Hamminkeln. Eine Premiere seit den Anfängen 1970: Die Hamminkelner Jugendfeuerwehr verhängt einen Aufnahmestopp. Das sind die Gründe.
Die Situation ist ein wenig seltsam: Die Jugendfeuerwehr Hamminkeln hat jetzt einen Aufnahmestopp verhängt. „Den ersten seit 1970“, wie der Jugendfeuerwehrleiter Thorsten Coldewey der NRZ erzählt. „Schweren Herzens“, sagt der Hamminkelner, hätten sich die Betreuer zu diesem Schritt entschieden. Aber es musste sein, denn der Andrang sei zu groß geworden. Woanders suchen die Freiwilligen Feuerwehren oft händeringend nach Nachwuchs. In Hamminkeln gibt es eine Warteliste. Wer Interesse hat, sollte sich trotzdem auf jeden Fall melden. Es werden immer mal wieder Plätze frei.
70 Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren werden in Hamminkeln in zwei Gruppen von insgesamt 14 Betreuerinnen und Betreuern in die ersten Schritte des Feuerwehrlebens eingeweiht. Dabei sind vor allem die elf- bis 14-Jährigen aktiv, aber auch einige ältere. Gerade nachdem der Dienst nach Corona wieder hochgefahren wurde, bekam die Jugendfeuerwehr immer mehr Zulauf. „Da haben unsere jungen Aktiven ihren Freunden und Schulkameraden wohl erzählt, wie toll das bei der Feuerwehr ist“, erinnert sich der Leiter. Es kamen immer mehr und sie blieben.
Sieben Neuzugänge aus der Kinderfeuerwehr
Im nächsten Jahr stehen bereits sieben Neuzugänge aus der Kinderfeuerwehr fest und es sollen drei Gruppen eingerichtet werden, die alle zentrale in der Wache am Daßhorst ihre Heimat haben, samt eigentlicher Räumlichkeiten dort. Denn im Gegensatz zur Kinderfeuerwehr, deren Gruppen in den Wachstandorten in den Ortsteilen getreu dem Motto „Kurze Beine - Kurze Wege“ beheimatet sind, sitzt die Jugendfeuerwehr in Hamminkeln.
Das heißt aber nicht, dass die Jugendlichen nicht auch die anderen Wachstandorte in den Hamminkelner Ortsteilen kennen. Immer wieder besuchen die Gruppen während ihrer Dienste die Kollegen außerhalb von Hamminkeln. Und das freut auch die Feuerwehrkameraden dort, die sich immer wieder besondere Programmpunkte für den Nachwuchs einfallen lassen, um das breite Feuerwehrspektrum anschaulich zu präsentieren. Diese Ausflüge, weiß Thorsten Coldewey, sind bei den jungen Leute sehr beliebt.
Belastungsgrenze ist erreicht
Nun hat die Jugendfeuerwehr ihre Belastungsgrenze erreicht. Mehr können die Ehrenamtlichen, die ja auch noch im aktiven Dienst stehen, nicht leisten. Im nächsten Jahr sollen die Nachwuchsgruppen von zwei auf drei aufgestockt werden. Mehr allerdings sehen sich die Betreuer nicht in der Lage zu bewältigen. Denn die Gruppenarbeit soll ja nicht leiden.
Zumal dort nicht nur Feuerwehr-Aspekte angesprochen werden. Auch der Anteil an „ganz normaler“ Jugendarbeit kommt nicht zu kurz. Da gibt es Filme-Abende, Halloween-Party, jetzt die Weihnachtsfeier, Zeltlager, Ausflüge wie das Paddeln auf der Niers. Oder - ganz besonder beliebt - die 24- und 12-Stunden-Schichten auf der Wache, die dem Leben als großer Feuerwehrmann schon ganz nahe kommen.
„Die Jugendlichen haben uns breit geschlagen“
Diese speziellen Schichten finden eigentlich einmal im Jahr statt. Jetzt werden sie zweimal im Jahr organisiert. „Die Jugendlichen haben uns breit geschlagen“, gibt Thorsten Coldewey unumwunden zu und muss dabei lachen. Denn, dass die Jugendlichen so gerne zur Feuerwehr kommen und sogar der Aufnahmestopp verhängt werden musste, ist ja eigentlich auch ein Kompliment an die Arbeit dort. Kein Wunder, dass Thorsten Coldewey betont: „Ich bin stolz auf das Team. Die machen ne super Arbeit.“
Vielleicht auch besonders attraktiv für die Jugendfeuerwehrleute ist, dass sie ab 16 Jahren an den Dienstabenden der „Großen“ teilnehmen dürfen - Einverständniserklärung der Eltern natürlich immer vorausgesetzt - bevor sie mit 18 Jahren in den „richtigen“ Dienst einsteigen können.
Für Thorsten Coldewey hat das so geklappt. Er war früher in der Jugendfeuerwehr Wesel, hat selbst drei Kinder, die jetzt bei der Kinder- beziehungsweise Jugendfeuerwehr sind. Seine Frau ist ebenfalls bei der Kinderfeuerwehr aktiv. Eben eine richtige „Blaulicht-Familie“.