Hünxe. Weil tausende Amphibien große Probleme haben, ihre Laichgewässer nahe des Fasanenweges zu erreichen, suchen die Krötenretter eine Alternative.

Wie eine Völkerwanderung zieht es zurzeit tausende Frösche, Kröten und Molche aus ihren Winterquartieren in den Wäldern in die Wohngebiete von Drevenack, in denen sie selbst oder schon ihre Eltern geboren wurden. Doch viele dieser Amphibien kommen leider nicht an ihr Ziel, um dort abzulaichen. Einige werden auf den Straßen von Autos überfahren – anderen ist der Zugang zu ihrem „Geburtsgewässer“ nicht mehr möglich, weil es beispielsweise durch Zäune oder Bauten mittlerweile versperrt ist.

Seit einigen Wochen opfert Claudia Jungmann täglich mehrere Stunden, um möglichst viele der Kröten zu retten, ihnen einen sicheren Weg zu ihrem Laichgewässer zu bahnen. Doch die 53-jährige Naturschützerin sieht das monatelange Krötenretten nicht als Dauerlösung an. „Wir bräuchten ein Ersatzbiotop“, sagt die engagierte Helferin, die nun hofft, dass jemand das passende Grundstück dafür bereitstellt: „Der Prozess der Rettungsaktion würde sich beschleunigen, wenn einer der Waldbesitzer am Fasanenweg sich bereit erklären würde, ein rundes Waldgrundstück mit 100 Metern Durchmesser für ein Biotop zur Verfügung zu stellen“, sagt Jungmann.

20 Ehrenamtler retten tausende Kröten in Drevenack

Sie ist eine aus der Gruppe von rund 20 Krötenrettern. „Wir sind ein ehrenamtliches Team und arbeiten seit drei Jahren mit dem Nabu, der unteren Naturschutzbehörde und der Gemeinde Hünxe zusammen.“ Jungmann erklärt, das Ziel der Gruppe sei, den streng geschützten Tieren ihr Überleben zu ermöglichen. Ein Ersatzbiotop in den angrenzenden Wäldern für eine Umsiedlung könnte viele Kröten-Leben retten, rechnet die Naturschützerin hoch: „Denn etwa 80 Prozent der kleinen, sehr langsam laufenden Amphibien sterben auf den Straßen durch fahrende Autos.“

Wie viele Frösche, Kröten und Lurche in diesen Wochen in Drevenack unterwegs sind, weißt keiner so genau – es dürften auf einige tausend sein. Auf einem Drittel der „Kröten-Wanderwege“ haben die Krötenretter jedenfalls rund 1700 Tiere gezählt.

Nabu-Experte verweist auf Naturschutzgesetz

Unterstützt wird die Aktion auch von Frank Boßerhoff, dem Vize-Vorsitzenden der Nabu-Kreisgruppe Wesel. Er erläutert die Hintergründe: „Die Gefahr durch Autos für die Köten ist das eine, das andere ist deren Problem, zu ihrem Laichgewässer zu gelangen, weil der Weg dorthin versperrt ist.“ Da viele Gewässer auf Privatgrundstücken lägen, könnten die Helfer auch nicht einfach nachschauen gehen, ob es für die Amphibien frei zugänglich ist – worauf die kleinen, streng geschützten Tiere nach dem Naturschutzgesetz aber sogar ein Recht hätten.

Ein geretteter Kammmolch 
Ein geretteter Kammmolch  © cj

Mit der Idee eines Ersatzbiotops hat sich der Nabu-Experte auch schon beschäftigt: „Doch es dürfte gar nicht einfach sein, solch ein Grundstück zu bekommen.“ Und dann müssten die Kröten das Ersatz-Laichgewässer auch erstmal noch annehmen. Boßerhoff berichtet allerdings, dass dies bei einem ähnlichen Projekt in Dinslaken-Lohberg überraschend gut geklappt hätte. Der Naturschützer ergänzt, das neu zu errichtende Biotop sollte etwa 200-300 Quadratmeter groß sein. Er schätzt die Kosten für die Anlage auf etwa 30.000 bis 40.000 Euro. Nach seinen Angaben verfüge die Untere Naturschutzbehörde sogar über ein Guthaben für solche Ersatzmaßnahmen.

Krötenretter richten Appell an die Autofahrer

Auch er schätzt die Anzahl der Amphibien, die zurzeit in Drevenack auf Wanderschaft sind, im mittleren Tausender-Bereich. 90 Prozent der Tiere seien Erdkröten, aber auch Grasfrösche, Teichfrösche, Faden- und Kammmolche seien dort auf dem Weg.

Claudia Jungmann (links) und ihre Schwester Wencke Jungmann setzen sich für die Kröten ein.
Claudia Jungmann (links) und ihre Schwester Wencke Jungmann setzen sich für die Kröten ein. © PR | cj

„Wir möchten auch der Natur und dem Ökosystem helfen und ein Zeichen setzen. Die Natur braucht uns dringender denn je“, ergänzt Claudia Jungmann, die ursprünglich aus Drevenack stammt und jetzt extra zur Krötenrettung wieder in den Hünxer Ortsteil gekommen ist. Ihr Team investiere rund 2000 Stunden Arbeit in dieses Projekt. Sie bittet vor allem Autofahrer um Rücksicht: „Da das Areal der Wanderung eine Größe von 1,2 Kilometern Länge hat, ist es auch wichtig, in den Abendstunden mit mehr Licht zu fahren und im Idealfall sehr langsam.“

Der Fasanenweg in Drevenack ist nachts gesperrt

Die kleinen Lebewesen befänden sich auch in den Querstraßen des Fasanenwegs wie Buschweg, Hunsdorfer Weg, Sandkamp, Schwarzensteiner Weg und Krudenburger Weg. Der Fasanenweg selber ist zurzeit zwischen 18 Uhr abends und 7 Uhr morgens für sämtliche Fahrzeuge gesperrt, damit die Kröten eine Chance haben, zu überleben. „Deshalb ist es so wichtig, dass die Straßensperrung in Drevenack ernst genommen wird und ein kleiner Umweg in Kauf genommen wird“, ergänzt Jungmann.

Sollten sich Waldbesitzer finden, die ein Grundstück für ein Ersatzbiotop stiften würden, freuen sich die Naturschützer über eine Info per Mail an Kroetenrettung_drevenack@yahoo.com