Wesel. Im Rhein-Lippe-Hafen in Wesel entsteht bis 2023 ein neues Logistikzentrum – es soll nachhaltig und ökologisch sein. Erster Mieter steht fest.

Im Hintergrund verrichten mehrere gelbe Bagger Erdarbeiten, nebenan bohrt eine blaue Maschine einen Schacht tief in den Boden – und vorne greifen sieben nobel gekleidete Herren zum Spaten und schaufeln mit sichtlicher Begeisterung Sand. Die offensichtlich gute Laune bei dem symbolischen ersten Spatenstich hat einen Grund: Auf dem Gelände am Rhein-Lippe-Hafen in Wesel entsteht etwas Großes, genauer gesagt etwas sehr Großes: Der 86.000 Quadratmeter umfassende und zig Millionen Euro teure Neubau eines Logistikzentrums soll bis zum Sommer 2023 bezugsfertig sein und wird über eine fossilfreie Energieversorgung verfügen.

Alexander Schmid, ist Leiter der Entwicklung beim Investor Beos Logistics und für das Projekt mit einem hohen achtstelligen Euro-Betrag verantwortlich. Zwei Schwerpunkte nennt er für den Bau dieser neuen Ansiedlung: „Es wird eine sehr nachhaltige Immobilie. Wir versuchen CO2 zu reduzieren, wo es nur geht.“ Dies geschehe unter anderem mit Geothermie: „Wir bohren 20 Kilometer Löcher in den Boden und generieren über Fußbodenheizung die Wärme für die Halle über Erdwärme.“ Andersherum heiße das: „Wir können den Gashahn abdrehen!“

Hafen in Wesel: Bauprinzip wie Lego – nur etwas größer

Das zweite Prinzip beim Bau im Hafen lautet C2C („Cradle to Cradle“) und bedeutet so viel wie „vom Ursprung zum Ursprung“, wie Schmid erläutert: „Wir bauen die Immobilie sehr schnell: Das sieht aus wie Lego. Die Teile kommen und werden zusammengestöpselt .“ Man könne das Logistikzentrum auch wieder in seine Einzelteile zerlegen, so der Projektleiter weiter.

Auf 165.000 Quadratmetern des Delta-Port-Areals im Rhein-Lippe-Hafen entsteht die 86.000 Quadratmeter große Logistikimmobilie.
Auf 165.000 Quadratmetern des Delta-Port-Areals im Rhein-Lippe-Hafen entsteht die 86.000 Quadratmeter große Logistikimmobilie. © FFS | Lars Fröhlich

Umsetzen wird das Projekt im Hafen die List-Gruppe aus Nordhorn. Deren Geschäftsführer Andreas Brockhaus betonte am Donnerstag, es müssten dabei ganz viele Räder ineinandergreifen. Damit das „Lego für Erwachsene“ aus einem Guss komme, brauche man eine Punktlandung bei Genehmigungen, was in Wesel „voll auf dem Punkt“ geklappt habe.

Meilenstein für Delta-Port und den Kreis Wesel

Landrat Ingo Brohl nannte den Spatenstich „einen Meilenstein für Delta-Port und damit auch für den Kreis Wesel“. Das neue Logistikzentrum sehe er als „Fortschreibung einer Erfolgsgeschichte“. Langfristig solle sich Delta-Port zu einem „Verteilnetz von Grünem Wasserstoff“ entwickeln und so einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und Energiesicherheit leisten. Auch er betonte den großen Standortvorteil: „Der Hafen- und Logistikstandort Kreis Wesel gilt als ideal, verfügt über gute intermodale Verkehrsanbindungen und wichtige Absatzmärkte: Die Metropolen Ruhr und das Rheinland liegen quasi direkt vor der Haustür.“

Es erfülle ihn mit außerordentliche Freude, dass die Logistikimmobilie auf 165.000 Quadratmeter Delta-Port-Areal im Rhein-Lippe-Hafen entstehe, sagte auch Andreas Stolte, der Geschäftsführer der Hafengesellschaft. Es freue ihn besonders, dass die Rhenus-Logistik-Gruppe als Mieter zukünftig „Nachhaltigkeitsaspekte und logistische Standortvorteile zum Aufbau integrierter grüner Logistikketten“ verknüpfe.

Henning Brands wird Niederlassungsleiter im neuen Logistikzentrum der Firma Rhenus.
Henning Brands wird Niederlassungsleiter im neuen Logistikzentrum der Firma Rhenus. © FFS | Lars Fröhlich

Henning Brands wird Leiter der neuen Rhenus-Niederlassung in Wesel. „Wir sind stolz, an solch einem Startort unter diesen Voraussetzungen der ökologischen Nachhaltigkeit, langjährig hier erfolgreich Logistik betreiben zu dürfen“, erklärt er und ergänzt, er rechne mit bis zu 400 Beschäftigen auf dem neuen Logistikareal.

Noch 44 Hektar Erweiterungspotenzial

Neben der langfristigen Vermietung an den Einzelmieter Rhenus eigenen sich die Flächen grundsätzlich auch für eine Aufteilung in bis zu zehn Einheiten für verschiedene Nutzer, fügt der Investor noch hinzu. Außerdem entstehen hier 37 Lastwagen-Parkplätze und 200 Auto-Stellplätze. Hafen-Chef Andreas Stolte verwies in diesem Zusammenhang zudem noch auf ein Erweiterungspoteziel von weiteren 44 Hektar auf dem Areal.