Wesel. So wurde es in Wesel verkündet, als Bundes- und Landtagsabgeordnete, Landrat und Bürgermeisterin und weitere Persönlichkeiten zum Spaten griffen.

So pünktlich wie die Reden zum ersten Spatenstich für die Südumgehung am Dienstag auf der Schillwiese begannen, hätten sich die Weseler so manches bei den Baumaßnahmen rund um ihre Stadt gewünscht. Immerhin ist die neue Niederrheinbrücke, die auf Weseler Seite quasi im Nichts Richtung Lippe endet, schon seit zehn Jahren fertig, die Umgehung Büderich seit fünf Jahren und in sechs Jahren soll es endlich auch die Südumgehung sein. Dann geht es von der Rheinbrücke entlang der Lippeaue über eine Überführung über die Bahnstrecke Emmerich-Oberhausen und die Bundesstraße 8, weiter über den Fusternberg bis zur Schermbecker Landstraße, wo man entweder auf die Bundesstraße 58 oder die Bundesstraße 70 (Hagerstownstraße) fährt.

Tunnel, Brücken, Hochwasserschutz

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Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, weiß auch, dass es relativ lange gedauert hat, bis die Ortsumgehung auf der rechten Rheinseite nun in Angriff genommen wird. Doch 2025, so mutmaßte er im Schatten des Schilldenkmals, werde man sich hier zur offiziellen Verkehrsfreigabe wiedersehen. Die Planung in diesem Bereich sei nicht ganz einfach gewesen, führt die Umgehung doch durch „sehr schöne Landschaft mit relativ freiem Raum“. Hinzu kommen Hochwasserschutz, Tunnel- und Brückenbauwerke, die Überwindung der Güterstrecke Betuwe, eben „so ziemlich alles, was ein Ingenieurherz schneller schlagen lässt“. Auch sei ein ökologischer Ausgleich nötig. Mit der Umsiedlung der im Bereich der Schillwiese ansässigen Zauneidechsen, von denen 35 Exemplare nachgewiesen wurden, sei der Beginn gemacht worden, nun folge noch einiges mehr.

So wurden Kopfbäume im Naturschutzgebiet Lippeaue mit Niströhren für den Steinkauz ausgestattet. Alles in allem sind 25 Hektar an so genannten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen, zur Umsetzung kommen aber nur fünf Hektar. Die restlichen 20 Hektar werden durch Ersatzgeldzahlungen an die Untere Naturschutzbehörde Kreis Wesel, den Lippeverband sowie den Landesbetrieb Wald und Holz NRW abgeleistet.

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Zum Schutz der Anlieger gibt es Lärmschutzwände und -wälle sowie Wall-Wand-Kombinationen. Auf dem Fusternberg verschwindet die Straße in einem 362 Meter langen Tunnel. Zudem gibt es einen lärmmindernden Straßenbelag, was zwei Dezibel ausmachen soll.

Dunkle Wolken über der Schillwiese, dazu ein kühler Wind, beim ersten Spatenstich für die Südumgehung Wesel.
Dunkle Wolken über der Schillwiese, dazu ein kühler Wind, beim ersten Spatenstich für die Südumgehung Wesel. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

220 Millionen Euro kostet die 3,8 Kilometer lange Strecke, die dafür sorgt, dass die bislang 20.000 Fahrzeuge, die sich pro Tag hier entlang quälen, aus der Stadt um bis zu 70 Prozent herausgehalten werden. 2030, so die Prognose, wären es immerhin an die 30.000. Die Südumgehung bedeute mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer in Wesel sowie weniger Lärm und Abgase. Schließlich verbindet die Bundesstraße den Niederrhein mit dem westlichen Münsterland und die Autobahn 3 mit der A57.

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NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst wünschte einen unfallfreien Verlauf bei den Bauarbeiten und wiederholte das, was Ferlemann schon betont hatte: Bei Beschwerden nicht an die Bauarbeiter, sondern an Ferlemann und ihn wenden. Auch Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW, machte darauf aufmerksam, dass solche Baustellen nicht ohne Beeinträchtigungen einhergehen und warb um Verständnis.

Mit dem vierspurigen Ausbau stärke man die B58. Das sei umso wichtiger, da sie eine überregionale Bedeutung habe, betonte Ferlemann. Die Neubaustrecke werde sich auch auf den Fernverkehr Richtung Norden auswirken, da die B58 bekanntermaßen Zubringer zur in Nordrichtung verlaufenden A31 ist.

Planungen und Prognosen

Die einzelnen Bauwerke im Rahmen der Südumgehung sind: 1. Überführung der verlegten Lippe; 2. Überführung der B8 „Dinslakener Landstraße“; 3. Überführung der DB-Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich; 4. Dichtwandbauwerk im Bereich des Knotenpunktes B58/B8/DB-Strecke; 5. Tunnel Fusternberg einschließlich Trogbauwerke; 6. Überführung der Wackenbrucher Straße; 7. Radwegüberführung „Kiek in den Busch“; 8. Trogbauwerk mit Überführung B58 „Schermbecker Landstraße“; 9. Stützwände, Lärmschutzwände und Entwässerungsanlagen.

Für 2025 werden täglich 23.500 Kraftfahrzeuge zwischen der Anschlussstelle Wesel und der B8 erwartet, 25.000 sind es zwischen B8 (Dinslakener Landstraße) und B58 (Schermbecker Landstraße), in Wesel selbst dann 4500.