Wesel. Das DRK bereitet eine Sporthalle als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge vor. Wesel rechnet damit, dass schon bald weitere 100 Personen ankommen.
Üblicherweise werden in der Rundsporthalle Badminton- oder Handballspiele ausgetragen. Dass, was die gut 50 haupt- und ehrenamtlichen DRK-Mitarbeiter derzeit auf dem Spielfeld machen, ist nicht weniger sportlich: Sie schrauben mit Hochdruck Betten zusammen, errichten Kabinen für bis zu fünf Personen und bereiten die Infrastruktur vor für die Aufnahme von bis zu 150 Geflüchteten aus der Ukraine. Die derzeitigen Aufnahmekapazitäten der Stadt werden bis zum Ende der Woche erschöpft sein. Ähnlich wie 2015 sorgt Wesel nun mit einer großen Halle vor. Ab Montag soll sie aufnahmebereit sein – und es könnte nicht die einzige bleiben.
„Eine Wahnsinnsaufgabe“, sagt Jan Höpfner, Präsident des DRK Niederrhein beim Ortstermin. Das Rote Kreuz steckt viel Arbeitskraft in die Vorbereitung auf die Kriegsflüchtlinge: Betten, Matratzen und andere Ausstattungsgegenstände hatte der Verband schon vor einiger Zeit gesichert, so dass Engpässe anders als in anderen Kommunen kein Thema sind. Dazu kommt die Betreuung der Menschen: 19 DRK-Beschäftigte werden in der Rundsporthalle einen 24/7-Dienst sichern. Es werden Zelte für die Mahlzeiten aufgebaut, Aufenthalts- und Spielbereiche außerhalb der Halle geschaffen. Innen ist nur Platz für die Kabinen mit Betten und allernötigstem Mobiliar. Die Menschen werden täglich auf Corona getestet, ihr Impfstatus geprüft. Das Impfzentrum ist gleich gegenüber, auch für Quarantäneräume ist gesorgt.
So bereitet sich die Stadt Wesel auf die Geflüchteten aus der Ukraine vor
Die Geflüchteten erhalten soziale Betreuung und Informationen darüber, wo sie Kleidung günstig kaufen können, wo sie Ansprechpartner für ihre Anliegen oder Sprachkurse finden. Auch ein Sicherheitsdienst ist vor Ort. Das DRK wird einigen Neuankömmlingen auch Arbeitsangebote mache, erklärt Geschäftsführer Andreas Bußmann. Pflegekräfte zum Beispiel sind sehr gefragt, „es gibt auch pflegebedürftige Flüchtlinge.“ In der Hansaringschule, wo schon Menschen aus der Ukraine leben, gebe es bereits Interessenten.
Dass die Stadt zu Maßnahmen greift wie schon 2015, liegt an den erwarteten Flüchtlingszahlen. 183 Menschen aus dem Kriegsgebiet sind schon in der Hansestadt registriert, berichtet Sozialdezernent Rainer Benien. Die meisten sind privat untergekommen. 55 Geflüchtete befinden sich in städtischen Unterkünften, 40 weitere werden in dieser Woche noch erwartet – darunter sind übrigens auch einige Ortskräfte aus Afghanistan. Damit sind die Einrichtungen Hansaringschule, Delogstraße, Fluthgrafstraße und Trappstraße voll.
Weitere Immobilien für Geflüchtete werden in Wesel gesucht
Insgesamt sind aktuell 1200 geflüchtete Menschen in Wesel, inklusive der Personen, die vor dem Ukraine-Krieg schon da waren. Mit mindestens 100 weiteren Personen rechnet die Stadt in der nächsten Zeit, so Benien. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp hat von einer historischen Aufgabe gesprochen. „Das Land fordert, größere Unterkünfte vorzuhalten. Wir wollen vorbereitet sein“, sagt der Erste Beigeordnete Klaus Schütz.
Natürlich soll die Sporthalle keine Dauerlösung sein. Wie lange die Menschen in der Notunterkunft bleiben müssen, weiß aber niemand. Die Stadt ist ständig auf der Suche nach weiteren Quartieren – Privatwohnungen oder größere Gebäude. Der ehemalige Standort der Wasserschutzpolizei an der Werftstraße ist so ein Fundstück, hier lassen sich 15 bis 20 Familienzimmer einrichten. Benien: „Wir haben fast täglich Termine in Gebäuden.“ Die Stadt bereitet sich darauf vor, dass die Geflüchteten länger bleiben. Die ersten Menschen aus der Ukraine besuchen bereits bei der VHS Sprachkurse, Abfragen nach freien Plätzen in Kitas und Schulen laufen.
Für diejenigen, die ab Montag in der Rundsporthalle einziehen, ist die nüchterne Kabine ein erstes Dach über dem Kopf. Privatsphäre ist hinter den mit Planen bespannten Zäunen kaum möglich – doch es ist hoffentlich nur ein Zuhause für eine kurze Zeit.
>> Große Hilfsbereitschaft in der Weseler Bevölkerung
Die Stadt hat im Sozialamt einen Servicepunkt Ukraine eingerichtet. Dort erhalten die Menschen viele wichtige Informationen. Die Hilfsbereitschaft der Weseler ist enorm: Mehr als 1500 Meldungen mit Hilfsangeboten (Sachspenden, Wohnungen, Freizeitangebote) sind über die städtische Homepage wesel.de schon eingegangen.