Wesel. Der Büdericher Händler Hermann Kuhlmann ist kürzlich gestorben. Das ist nicht die einzige Veränderung auf dem Weseler Wochenmarkt.

Der Weseler Wochenmarkt hat eine echte Instanz, ein Original verloren: Vor einigen Wochen ist der Landwirt Hermann Kuhlmann verstorben. Über Jahrzehnte war der Büdericher jeden Mittwoch und Samstag auf dem Großen Markt vertreten, beliebt und bekannt bei Stammkundinnen und Kunden – genannt wurde er auch das „Idol vom Dom“. Der Name Kuhlmann wird aber ein fester Bestandteil des Marktes bleiben, denn sein Sohn Matthias führt den Stand weiter.

Auf seinem Hof in Büderich war der Landwirt Herr über sieben Hektar Boden und 6000 Quadratmeter Treibhausfläche. Gurken, Tomaten, Paprika, Kräuter, Bohnen, Kartoffeln und – ganz wichtig – Kappes werden hier selbst angebaut, anderes wie Rosenkohl, Blumenkohl und Obst kauft das Familienunternehmen dazu. „Aber immer direkt beim Erzeuger“, sagt seine Frau Ute Kuhlmann. „Damit wir wissen, wo es herkommt.“

Hermann Kuhlmann war ein leidenschaftlicher Marktfahrer, kannte viele seiner Stammkunden persönlich, erinnert sie sich. „Den Kontakt zu den Kunden fand er toll. Und genau wie ich hat er immer gesagt: Die Menschen auf dem Markt sind anders als die im Supermarkt. Sie sind herzlicher. Da ist es auch kein Problem, wenn noch ein bisschen gequatscht wird, selbst wenn einer deshalb mal ein bisschen warten muss. Das wird einfach akzeptiert, weil es schön ist. Das gehört auf dem Markt dazu.“

Wochenmarkt in Wesel: Hermann Kuhlmann machte Hobby zum Beruf

2002 hatte Kuhlmann den Betrieb am Sonnenaufgang 1 von seinem Vater übernommen. Damals wurde das Gemüse noch für den Großmarkt versteigert. Kuhlmann schaffte die Blumen ab, baute eine größere Auswahl an Gemüse an und führte den Verkauf auf dem Wochenmarkt ein. Der Betrieb läuft nicht unter dem Bio-Fähnchen, aber gespritzt wird trotzdem nicht. „Gegen Dreck kann man schuffeln“, sagt Ute Kuhlmann und bezieht sich auf ein altes Gartenwerkzeug, mit dem man Unkraut entfernt.

Die Kuhlmanns sind unter anderem bekannt für ihren Weißkohl. Sohn Matthias Kuhlmann (rechts) hat den Stand auf dem Markt nun übernommen. (Archivbild)
Die Kuhlmanns sind unter anderem bekannt für ihren Weißkohl. Sohn Matthias Kuhlmann (rechts) hat den Stand auf dem Markt nun übernommen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Hermann Kuhlmann hatte sein Hobby zum Beruf gemacht, lebte für die Landwirtschaft und die Arbeit auf den Märkten, nicht nur in Wesel war er vertreten, sondern ebenso zwei Mal in der Woche auf dem Wochenmarkt in Essen-Borbeck. Nur der Samstagnachmittag war reserviert für aufregende Minuten vor dem Fernseher – immer dann, wenn Schalke spielte. „Auf dem Dach unseres Carports zu Hause steht ein lebensgroßer Esel, den habe ich blau-weiß anmalen lassen, mit Schalke-Logo, und ihm zum 50. Geburtstag geschenkt.“ Abgesehen davon war Kuhlmann immer unterwegs, gerne auch mit dem Fahrrad.

Im Januar 2021 wurde Kuhlmann schwer krank, eine Chemotherapie war notwendig. Sohn Matthias kündigte seinen Job und sprang sofort ein. Hermann Kuhlmann starb am 21. August. „Matthias hatte schon vorher gesagt, dass er den Hof eines Tages übernehmen möchte.“ Das ist nun geschehen, der Sohn führt den Betrieb in vierter Generation, Mutter Ute unterstützt ihn dabei tatkräftig. „Wir machen das in Hermanns Sinne weiter“, verspricht sie.

Weitere Veränderungen auf dem Wochenmarkt in Wesel

Der Tod seines Kollegen hat auch Axel Tepaß berührt. „Solange ich denken kann, war Hermann auf dem Markt“, sagt der Weseler Marktsprecher. Umso wichtiger ist es, dass keine Lücke gerissen wird, sondern der wichtige Stand vom Sohn übernommen wird. „Solche Säulen müssen erhalten bleiben“, betont Tepaß.

Denn es gibt noch weitere Veränderungen auf dem Großen Markt. Der Büdericher Obsthändler Johannes Billen hat seinen Stand aufgegeben, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Sein Platz soll möglichst nachbesetzt werden, berichtet Tepaß, das Sortiment werde derzeit aber auch von anderen Anbietern weitgehend angeboten. Neu ist seit einigen Wochen der Wagen von „Ginos Feinkost“, dort werden etwa Antipasti oder verschiedene Brotaufstriche angeboten. Die Betreiber kommen aus Wesel, waren aber bisher auf dem Wochenmarkt in Hagen vertreten.

Wochenmärkte in Wesel: Das sind die Termine

Der Wochenmarkt vor dem Willibrordi-Dom und auf dem Kornmarkt findet immer mittwochs und samstags von 8 bis 13 Uhr statt. Mehr als 30 Marktbeschicker bieten sowohl frische regionale Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kräuter, Milchprodukte, Fisch und Fleisch als auch Bioprodukte und Blumen an. Weitere Wochenmärkte gibt es in den Weseler Stadtteilen: dienstags und freitags von 8 bis 13 Uhr in Flüren, donnerstags von 8 bis 13 Uhr in der Feldmark, donnerstags von 14 bis 18 Uhr in Büderich, freitags von 8 bis 12.30 Uhr in Obrighoven.