Hünxe. Am Freitag wird das neue Bauwerk an seinen Platz über den Wesel-Datteln-Kanal geschoben. Viele benachteiligte Kaufleute atmen aber noch nicht auf.
Dieter Schulte-Bunert ist immer noch sauer. Der Landwirt aus Drevenack, der mit seiner Frau Anne zusammen das Bauernlädchen im Ort betreibt und auch mit mobilen Wagen unterwegs ist, ärgert sich weiterhin über die monatelange Sperrung der direkten Verbindung über die Dinslakener Landstraße nach Hünxe. Es sei für ihn „gruselig“ und „unglaublich“: Um etwa 30 Prozent sei der Umsatz seit Beginn der Sperrung in seinem kleinen Laden am Keltenweg mit vielen regionalen Köstlichkeiten eingebrochen.
Auch wenn am Freitag mit dem Einsetzen der neuen Brücke ein großer Schritt ansteht, kommt bei Schulte-Bunert nicht so recht Freude darüber auf: „Das zwar ganz schön, heißt aber ja noch lange nicht, dass wir wieder darüber fahren können“, sagt der Drevenacker, der damit für sich, seine Kunden und viele weitere Kaufleute im Ort spricht.
Trecker müssen größten Umweg fahren
Es sei „super ärgerlich“, dass auch der Aapweg neben dem Kanal so lange gesperrt sei, ergänzt Schulte-Bunert und berichtet, dass vor allem seine Landwirt-Kollegen mit ihren Treckern vor ganz großen Problemen stehen: „Autofahrer können ja immerhin den Weg über die Autobahn nehmen, das ist für Schlepper natürlich keine Option. Also müssen sie über Schermbeck fahren – ein Riesenumweg, ein Riesenzeitaufwand und enorme Mehrkosten!“
Taxiunternehmer schildert Probleme
Auch Christian Beckmann klagt über die Sperrung: Er ist Inhaber eines Taxiunternehmens aus Hünxe und nennt einige konkrete Beispiele: „Wir haben eine ältere Stammkundin, die wir normalerweise regelmäßig zu ihrem Friseur fahren“, erläutert der Taxi-Unternehmer und rechnet vor, dass er diese Kundin jetzt einmal verloren habe. Denn: Ohne die Sperrung habe die wenige Kilometer lange Strecke zwischen Hünxe und Drevenack rund 10 Euro gekostet. Aktuell müsste sein Taxi einen Umweg über die Autobahn fahren und er pro Fahrt dann etwa 30 Euro abrechnen – wären also für Hin- und Rückfahrt zusammen ungefähr 60 Euro. „Das zahlt natürlich niemand für einen Friseurbesuch“, zeigt Beckmann sogar Verständnis für die Dame.
Auf zwei weitere Probleme weist er hin: „Zu 90 Prozent führen wir Krankenfahrten durch: Abrechnen können wir aber mit den Kassen nur die besetzten Kilometer - also wenn ein Kunde an Bord ist. Für die dreimal so lange Anfahrt zum Beispiel nach Krudenburg oder Drevenack bleiben wir auf den Kosten sitzen.“ Ein weiteres Problem: „Früher erhielten wir oft Anfragen aus Drevenack für eine spontane Fahrt nach Wesel, dann konnten wir sagen: Ok, wir sind in fünf Minuten da. Heute müssen wir sagen, wegen der Sperrung, können wir eventuell erst in 15 bis 20 Minuten da sein. Manche Kunden lehnen dann doch lieber dankend ab...“ Beckmann sagt: „500 bis 600 Euro gehen uns durch die Sperrung jeden Monat durch die Lappen.“
Wolfgang Schulte kritisiert die Dauer der Sperrung
Fast schon mit Galgenhumor reagiert Wolfgang Schulte, der mit Brücker & Schulte einen Brenn- und Baustoffhandel in Drevenack betreibt, auf die aktuellen Behinderungen durch die Brückensperrung: „Ich habe mir vorgenommen, da gar nicht mehr dran zu denken, sonst würde ich mich ja nur noch ärgern“, so der Unternehmer. Er findet es „nett, dass die Brücke jetzt endlich kommt“, betont aber, dass er für die monatelange Bauzeit wenig Verständnis aufbringe, denn er habe davon gehört, dass es auch deutlich schneller hätte gehen können.
Voraussichtlich Ende Juli soll die Verbindung über den Kanal wieder befahrbar sein, teilte Straßen NRW kurz vor dem Einbau des Bauwerks mit. Bis es soweit ist, wird aber noch viel Wasser unter der neuen Brücke langgeflossen sein und nicht wenige werden bis dahin weiterhin über die lästigen Umwege schimpfen.