Wesel. In der Weseler Innenstadt haben zuletzt mehrere Geschäfte aufgegeben. Wie es weiter geht und wie die Wirtschaftsförderung die Lage einschätzt.
- In der Weseler Innenstadt hat die Zahl der Leerstände wieder deutlich zugenommen.
- Allein in den vergangenen Wochen machten mehrere Geschäfte in der Fußgängerzone dicht.
- Wie es weiter geht und wie Wesels Wirtschaftsförderung die Lage einschätzt.
Das Partyland-Geschäft auf der Hohen Straße traf es im Dezember, bald ist auch für den Game Stop am Viehtor das Ende besiegelt – und der Optiker Wiethold an der Brückstraße ist schon raus. Nachrichten über Geschäfts- und Filialschließungen in der Weseler Innenstadt haben sich zuletzt gehäuft. Wenngleich die Gründe dafür unterschiedlicher Natur sein mögen, die Tendenz ist eindeutig: Es gibt wieder mehr Leerstände in den zentralen Lagen der Stadt.
Die Wirtschaftsförderung ist über diese Entwicklung natürlich nicht glücklich, hat sie angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage allerdings erwartet. Inflation, Energiekrise und die Personallage stellen eben auch die Einzelhändlern und Gastronomen in Wesel vor Herausforderungen. So zählen Ingo Balters und Wendelin Knuf von der Wirtschaftsförderung derzeit insgesamt neun Leerstände in den wichtigsten Passagen der Innenstadt: Zwei am Viehtor, zwei in der Hohen Straße und fünf an der Brückstraße – hinzu kommt ein leerstehendes Ladenlokal an der Korbmacherstraße, Ecke Flesgentor.
Vergleicht man die aktuelle Situation mit der unmittelbar nach dem ersten Corona-Lockdown, relativiert sich die Lage allerdings wieder etwas. „Im Mai 2020 hatten wir alleine im Bereich der Brückstraße neun Leerstände“, erinnert sich Ingo Balters. Zwischenzeitlich konnten sich die Wirtschaftsförderer vor Erfolgsmeldungen kaum retten, so siedelten sich unter anderem zwei Fahrradhändler, ein Fitnessstudio und eine Espresso-Bar in der Innenstadt an. Die Leerstandsquote ging Richtung null Prozent.
Dass sie sich nun wieder bei fünf bis sechs Prozent eingependelt hat, hält Wendelin Knuf noch nicht für allzu dramatisch. „Wesel liegt unter dem Landesschnitt und eine gewisse Leerstandsquote braucht eine Stadt, um sich weiterzuentwickeln“, sagt der Chef der Wirtschaftsförderung. Für die nächsten Monate haben sich Knuf und Balters erstmal das Ziel gesetzt, die aktuelle Quote halten zu können. Sie seien mit allen Eigentümern oder Verwaltern der leerstehenden Immobilien im Gespräch, es gebe bereits einige vielversprechende Interessenten. In einem Fall gibt es sogar schon eine konkrete Nachnutzung.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise kann es jederzeit zu weiteren Schließungen kommen, das weiß auch die Wirtschaftsförderung – und über allem schwebt die Sorge um die Zukunft des Kaufhofes, dazu gibt es aber keinen neuen Stand. Bisher hieß es immer, dass im Januar eine Entscheidung fallen soll, welche Filialen geschlossen werden und welche erhalten bleiben.
Wesel und die Leerstände: So sieht es an den einzelnen Standorten aus
Hohe Straße/Viehtor: In diesem Bereich gibt es derzeit drei Leerstände, ein weiterer kommt Ende des Monats hinzu. Neben Partyland und Game Stop (schließt Ende Januar), stehen das frühere Mode-Geschäft Esprit (zuletzt als Corona-Testzentrum genutzt) und Rüdigers Teeboutique leer – dieses Ladenlokal am Viehtor ist bereits seit Jahren nicht vermietet, es könnte sich aber bald etwas tun. Konkreter können Balters und Knuf noch nicht werden. „Das Problem beim früheren Esprit ist, dass es für große Filialisten zu klein und für Existenzgründer zu groß und damit zu teuer ist“, erklärt Knuf. Dennoch ist der Wirtschaftsförderer überzeugt davon, dass sich für die Standorte bald Lösungen finden.
Brückstraße: In der Brückstraße steht neben dem Extrablatt schon länger ein früherer arabischer Supermarkt leer, die Wirtschaftsförderung hat Kontakt zum Vermieter – das gilt ebenso für das ehemalige Dekogeschäft in der Hausnummer 24. Erst seit einigen Wochen verwaist ist das Ladenlokal von Optik Wiethold, hier werben die Wirtschaftsförderer mit einem Aushang um Interessenten.
Leyensplatz: Am Leyensplatz/Ecke Lomberstraße haben das Café Lombers und der angrenzende Bubble-Tea-Anbieter schon länger geschlossen. Weil beide Lokale einem Vermieter gehören, existiert schon länger die Idee, daraus ein großes zu machen – ein Tapas-Restaurant war dafür mal im Gespräch, das hat sich aber wieder zerschlagen. Angrenzend befand sich, bis zum Umzug zur Brückstraße 9 bis 11, das RegaLokal. Hier gibt es eine konkrete Nachfolge: Das Dinslakener Sanitätshaus Lang wird eine Dependance eröffnen.
Korbmacherstraße: Hier hat sich erst vor wenigen Tagen etwas getan mit der Neueröffnung des Restaurants „Butcha“ im früheren Café L’Etage. Damit gibt es nur noch einen Leerstand an der Ecke Flesgentor.