Hamminkeln. Gesamtschüler aus Hamminkeln nahmen an der Eröffnung der Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ des Humberghauses und der Bezirksregierungen teil.

Die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ stellt 19 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht als Opfer in den Mittelpunkt, sondern als Mitmenschen mit ihren vielfältigen Hoffnungen, Lebensentwürfen und Träumen sowie ihren Alltag in der Stadt und auf dem Land vor der NS-Herrschaft. Sie wurde vom „Geschichtsort Humberghaus“ in Dingden und dem Netzwerk „Erziehung nach Auschwitz“ in Kooperation mit dem „German Desk“ in Yad Vashem, mit Unterstützung der Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster sowie mit finanzieller Förderung durch die Landeszentrale für Politische Bildung in zweijähriger Projektarbeit erstellt.

Fortbildung in Yad Vashem

 Die Hamminkelner Schüler erläuterten die Biografien. 
 Die Hamminkelner Schüler erläuterten die Biografien.  © Unbekannt | Gesamtschule Hamminkeln

Durch ihre Teilnahme an der Fortbildung für Lehrkräfte in Yad Vashem baute auch Elke Wolberg, Lehrerin für Deutsch, Englisch und Geschichte und Didaktische Leiterin der Gesamtschule Hamminkeln, Kontakte zum Netzwerk „Erziehung nach Auschwitz“ auf. Zusammen mit ihrem Geschichtskollegen Christian Ströhl von der Gesamtschule und in enger Kooperation mit dem Geschichtsort Humberghaus entwickelte sie die Ausstellungs- und Unterrichtsmaterialien zu den Biographien jüdischer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner aus Dingden.

An der feierlichen Ausstellungseröffnung im Bürgerhaus der Bezirksregierung Münster nahm daher auch eine Gruppe der Gesamtschule teil. Nach der Begrüßung durch die Regierungspräsidentin Dorothee Feller und einem Grußwort des Parlamentarischen Staatssekretärs für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Klaus Kaiser, gab es ein Podiumsgespräch zur Bedeutung der Ausstellung.

Für die Gesamtschule und das Humberghaus erläuterte Elke Wolberg das Potenzial der Ausstellung: Infolge des Besuchs einer Delegation aus Yad Vashem im Humberghaus und der Archivarbeit entstand der persönliche Kontakt zu Nachfahren der nach Kanada ausgewanderten Mitglieder der Familie Humberg, die daraufhin auch nach Dingden kamen.

Fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts

Der biografische Ansatz der Ausstellung ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen niederschwelligen Zugang zu den dargestellten Personen sowie ihren Lebensläufen und ist damit geeignet, Vorurteilen und antisemitischen Einstellungen entgegen zu wirken. Daher wird die Ausstellung zusammen mit dem Besuch des Humberghauses fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts im 9. Schuljahr sein. Darüber hinaus möchte die Gesamtschule Partnerschule der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem werden.

Schülerin Finia Matzken saß ebenfalls in der Podiumsrunde und stellte dar, was sie aus der Beschäftigung mit den Humbergs gelernt hat – dass sie gut eingebunden in das dörfliche Leben gewesen seien und auch gesellschaftliche Verantwortung übernommen hätten, beispielsweise als Mitbegründer der Feuerwehr, und dass für sie die Religionszugehörigkeit keine Rolle dabei spielt, wie sie diese Menschen wahrnimmt.

Außer ihr waren noch fünf weitere Schülerinnen und Schüler nach Münster mitgekommen, um den Besucherinnen und Besuchern die Biographien der Humbergs und weiterer jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner Dingdens zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezubringen. Die Gesamtschüler freuten sich, dass sie dabei sein und diese verantwortungsvolle Aufgabe wahrnehmen durften.

>>>>Die Ausstellung>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

19 Lebensläufe aus Lippe, dem Rheinland und Westfalen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ in Münster. Die Ausstellung lenkt im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ einen anderen Blick auf das Leben von Jüdinnen und Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Land und in den Städten des heutigen Nordrhein-Westfalens.

Die Ausstellung und das zugehörige didaktische Material stehen Schulen in ganz NRW zur Verfügung. Zwölf Schulen haben es bereits eingesetzt, mehr als 30 weitere Buchungen liegen den Ausstellungsmachern vor.