Hamminkeln. Das Thema Bahnübergänge wird in Dingden-Lankern nach schweren Unfällen heftig diskutiert. Der WDR war mit seiner Sendung Stadtgespräch vor Ort.
Am Bahnübergang Lankernbrok in Dingden gab es an einem technisch nicht gesicherten Bahnübergang zwei Unfälle mit vier Toten; obendrein gab es einige Fast-Zusammenstöße. Die Sendung „Stadtgespräch“ von WDR 5 hat das Thema aufgegriffen und auf dem Hof Essingholt eine Bühne aufgestellt, um das Thema mit den Bürgern vor Ort zu diskutieren.
Schon von weitem kann man in der Nähe des Übergangs die zahlreiche Protestschilder lesen, beispielsweise: „Bald sind wir taub, gebt uns ein Licht-Zeichen“. Was die Anwohner damit meinen, wird zwei Mal pro Stunde deutlich, wenn Züge mit lautem Hupen die Strecke entlangfahren.
Anwohner beklagen sich über Lärm der hupenden Züge
Rund 100 Personen hatten in der offenen Remise und davor auf dem Hof Essingholt Platz gefunden, um mit den Moderatoren Judith Schulte-Loh und Ludger Kazmierczak das brennende Thema zu diskutieren. Als Experten der Sendung „Bahnübergänge - wichtige Brücken oder tödliche Fallen?“ waren Hans Mattevi, Leiter Betrieb Netz Duisburg bei der DB Netz AG, Bernd Reuther, Mitglied im Bundestag und verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sowie Iko Tönjes vom Landesvorstand des Verkehrsclub Deutschland eingeladen. Die lokalen Informationen steuerte Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski bei.
Mit einem Einspieler wurden zu Beginn die Gäste und Hörer über die beiden Unfälle informiert. Beim ersten Zusammenstoß des Zuges mit einem Pkw starben drei Menschen, später starb eine Radfahrerin an gleicher Stelle. Seitdem ist der Bahnübergang von der Stadt Hamminkeln geschlossen worden, jeder vorbeifahrende Zug macht mit ohrenbetäubendem Lärm auf sich aufmerksam – und das von 5.22 Uhr bis nach 23 Uhr.
Bahnübergang Lankernbrok: Lauter Protest
„Die Unfallkommission nach dem ersten Unglück hat bereits am 6. Mai 2020 beschlossen, dass der Bahnübergang Lankernbrok technisch gesichert werden soll“, erklärte der Bürgermeister, „das sollte ursprünglich bis Ende 2023 geschehen.“ Aufgrund des derzeitigen Planungsstandes sieht Romanski aber kaum eine Möglichkeit, dass dieser Termin eingehalten werden kann. Kazmierczak traf auf ein sehr aufgebrachtes Publikum, beispielsweise Christian Hungerhoff, der vor 23 Jahren seine Braut drei Monate vor der Hochzeit bei einem Unfall an einem Bahnübergang verloren hat.
Bernd Reuther stellte die Notwendigkeit von fünf unbeschrankten Bahnübergängen in Dingden infrage. Auch der Bahnsprecher plädierte für die Schließung möglichst vieler Bahnübergänge. Aus dem Publikum kam lauter Protest, da die Bahnübergänge durch die vielen landwirtschaftlichen Betriebe sehr oft frequentiert werden. Wegen geschlossener Bahnübergänge müssen lange, schlecht zu fahrende Umleitungen in Kauf genommen werden.
Bahn stellt Pläne im September im Rat vor
Auch der Vorschlag, den Landwirten den Übergang mit einem Schlüssel und gleichzeitiger Anmeldung bei der Bahn zu ermöglichen, fanden die meisten Gäste nicht praktikabel. In der Sendung lernten die Zuhörer, dass die technische Sicherung eines Bahnübergangs rund eine Million Euro kostet und dass das Signalhorn der Züge mit 110 Dezibel lauter ist als ein startendes Flugzeug.
In einem zweiten Einspieler kam eine Untersuchung des ADAC zur Sprache: 95 Prozent der Unfälle an Bahnübergängen sind auf ein Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer zurückzuführen. Bei 30 Prozent der Unfälle wurde die heruntergelassenen Halbschranken umfahren. Am 29. September wird die Bahn in der Ratssitzung ihre Pläne bezüglich der Bahnübergänge vorstellen.
Wer das Stadtgespräch vor Ort oder im Radio verpasst hat, kann es sich jederzeit in der WDR-5-Mediathek anhören: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/stadtgespraech/bahnuebergaenge-bruecken-oder-fallen-100.html