Hünxe/Schermbeck. Eine Firma hat ausgewertet, in welchen Kleinstädten Seniorinnen und Senioren gut leben können. So schneiden Hünxe und Schermbeck in der Studie ab.

Wo können Seniorinnen und Senioren besonders gut leben? Diese Frage hat sich die Standortanalyse-Firma Contor in einer ausführlichen Studie gestellt und gut 900 Kommunen zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern in ganz Deutschland daraufhin untersucht – Hünxe landet dabei auf Platz 243 und schneidet damit im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen recht gut ab. Schermbeck schaffte es deutschlandweit auf Rang 367.

„Die meisten Studien bilden sehr große Räume ab. Studien zeigen, wie es sich in Hamburg, Berlin oder Paris lebt“, sagt Studienautor Henner Lüttich, dessen Firma ihren Sitz in Hünxe hat. „Die Ergebnisse sind für viele aber nicht die Realität.“ Schließlich lebt und arbeitet ein großer Teil der Menschen in Deutschland nicht in den Großstädten, sondern im ländlichen Raum. Deswegen beschäftigt sich der Standortanalytiker seit geraumer Zeit ganz besonders intensiv mit Klein- und Mittelstädten.

Die aktuelle Untersuchung hat Lüttich unter der Überschrift „Seniorenparadiese in Kleinstädten“ kürzlich zusammen mit der Zeitschrift Kommunal veröffentlicht. Grundlage der Studie ist ein von Lüttich selbst entwickeltes Analysetool. Dieses Werkzeug, das zur Standortanalyse von Städten, Gemeinden und EU-Regionen sowie zur Standortsuche für Unternehmen entwickelt wurde, enthält sowohl die Algorithmen als auch die Daten von 67 Standortindikatoren sämtlicher Städte und Gemeinden in Deutschland.

Senioren-Studie: In welchen Bereichen Hünxe gut abschneidet

Für die Studie haben die Autoren versucht, wichtige Anforderungen von Seniorinnen und Senioren an Städte zu definieren. Demnach wollen Menschen im Ruhestand in einer Stadt oder Gemeinde ohne größere soziale Probleme leben, in relativer Sicherheit, die auf Bedürfnisse von Senioren eingestellt ist, die eher dienstleistungsorientiert ist, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie bietet, um sozialen Austausch zu ermöglichen, die kulturelle Angebote bietet und ein starkes Gesundheits- und Sozialwesen. Weitere Kriterien, die für die Ergebnisse eine Rolle spielen, sind der Anschluss an Autobahn und das Zugnetz. Außerdem war das regionale Preisniveau ein wichtiger Faktor. Denn was helfen die besten Angebote vor Ort, wenn sie nicht bezahlbar sind?

Auch die Mobilität spielt in der Studie eine Rolle.
Auch die Mobilität spielt in der Studie eine Rolle. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Vor allem beim Bauland erreicht Hünxe ein gutes Ergebnis. Die Preise für den Kreis Wesel (andere Daten liegen laut Lüttich nicht vor) für den Quadratmeter Bauland liegen demnach deutlich unter dem deutschlandweiten Schnitt – ein Pluspunkt für Seniorinnen und Senioren. Ebenfalls in diesem Zusammenhang ein Standortvorteil für die Gemeinde sei der hohe Anteil von Menschen über 65 Jahren – das ist im Vergleich überdurchschnittlich. An dieser Stelle nimmt die Studie an: Wo schon so viele ältere Menschen leben, müssen die Bedingungen für sie gut sein. Ebenfalls für Hünxe spricht die Nähe zur Autobahn, die relativ gute Erreichbarkeit und überregionale Zugverbindungen sowie die niedrige Arbeitslosenquote im Kreis Wesel.

Leicht unterdurchschnittlich schneidet die Gemeinde bei der Kriminalitätsrate und den Insolvenzverfahren pro 1000 Einwohner ab. Wirklich kritisch sieht Standortanalytiker Henner Lüttich hingegen die Angebote für Seniorinnen und Senioren: „Da gibt Hünxe kein gutes Bild ab.“ Laut den Daten werden zum Beispiel im Einzelhandel, in der Gastronomie, im Kulturbereich, bei Dienstleistungen und der Gesundheitsversorgung nur unterdurchschnittliche Werte erreicht. Das verhindert letztlich eine bessere Gesamtplatzierung.

Hintergrund: Die Kleinstädte und Gemeinden landen ganz vorne

Ganz oben in der Rangliste landen vor allem Städte und Gemeinden aus Bayern – so belegen Orte aus dem Freistaat alleine acht von zehn Plätzen in der deutschlandweiten Top Ten. Auf dem Spitzenplatz steht die Stadt Bad Windsheim in Franken, gefolgt von Bad Neustadt an der Saale (Unterfranken) und Bad Wildungen in Hessen. Unter die besten zehn hat es aber auch das sächsische Stollberg geschafft. Die bestplatzierte Kleinstadt aus Nordrhein-Westfalen ist Winterberg im Sauerland auf Rang 31.

Interessanterweise dominieren am unteren Ende der Skala ebenfalls Städte aus dem Süden von Deutschland – trotz der hohen wirtschaftlichen Dynamik. So belegen die letzten Plätze beinahe ausnahmslos Städte und Gemeinden aus dem Münchener Umland. Hier dürfte das extrem hohe Preisniveau der entscheidende Faktor sein, warum diese Orte für Seniorinnen und Senioren weniger attraktiv sind.