Hamminkeln. Ein erneuter tödlicher Unfall am Übergang Lankernbrok überschattet die Diskussion um Kostenübernahme für die Lankerner Bahnübergänge.

Manchmal holt die Realität einen ein. Am Dienstagabend hat sich am Bahnübergang Lankernbrok in Dingden ein schwerer Unfall ereignet. Um 17.45 Uhr stieß eine Radfahrerin mit dem Regionalzug Bocholter, der aus Wesel kam, zusammen und verstarb noch an der Unfallstelle. Die Passagiere wurden mit Bussen evakuiert, die Bahnstrecke während der Unfallaufnahme gesperrt.

Dabei hängt es am Ende immer am Geld. Das zeigt sich seit Jahren bei der Diskussion um die technische Sicherung der Lankerner Bahnübergänge. Im Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung am Mittwoch um 17 Uhr im Ratssaal soll nun zumindest für den Übergang Lankernbrok eine Entscheidung gefällt werden.

Die Ausgangslage in Lankern war aus Sicht der Bahn immer klar. Weil der Bocholter hier nicht mit 100 Kilometern in der Stunde fährt, sondern nur mit 70 Km/h, ist eine technische Sicherung nicht nötig. Anders sieht das zwischen Wesel und Hamminkeln aus. Hier fährt der Zug im Bereich Weißenstein schneller, die dortigen Übergänge müssen gesichert werden. Will die Stadt in Lankern aus Sicherheitsgründen eine Schranke, muss sie sie selbst bezahlen.

Nach dem tödlichen Unfall in 2020, bei dem drei Menschen starben, wurden Poller am Bahnübergang Lankernbrok  in Hamminkeln-Dingden aufgestellt.
Nach dem tödlichen Unfall in 2020, bei dem drei Menschen starben, wurden Poller am Bahnübergang Lankernbrok in Hamminkeln-Dingden aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Einzige Ausnahme für die Bahn in Lankern ist der Übergang Lankernbrok, der nach einem tragischen Unfall mit drei Toten für den Autoverkehr gesperrt wurde. Genutzt hat es nichts, wie der tödliche Unfall von Dienstagabend gezeigt hat. Auch hier hatte die Bahn lange Zeit auf die gesetzlichen Vorschriften verwiesen und eine technische Sicherung auf ihre Kosten abgelehnt. Erst ein Vor-Ort-Besuch mit Vertretern der Stadt brachte nach dem Unfall von 2020 einen Sinneswandel. Die Bahn erklärte sich bereit, die Kosten zu übernehmen.

Die Fraktionen im Stadtrat hatten immer betont, wie sehr ihnen die Verkehrssicherheit in Lankern am Herzen liegt. Sie verhehlen aber nicht, dass sie es natürlich lieber sehen würde, wenn die Deutsche Bahn die Kosten für die Sicherung aller Überwege übernimmt.

Nun setzt die Bahn der Stadt die Pistole auf die Brust. Sollte Hamminkeln auch an den Übergängen Kranendeich, Kniebigsweg, Rotering und Döringer Feld eine technische Sicherung der Übergänge wollen, dann muss die Stadt zunächst eine Kostenzusage geben, bevor die Bahn ihre Planungen weiterführt oder überhaupt erst beginnt. Vorher rührt die DB keinen Finger.

Einer Bürgerinformation mit Vertretern der Bahn, wie sie die Stadt im Vorfeld angedacht hatte, um den Anwohnern die aktuelle Situation zu erklären, wird es nicht geben. „Eine entsprechende Anfrage hat jedoch ergeben, dass ein Vertreter der DB dazu nicht zur Verfügung steht“, schreibt die Verwaltung.

Die Fraktionen im Stadtrat hatten immer betont, wie sehr ihnen die Verkehrssicherheit in Lankern am Herzen liegt. Sie verhehlen aber nicht, dass sie es natürlich lieber sehen würde, wenn die Deutsche Bahn die Kosten für die Sicherung aller Überwege übernimmt.

Genau das wird nicht geschehen, hat die Bahn der Stadt in mehreren Gesprächen klar gemacht. „Sollte eine solche Übernahmeerklärung (der Kosten Anm. Red.) seitens der Stadt nicht erfolgen, geht die DB Netz AG davon aus, dass das angedachte Gesamtkonzept kommunalseitig nicht weiterverfolgt wird“, zitiert die Stadt die Bahn in einer Beschlussvorlage für den Ausschuss.

Diese Übernahmeerklärung will die Stadt aber nicht als Blankoscheck ausstellen. Denn einen Bahnübergang technisch zu sichern, Schranken und Ampeln zu installieren, kostet geschätzte 1,5 Millionen Euro. Angesichts der rapide steigenden Baukosten könnte diese Schätzung noch zu niedrig angesetzt sein.

Im Ausschuss soll erst einmal nur über den Übergang Lankernbrok entschieden werden. Hier will die Stadt eine Sicherung, die es auch dem Autoverkehr möglich macht, die Gleise zu queren, weil dieser Wirtschaftsweg im gleichnamigen Konzept als multifunktionaler Verbindungsweg ausgewiesen ist. Über die anderen Übergänge will die Stadt die Politik wegen der hohen Kostenbelastung erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden lassen. Deshalb gilt der Eingangssatz: Es hängt halt am Ende am Geld.