Hamminkeln. Geht es nach der Hamminkelner Wählergemeinschaft, sollen zwei Anlagen in Dingden und Marienthal entstehen. Doch die Stadt steht auf der Bremse.
Schon einmal hat die Wählergemeinschaft USD in Hamminkeln um eine Photovoltaikanlage gekämpft, die das Hamminkelner Klärwerk mit Strom versorgen soll. Nun setzt sie noch einen oben drauf. Sie möchte zwei weitere Anlagen installiert wissen, die ebenfalls einen Teil des Energieverbrauchs im Abwasserbereich abdecken könnten.
Dabei hat sie eine Freifläche zwischen der Bahnlinie und der Straße Am Depot ins Auge gefasst. Hier soll nach dem Willen der USD eine Photovoltaikanlage auf der Freifläche entstehen, um die Stromversorgung der Abwasserbetriebspunkte Am Tollberg und Liederner Straße zu übernehmen. Von beiden Betriebspunkten wird das Abwasser zur Zeit über eine Druckleitung zur Kläranlage abtransportiert.
Mit Speicher wären 98 Prozent des Energiebedarfs gedeckt
Hier macht die USD folgende Rechnung auf: 2017 verbrauchten beide Stationen zusammen 120.000 Kilowattstunden Strom. Bei einem Großverbraucherpreis von rund 16 Cent netto pro Kilowattstunde fallen so 23.000 Euro Stromkosten pro Jahr an. Die Gegenrechnung: Bei einer PV-Anlage ohne Speicher kostet der Strom 4,2 Cent netto, mit Speicher 5,05 Cent. Eine Freiflächen-Anlage mit einer Größe von 500 Kilowatt Peak kann im Jahr die beiden Abwasserbetriebspunkte zu 57 Prozent mit elektrischer Energie versorgen. Würde noch zusätzlich ein 200 Kilowattstunden großer Stromspeicher installiert, kann die Anlage 98 Prozent der benötigten Energie erzeugen.
Die USD rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 480.000 Euro plus Mehrwertsteuer. Insgesamt könnten pro Jahr 13.675 Euro Kosten eingespart werden und zusätzlich 16.687 Euro durch die Einspeisung ins Netz eingenommen werden. Somit wären die Kosten für den Bau nach 16 Jahren wieder eingespielt. Außerdem würden die Betriebspunkte dauerhaft mit sauberer Energie versorgt und es würden rund 274 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart.
Ein ähnlicher Plan in Marienthal
Einen ähnlichen Plan im kleineren Maßstab hat die USD für Marienthal. Hier hat die Wählergemeinschaft den Abwasserbetriebspunkt am Kirchweg für die Stromversorgung mit einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage ins Auge gefasst. Die USD macht eine ähnliche Rechnung für eine kleinere Anlage auf und kommt auf eine Durchfinanzierung nach 17 Jahren.
Die Stadt sieht die Errichtung der Anlagen allerdings kritisch, wie aus einer Beschlussvorlage für den Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung hervorgeht, der am Mittwoch, 7. September, um 17 Uhr im Ratssaal tagt. Dabei argumentiert die Stadt vor allem mit Stadtentwicklung und Planungsrecht, nicht mit Klimaschutzbelangen.
So sei ein Teil der Dingdener Fläche Am Depot nicht im Eigentum der Stadt. Die Hälfte sei als Bahnfläche und zur anderen Hälfte als Grünfläche im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Sie diene als optische Trennung zwischen der gewerblichen Nutzung westlich der Straße Am Depot und der überwiegenden Wohnbebauung östlich der Straße Am Bahnhof. Zwar sei grundsätzlich die Genehmigungsfähigkeit gegeben, aber: „Aufgrund des Baum- und Gehölzbestands und auch aufgrund der Eigentumssituation wird hier die Errichtung und der Betrieb einer Photovoltaikanlage für äußerst ungünstig gehalten.“ Die USD hatte als Alternative auch eine Fläche an der Nikolaus-Groß-Straße ins Gespräch gebracht. Doch hier weist die Verwaltung darauf hin, dass dieser Bereich als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen ist.
Auch beim Standort Marienthal ist die Stadt skeptisch. Zwar sei eine PV-Anlage als Nebenanlage zur Kläranlage dort im Außenbereich zulässig, aber die Anlage soll demnächst umgebaut werden und dann würde lediglich ein Pumpwerk mit geringem Stromverbrauch dort stehen. Deswegen sei es mehr als schwierig künftig den überwiegenden Eigenverbrauch für die Kläranlage nachzuweisen.