Hamminkeln. Die Gesamtschule Hamminkeln wird neue Partnerschule der Yad Vashem-Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. Am Donnerstag ist die Auszeichnungsfeier.
Die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat seit 1993 eine eigene Internationale Schule für Holocaust-Studien, deren Aufgabe unter anderem die Betreuung von Partnerschulen und die Bereitstellung didaktischen Materials ist. Eine dieser Partnerschulen wird nun auch die Gesamtschule Hamminkeln: Am Donnerstag, 18. August, wird sie offiziell als Yad Vashem-Schule ausgezeichnet. Die Feierstunde startet um 11.30 Uhr im Forum, aus Yad Vashem zugeschaltet wird die Teamleiterin des German Desk der International School of Holocaust Studies.
Zu den Gästen in Hamminkeln zählt unter anderem Ruth Muscovitch, Nichte der letzten Bewohner des Humberghauses in Dingden und Tochter von Ernst Humberg. Sie kam kurz nach der Reichspogromnacht in Wesel zur Welt und floh mit ihren Eltern nach Kanada. Sie kommt mit ihren Töchtern und deren Familien zur Feier. Schulleiterin Anette Schmücker wird die Gäste begrüßen. Im Anschluss geht es in den bilingualen Gesellschaftslehrekurs des 10. Jahrgangs, um mit den Schülern über die Geschichte der Familie Humberg, das heutige Leben der Familie Muscovitch zu sprechen.
Fokussierung auf Einzelschicksale
Zur Unterstützung der Lehrer bei der Vermittlung des Holocaust an europäischen wie israelischen Schulen wurde das pädagogische Konzept der Fokussierung auf das Einzelschicksal entwickelt. Anstelle einer anonymen und ungreifbaren Zahl vieler Opfer rückt dieses Konzept das Individuum ins Zentrum. Durch Namen und Lebensgeschichten sollen die Ermordeten des Naziregimes damit vor der Auslöschung aus dem Gedächtnis der Welt bewahrt werden. Die Beschäftigung mit wenigen Einzelpersonen soll den Schülern den historischen Zugang zum Thema erleichtern. Auch für die Periode zwischen 1933 und 1945 steht der Mensch als denkende, handelnde und reagierende Person im Zentrum des Interesses. Entsprechend behandelt der Unterricht das Leben und nicht das Sterben von Jüdinnen und Juden zur Zeit des Nationalsozialismus.
16 Partnerschulen in acht Bundesländern
Yad Vashem plädiert bei der Beschäftigung mit den Tätern und Zuschauern für eine differenzierte Sicht auf einzelne Personen und deren Lebensumstände. Das Partnerschulprogramm bietet Schulen die Möglichkeit, eine offizielle Kooperation mit Yad Vashem einzugehen, um Bildungsmaterialien, pädagogische Programme und Gedenkprojekte weiterzuentwickeln und auszubauen. Die Partnerschulen profitieren von einer exklusiven Beziehung mit der Internationalen Schule für Holocaust-Studien in Yad Vashem. Bis heute umfasst das Partnerschulnetzwerk für die deutschsprachigen Länder 16 Partnerschulen in acht Bundesländern.
Zu den bisherigen Projekten der Gesamtschule gehörten der Besuch im Humberghaus mit allen Klassen des 9. Jahrgangs im Rahmen des Geschichtsunterrichts, ergänzend dazu die Nutzung der mobilen Ausstellung zum Stadt- und Landjudentum im Geschichtsunterricht, die Beteiligung an der Eröffnung dieser Ausstellung mit Schülern im September 2021 in der Bezirksregierung Münster und am 9. November auf Schloss Ringenberg im Rahmen einer Gedenkstunde für die Opfer der Reichspogromnacht. Ein weiteres Ziel ist die Kooperation mit einer israelischen Partnerschule über in Israel lebende Mitglieder der Familie von Ruth Muscovitch, die Planung einer Gedenkstättenfahrt und die Pflege von Stolpersteinen.
Das Programm am Donnerstag
9.30 Uhr: Begrüßung von Ruth Muscovitch und ihrer Familie, 10 Uhr: Begegnung im Gesellschaftslehrekurs, 11.30 Uhr: Feierstunde im Forum mit Redebeiträgen von Bürgermeister Bernd Romanski der Teamleiterin des German Desk, Schulleiterin Anette Schmücker und der Schülersprecherin, Bühnenpräsentation des Kurses Darstellen und Gestalten zu „Erinnerungen an Anne Frank sowie musikalische Beiträge.