Schermbeck. Die Evangelische Stiftung Lühlerheim baut ihre Sparte Landwirtschaft aus. Fast ausgestorbene Glanrinder haben hier eine Zukunft.

Der Archehof am Lühlerheim im Schermbecker Ortsteil Weselerwald wächst und wächst. „Elf Glanrinder vergrößern jetzt unseren Tierbestand. Das Besondere an dieser außergewöhnlichen Rinderart ist, dass sie Anfang der 80er Jahre fast gestorbenen war – damals gab es nur noch 30 bis 40 Tiere in Deutschland, heute wieder rund 1800. Trotzdem ist ihr Bestand nach wie vor sehr gefährdet“, berichtet Theo Lemken, Vorstand der Evangelischen Stiftung Lühlerheim.

Doch nun erhalten die hellbraunen, etwas wilden Jungrinder, die ihren Ursprung in deutschen Mittelgebirgen haben, auf dem Biohof in Schermbeck eine neue Chance, sich gut zu entwickeln. „Sinn und Zweck unseres Archehofs ist es, dazu beizutragen, vom Aussterben bedrohte Tierrassen durch Zucht zu erhalten, aber auch der wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen.“ Also dürfen die robusten Rinder, denen eine hervorragende Fleischqualität bescheinigt wird, irgendwann auch gegessen werden. Bis dahin können die Tiere aber ein glückliches Leben im Stall und im Freien am Lühlerheim führen.

300 Hühner, 26 Ziegen und zwei Esel

Hier sind die anderthalb bis zwei Jahre alten Färsen in sehr guter Gesellschaft: Gleich nebenan sind die Thüringerwald-Ziegen zu Hause. Die Ziegenherde von ursprünglich 15 Tieren hat sich durch Nachzucht von elf Lämmern auf inzwischen 26 Exemplare vergrößert. Neben den beiden Poitou-Eseln zählen auch 300 Hühner zu den tierischen Bewohnern der Kolonie Lühlerheim. Und auch die Glanrinder sollen sich im kommenden Jahr vermehren: „Es ist dann angedacht, eine Mutterkuhhaltung aufzubauen – das heißt, die Kälber bleiben dann erstmal bei der Mutter und werden später verkauft“, so Lemken.

Die Glanrinder fühlen sich offenbar schon wohl am Lühlerheim.
Die Glanrinder fühlen sich offenbar schon wohl am Lühlerheim. © Johannes Kruck

Diese Zucht macht natürlich viel Arbeit. Maximilien Kolb ist Betriebsleiter für den Bereich Landwirtschaft und hat jetzt Unterstützung bekommen: Fin Wantia ist der erste Auszubildende auf dem Hof Lühlerheide, der dort seine Lehre zum Landwirt beginnt. Als Praktikant hatte er hier bereits ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, dabei war bei ihm der Berufswunsch des Landwirts gereift.

Demnächst wird Fin Wantia auch im wahrsten Wortsinn die Sau rauslassen dürfen, denn als nächstes möchte sich der Archehof noch um Schweine erweitern: Schwäbisch-Hällische Landschweine, eine alte Hausschweinrasse mit Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten Baden-Württembergs, sollen im kommenden Jahr auf dem Biohof am Lühlerheim einziehen und werden sich dort sicher auch sau-wohl fühlen.

Landwirtschaft hat Tradition am Lühlerheim

Wie Theo Lemken berichtet, gehörte eigene Landwirtschaft geschichtlich betrachtet zum Lühlerheim lange dazu: „In den 80er Jahren ist das ausgelaufen, Ende der 70er Jahre ist der Tierbestand abgeschafft worden. Der Hofbetrieb wurde dann 2019 nach und nach wieder aufgebaut.“