Wesel. Um mehr Menschen in Wesel das Baegert-Bild „Eidesleistung“ näher zu bringen, geht es ab Ende März auf Tour durch Schulen, Kitas und Altenheime.
Dass das Baegert-Bild „Eidesleistung vor dem Weseler Stadtgericht“ auf Tour durch Kitas, Schulen und Altenheime gehen soll, ist schon länger bekannt. Jetzt aber gibt es einen Starttermin für das Projekt, mit dem dieses besondere Weseler Kunstwerk bekannter werden und gleichzeitig das Interesse an weiteren Kunst-Schätzen in Wesel wecken soll. Ab Ende März werden zunächst Informations-Flyer an die besagten Einrichtungen verteilt. Buchungen sind dann über das Städtische Museum möglich.
Wie genau der Umgang vor Ort damit aussehen soll, hat nun Kunstvermittlerin Bettina Meyer im Kultur-Ausschuss vorgestellt – und auch gleich die dann reisende Kopie mitgebracht. Denn natürlich wird nicht das Original-Werk aus dem 15. Jahrhundert durch die Einrichtungen gefahren.
„Ich werde den Leuten nicht erklären, was darauf ist“, erklärte die Kunstvermittlerin. Denn schließlich soll es jeder selbst anschauen und entdecken, was er oder sie darin erkennt. Darum geht es bei Kunst ja grundsätzlich. Durchaus hat aber gerade dieses Bild eine „einfach zu lesende Bildsprache“, wie Meyer weiter erläuterte.
Konflikt zwischen Gut und Böse
Zu sehen ist eine Gerichtsszene mit Richtern, Schöffen und natürlich dem Angeklagten der – titelgebend – eine Hand zum Eid erhoben hat. Dass die von einer Teufelsfigur gehalten wird, während eine gänzlich in Weiß gekleidete Person (mutmaßlich ein Engel) dem Angeklagten etwas ins Ohr flüstert, ist schon der erste Punkt, an dem sich interessante Interpretations-Diskussionen ergeben könnten, handelt es sich doch um eine sehr plastische Darstellung des Konflikts zwischen Gut und Böse.
Um genau diesen wird es auch gehen, wenn die Kunstvermittler mit dem Bild in den Kindergärten und Grundschulen zu Gast sind. Neben einer dialogischen Einführung – die es in jeder besuchten Einrichtung geben soll – dürfen die Schüler anschließend mit Wasserfarbe und die Kindergarten-Kinder mit Wachsmalstiften kreativ werden.
In der Mittelstufe hingegen geht es um das Thema „Selbstdarstellung“. Denn, wie Meyer erläuterte, macht das Bild auch die sehr individuell ausgestalteten Gesichtszüge der dargestellten Figuren besonders. In der gymnasialen Oberstufe geht es um die Maltechniken im Mittelalter im Vergleich zu derer in der modernen und zeitgenössischen Kunst und in den Altenheimen steht eine kleine Vergoldungs-Übung an. Hier wird auch die Einführung etwas ausführlicher sein, als in den Schulen und Kindergärten.
Eidesleistung hat große Bedeutung für die Stadt und Stadtgeschichte
Denn es ist nicht nur der künstlerisch-technische Aspekt, der das Bild interessant macht, sondern auch seine Bedeutung für die Stadt Wesel. Darauf wies auch Dagmar Ewert-Kruse (FDP) im Kulturausschuss hin. Das Bild belege, wie sich „der Rat einer Stadt eine Selbstbeschränkung auferlegt hat“, führte sie aus – und nannte noch weitere Aspekte, die es zu einem wichtigen Werk für die Stadtgeschichte machen.
Tatsächlich wurde die „Eidesleistung“ in den frühen 1490er-Jahren vom Weseler Stadtrat bestellt und befindet sich seitdem im Besitz der Stadt. Das alleine ist schon eine Sensation. Und auch, dass es die vielen Jahrhunderte unbeschadet überstanden hat. Einst zierte es den Ratssaal, wurde aber irgendwann – wann ist nicht genau bekannt – vor dem Krieg in Sicherheit gebracht.