Schermbeck. Schermbeck gerät bei der Unterbringung von Geflüchteten an seine Grenzen – und fordert mehr Unterstützung. Was jetzt beschlossen wurde.

Die Gemeinde Schermbeck rüstet sich für ein verstärktes Aufkommen an Flüchtlingen – nicht nur aus der Ukraine. Dafür wurden jetzt zwei richtungsweisende Entscheidungen getroffen, damit möglichst keine Sporthallen für die Unterbringung genutzt werden müssen, selbst wenn plötzlich ein großer Schwung geflüchteter Menschen die Gemeinde erreicht.

Schon seit etwa sechs Wochen wird das ehemalige Siemon-Haus der Evangelischen Stiftung Lühlerheim von Geflüchteten aus der Ukraine genutzt. Die Stiftung hat es der Gemeinde mietfrei zur Verfügung gestellt, mittlerweile haben hier 32 Menschen – teilweise Familien, teilweise auch Einzel-Personen – eine vorübergehende Bliebe gefunden. Früher was das dreistöckige Gebäude ein Haus für ehemals wohnungslose und dann betreute Menschen. Nach dem Bau des nagelneuen Georg-Siemon-Hauses wird die Unterkunft seit diesem Sommer nicht mehr benötigt und nun für Flüchtlinge hergerichtet.

Schermbeck: Caritas betreut die Flüchtlinge im Lühlerheim

„Bisher klappt es sehr gut“, berichtet Lühlerheim-Vorstand Theo Lemken, der sich schon Gedanken macht, wie das Lühlerheim den Ukrainerinnen und Ukrainern zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar eine kleine Freude bereiten kann. Betreut werden die Flüchtlinge in Weselerwald von der Caritas.

Derweil hat der Bau-, Liegenschafts-, Wirtschaftsförderungs- und Tourismusförderungsausschuss eine weitere wichtige Entscheidung getroffen. Er beschloss einstimmig, zur Errichtung einer weiteren Flüchtlingsunterkunft das gemeindliche Grundstück „Tiefer Weg“ entsprechend herzurichten. Eine Mobilcontaineranlage ist bereits bestellt und soll dort demnächst aufgebaut werden.

So ähnlich könnten die Wohncontainer für Flüchtlinge auch in Schermbeck aussehen.
So ähnlich könnten die Wohncontainer für Flüchtlinge auch in Schermbeck aussehen. © WP

Zuvor hatte es leichte Kritik an den Plänen gegeben. So sagte Günther Beck (CDU) zu der Container-Lösung: „Die sind grottenhässlich und viel zu teuer.“ Dem entgegnete Kämmerer Alexander Thomann, der Markt sei quasi leer gefegt und die Gemeinde habe Glück gehabt, überhaupt etwas zu bekommen. Dass die Gemeinde jedoch schnellstmöglich Unterkünfte herrichten muss, erläuterte auch Bürgermeister Mike Rexforth: „Wir werden ja vom Land in diese Situation gezwungen. Aktuell sind wir bei 450 Flüchtlingen, nach den aktuellen Quoten müssen wir noch über 200 aufnehmen.“

Die Gemeinde wolle eine vernünftige Flüchtlingspolitik mit einer vernünftigen Betreuung anbieten. Dabei müssen das Land und der Bund Schermbeck unterstützen, so Rexforth. Irgendwann habe die Gemeinde ihre Grenzen in der Leistungsfähigkeit erreicht und es werde auch für die Gesellschaft schwierig. „So kann es nicht weitergehen“, ergänzte der Bürgermeister, der in diesem Zusammenhang die „europaweite Solidarität“ erwähnte, aber für Schermbeck sagt: „Das halten wir so lange nicht mehr durch.“ Die Leistungsfähigkeit und vor allem das Personal habe seine Grenzen.

Mehrere Politiker aus Schermbeck fordern Weitsicht

Auch Die-Partei-Fraktionsvorsitzender Manuel Schmidt („Wir müssen größer denken.“) und Grünen-Ratsherr Stefan Steinkühler („Wir werden noch schlimmer überrollt werden.“) mahnten, weitsichtig mit einer stark steigenden Zahl an Flüchtlingen zu rechnen.