gesamtschülern, sollten auch die Grundschüler der dritten und vierten Klassen in der Lage sein, digital zu arbeiten.

Eltern wollten nicht für Geräte haften

Digitale Teilhabe auch für die Kleinen – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern. So lautete der Plan, doch der geht augenscheinlich nicht auf. Denn es gibt Eltern, die keine Haftungserklärung unterschreiben wollten, wenn die Kinder die Geräte mit nach Hause nehmen, um auch dort in der Lage sein zu können, Lerninhalte digital abzurufen. Also blieben die Geräte in der jeweiligen Grundschule. Mittlerweile haben sich alle Hamminkelner Grundschulen dafür ausgesprochen, die Geräte in der Schule zu belassen.

Auch die Medienberatung des Landes NRW scheint ihre Meinung geändert zu haben. Hieß es zunächst noch, dass die Schulkinder grundsätzlich in der Lage sein sollten, die Geräte mit nach Hause zu nehmen, so änderte die Expertin in einer Runde mit den Hamminkelner Schulleitungen ihre Position. Die Grundschulen seien inhaltlich – unter anderem durch fehlende Schulungen durch das Land – nicht in ausreichendem Maß auf das digitale Arbeiten vorbereitet. Außerdem werde in der Grundschule noch viel mit Papier gearbeitet, so dass Einsparungen hier nicht anfallen würden.

Es geht um soziale Teilhabe

Das rief vor allem die SPD und die Grünen auf den Plan, denn beide Fraktionen können diese Erläuterungen nicht nachvollziehen. Es sei doch gerade darum gegangen, auch die Grundschüler zur digitalen Arbeit zu befähigen – auch und gerade zuhause. Deshalb seien die Geräte schließlich angeschafft worden. So sahen das außer der CDU auch die anderen Fraktionen und lehnten den Antrag auf Beschaffung von Mobiliar zur Aufbewahrung von I-Pads ab.

Kritik an diesem Beschluss äußerten die Christdemokraten im Nachgang. Es sei unverständlich, dass die Mehrheit des Ausschuss nicht dem „deutlichen Wunsch“ der Schulleitungen entspreche. „Da in den Nachbarkommunen die Aufbewahrung der I-Pads in Koffern innerhalb der Schule stattfindet, sie dort auch geladen werden können und sich in sicheren W-Lan-Netzen befinden, wurde diese Anschaffung von allen vier Grundschulen schriftlich und argumentativ unterstützt“, sagt Hannah Komnick, Sprecherin der CDU-Ratsfraktion im Schulausschuss und selbst Schulleiterin im Kreis Kleve. Sie kritisiert: „Leider hat sich kaum ein Politiker vor Ort bei den Schulen persönlich informiert.“

Die Angst, dass Kinder im erneuten Fall einer Schulschließung aus finanziellen Gründen zuhause keine Geräte zur Verfügung haben, sei unbegründet, weil in diesem Fall – wie auch bei der letzten Schulschließung – Leihgeräte über die Stadt beantragt werden könnten. „Ein weiterer Vorteil der I-Pad-Koffer besteht darin, dass sie unterhalb der Klassen ausgetauscht werden können, damit auch die Klassen 1 und 2 davon profitieren“, so Komnick. Digitalisierung bedeute aus ihrer Sicht nicht, dass immer und überall mit den Tablets gearbeitet werden müsse.