Wesel. Wesel verpflichtet sich, nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zur fördern. Die hiesige Foodsharing-Gruppe rettet täglich Nahrung vor der Tonne.

Während in anderen Ländern die Menschen hungern, haben wir Lebensmittel im Überfluss. So viele, dass große Mengen täglich in der Mülltonne landen. Dagegen kämpft das Foodsharing-Team Wesel/Hamminkeln mit rund 70 Helfern mit großem Erfolg. Auch die Stadt schließt sich diesem Anliegen an und unterstützt die Lebensmittelrettung nun offiziell. Wesel will als Kommune nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln fördern und hat mit Klimaschutzmanagerin Kathrin Raabe eine Botschafterin für das Thema ernannt.

Welche Ausmaße die Arbeit der Lebensmittelretter seit 2020 angenommen hat, berichtete Markus Hülser-Kusch, der mit seiner Frau Monika das Projekt in Wesel und Hamminkeln initiiert hat. Über 40 Betriebe und Unternehmen haben die Freiwilligen mittlerweile als Anlaufpunkt. Darunter sind auch Produzenten, ein Pastahersteller etwa, der Palettenweise Nudeln zur Verfügung stellt, wenn ein Kunde Ware storniert hat.

Viele Supermärkte und Discounter machen mit, steuern zum Beispiel Kühlwaren mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum bei. Die Produkte sind deshalb nicht schlecht: „Geruch und Geschmack entscheiden“, sagt Hülser-Kusch. Sehr viele Backwaren können die Retter bei Bäckern abholen, da kommen zehn bis zwölf Kisten am Tag zusammen. Die geretteten Waren stellen die Helfer und Helferinnen entweder vor ihrer Tür zur Abholung bereit oder bringen sie zu Familie Kusch in Lackhausen an der Graf-von-Stauffenberg-Straße 89, dort ist im Carport viel Platz.

Foodsharing-Helfer retten täglich Lebensmittel in Wesel

Das Engagement der Helfer ist groß: „Ein Retter hat seinen T5-Bulli zum Kühlauto umgebaut“, berichtet Hülser-Kusch. Ein anderer hat sich Kühl- und Gefrierschrank in seinen Sprinter gebaut. So bleiben die Waren frisch. Produzenten oder Märkte dürfen die Artikel nicht mehr verkaufen, nachdem die Kühlkette – wenn auch nur kurz – unterbrochen war. Die Waren würden auf dem Müll landen.

Die Stadt hat nun nach einem Beschluss des Stadtrates die Motivationserklärung der Foodsharing-Städte unterzeichnet und verpflichtet sich, das Anliegen zu unterstützen und den Ideenkatalog der Foodsharing-Städte umzusetzen. Durch öffentlich Information zum Beispiel, aber auch durch Ansprechpartnerin Kathrin Raabe, die Interessierten den Kontakt zu den Foodsharing-Aktiven vermittelt. Denn nicht jeder ist bei Facebook angemeldet und kann der Gruppe „Foodsharing Wesel und Hamminkeln“ beitreten. Dort posten die Helfer regelmäßig, welche Waren abgeholt werden können. Über 1200 Mitglieder sind der Gruppe beigetreten.

Foodsharer suchen Raum als Verteilstelle

Die Stadt will darüber aufklären, dass nicht jedes Lebensmittel mit kleinen Fehlern oder abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum ein Fall für die Tonne ist, so Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Da sind zum Beispiel die Bildungseinrichtungen gefragt. Viele Menschen wüssten heute nicht mehr, wie man Lebensmittel haltbar macht. „Mir ist es auch besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit mit den Tafeln gut läuft.“ Die Lebensmittelretter kooperieren nämlich mit dem Tafeln in Wesel, Rees, Xanten und Mehrhoog, man hilft sich gegenseitig. Zum Beispiel retten die Foodsharer Tafel-Reste. Markus Hülser-Kusch betont: „Wir sind keine Konkurrenten.“

Ein nächstes Ziel haben die Lebensmittelretter schon ins Auge gefasst. Sie suchen eine Verteilstelle für ihre Lebensmittel, etwa einen leerstehenden Raum mit Stromanschluss. Optimal wäre, wenn die Ehrenamtler den Strom gespendet bekommen würden.

So kann man Kontakt zur Foodsharing-Gruppe aufnehmen

Erreichbar ist die Foodsharing-Gruppe per Mail unter wesel@foodsharing.network. Ansprechbar ist auch Kathrin Raabe bei der Stadt Wesel unter 0281/203-2457 oder unter kathrin.raabe@wesel.de. Informationen zum Foodsharing hat die Stadt auch auf ihrer Homepage wesel.de unter Klimaschutz/Aktionen zusammengestellt.