Wesel/Emmerich/Kleve. Die Pro Homine aus Wesel und die KKLE aus Kleve wollen sich zusammenschließen. Was dahinter steckt – und was ein Experte zu den Plänen sagt.

Schon lange wird darüber diskutiert, nun scheint die Fusion zweier großer Krankenhausgesellschaft am Niederrhein schon bald zur Realität zu werden: Die Pro Homine mit Sitz in Wesel und die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft Kleve (KKLE) haben Gespräche über die Bildung einer gemeinsamen Stiftung und Trägergesellschaft begonnen. Ziel sei die Gründung „eines leistungsfähigen“ Verbundes katholischer Kliniken und Senioreneinrichtungen am Niederrhein im ersten Quartal 2023. Das teilten die beiden Unternehmen am Freitag mit.

Zur Pro Homine gehören unter anderem das Marien-Hospital in Wesel und das St. Willibrord-Spital Emmerich, neun Senioreneinrichtungen in Wesel, Emmerich, Voerde und Rees sowie ein medizinisches Versorgungszentrum mit Standorten in Wesel, Xanten und Rees. Das Unternehmen beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. Noch etwas größer ist die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft mit 3500 Beschäftigen, zum Verbund gehören das Katholische Karl-Leisner-Klinikum mit seinen vier Standorten St.-Antonius-Hospital Kleve, Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St. Nikolaus-Hospital Kalkar sowie zwei medizinische Versorgungszentren.

Neu sind die Überlegungen eines Zusammenschlusses nicht. Bereits im Frühjahr 2015 hatten die beiden Verbünde mitgeteilt, dass „eine Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit und ein möglicher Zusammenschluss geprüft würde“. Doch schon im Februar 2016 gab es einen Rückschlag, es folgte zunächst eine Verhandlungspause über sechs Monate, gewünscht von den zuständigen Gremien. Der Grund damals waren noch ausstehende Entscheidungen zur Krankenhausplanung NRW und zur Umsetzung der von der Bundesregierung beschlossenen Krankenhausstrukturreform. Im Dezember 2018 wurden die Fusionsgespräche dann ausgesetzt, ab Januar 2019 sollte aber weiter über mögliche Kooperationsthemen gesprochen werden.

Zusammenschluss der Krankenhausgesellschaften schon Anfang 2023 möglich

Nun soll es also schon Anfang 2023 zum Zusammenschluss kommen. „Wir gehen davon aus, dass es dieses Mal wirklich gut aussieht. Beide Träger sind guter Dinge“, sagt Britta Biegierz, Sprecherin von Pro Homine. Unterschriftsreif sei aber noch nichts – der frühe Schritt an die Öffentlichkeit soll das Entstehen von Gerüchten vermeiden. Viele Details müssten noch geklärt werden, unter anderem die Frage, wo der Hauptsitz der neuen Gesellschaft angesiedelt wird.

Der frühere Pro-Homine-Geschäftsführer Heinrich Schnieders hält den Zusammenschluss der beiden Träger für den richtigen Weg. „Dieser starke Verbund hätte großes Potenzial“, sagte er auf Anfrage der NRZ. „Die Zeit dafür ist reif, der Druck wird größer, der Wettbewerb ebenso.“ Die neu entstehende Gesellschaft mit mehr als 6500 Angestellten würde aus Sicht von Schnieders zu den größten und schlagkräftigsten Verbünden am Niederrhein gehören. Das hätte auch Vorteile für die Patienten, etwa durch eine erhöhte Spezialisierung. Weitere Kooperationen mit anderen Häusern hält Schnieders für möglich.

Das Willibrord-Spital in Emmerich gehört ebenfalls zu Pro Homine.
Das Willibrord-Spital in Emmerich gehört ebenfalls zu Pro Homine. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Grund dafür, dass die Gespräche nun vor einem Abschluss stehen, ist auch die mittlerweile erfolgte Neuausrichtung der Krankenhausplanung. „So geht ein wesentlicher Impuls für den geplanten Zusammenschluss von der neuen Krankenhausplanung des Landes NRW aus, die die Krankenhauslandschaft einer grundlegenden Reform unterzieht“, heißt es von den Unternehmen. Der gemeinsame Verbund soll den sich ständig entwickelnden Anforderungen, den veränderten demografischen Grundlagen und neuen politischen Rahmenbedingungen gerecht werden.

Erklärtes Ziel beider Träger sei es, die Gesundheitsangebote in der Region zu sichern und am nördlichen Niederrhein ein breites Spektrum guter Medizin und Pflege vorzuhalten. „Damit verbunden ist die Herausforderung, qualifiziertes ärztliches und pflegerisches Fachpersonal zu gewinnen und im engen Austausch mit niedergelassenen Partnern die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten“, heißt es in einer Mitteilung.

Krankenhausgesellschaften aus Wesel und Kleve wollen fusionieren

Diesen Herausforderungen soll der neue Zusammenschluss begegnen, der im Kern aus den bestehenden Einrichtungen beider Träger besteht. Dieser kann und soll durch weitere Kooperationen systematisch ausgebaut werden. Die beiden Unternehmen betonen: Die bisherigen Arbeitsplätze in den Einrichtungen sollen erhalten erhalten bleiben und mit zukunftsweisenden Konzepten langfristig abgesichert werden.

Karl-Ferdinand von Fürstenberg ist Geschäftsführer bei Pro Homine in Wesel.
Karl-Ferdinand von Fürstenberg ist Geschäftsführer bei Pro Homine in Wesel. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Die beiden Gesellschaften betonen, dass sie die Gespräche nicht aus der Not heraus führen. Beide Träger seien wirtschaftlich gesund und gut aufgestellt. Die KKLE und die Pro Homine wollen einen gleichberechtigten Zusammenschluss, Ziel ist es, die Gesellschafter in einer gemeinsamen Stiftung zusammenzuführen. Die Einigungsgespräche sollen bis Jahresende 2022 abgeschlossen sein, der Zusammenführungsprozess im ersten Quartal 2023 erfolgen.