Wesel. Bei einem Unfall im Rhein bei Wesel sind drei Jugendliche gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen den Fahrer des Wagens.
Im Weseler Stadthafen herrschen am Mittwochmittag beinahe unwirkliche Alltagsszenen: Genau dort, wo keine 24 Stunden zuvor ein Auto mit drei toten Jugendlichen aus dem Wasser geborgen wurde, verrichtet ein Kranfahrer bei strahlendem Sonnenschein seine Arbeit. Ein im Wind flatterndes Absperrband und die aufgemalten Markierungen der Polizei auf dem Boden erinnern an den schrecklichen Unfall, der hier am frühen Montagabend passiert ist.
Ein paar Meter von der Hafenkante entfernt ist ein Schutzzaun stehen geblieben, der bei der Bergungsaktion am Dienstag zum Einsatz kam. Menschen haben hier eine Gedenkstätte für die drei Toten errichtet, Blumen und Briefe abgelegt, Kerzen angezündet. Mehrere Jugendliche aus Wesel stehen am Mittag dort, ein Mädchen faltet seine Hände zum Gebet. Drei Jungen, die in Wesel zur Schule gehen, berichten im Gespräch, dass sie die Toten kannten – sie versuchen, so gut es geht, mit der Trauer klar zu kommen.
„Es ist unfassbar, wir haben sie ein paar Stunden vor dem Unfall noch getroffen“, sagt einer der Jugendlichen, der mit einem der Toten eng befreundet war und gemeinsam zur Schule gegangen ist, wie er erzählt. Im Unterricht waren er und seine Freunde an diesem Tag nicht, zu sehr haben sie die Ereignisse mitgenommen. Sie wollen miteinander reden, irgendwie die vielen Nachrichten und Videos zu ignorieren, die auf ihren Smartphones aufploppen. „Sonst kommt das immer wieder hoch“, sagt einer der Jungen.
Am Tag nach dem Unfall sitzt der Schock in Wesel tief
In Wesel sitzt der Schock am Tag nach dem Unfall tief, vor allem in den sozialen Netzwerken drücken viele Menschen ihre Trauer und ihr Mitgefühl über den Tod der drei jungen Männer aus. An der Gedenkstätte liegt ein Zettel, auf dem geschrieben steht: „Der Tod dieser Jugendlichen raubt uns alle Worte, erstickt unseren Atem. Warum? Unser Mitgefühl gilt den Eltern, Geschwistern, Verwandten und allen Freunden.“
Am Mittwochnachmittag konnte schließlich die Identität der Toten nach der Obduktion zweifelsfrei geklärt werden. Demnach handelt sich bei den drei Toten um einen 19-jährigen und einen 18-jährigen Heranwachsenden sowie einen 16 Jahre alten Jugendlichen. Alle drei wohnten in Wesel. Wenig überraschend ist nun sicher: Die drei sind ertrunken.
Rhein in Wesel: Drei junge Männer sterben bei Unfall
Die Ermittlungen zur Unfallursache laufen derweil weiter. Ein Gutachter war bereits am Dienstag am Hafen und hat viele Fotos gemacht, die Auswertung der Daten läuft. Auch das Unfallauto wird von Experten untersucht, etwa darauf, ob es an dem Fahrzeug technische Mängel gegeben hat.
Zudem ist die Staatsanwaltschaft eingeschaltet: Gegen den 20-jährigen Fahrer des Wagens, der den Unfall überlebt hat, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung und diverser Verkehrsdelikte eingeleitet, so der zuständige Staatsanwalt. Ob der Wagen zu schnell unterwegs war oder technische Defekte hatte, sei noch offen. Der 20-jährige befinde sich auf freiem Fuß.
Wie berichtet, war das insgesamt mit fünf jungen Leuten besetzte Auto am Montagabend im Hafengebiet in den Rhein gefahren und untergegangen. Während sich der 20 Jahre alte Fahrer und der 17-jährige Beifahrer retten konnten, blieben die drei Heranwachsenden auf den Rücksitzen des Dreitürers eingeklemmt. Sie hatten keine Überlebenschance und konnten am Dienstag nach einer stundenlangen Bergungsaktion nur noch tot geborgen werden.
Am Mittwoch machten Spekulationen über die mögliche Unfallursache die Runde, die in verschiedenen Medien verbreitet wurden. Demnach soll der Fahrer mit dem Wagen vor dem Sturz in den Fluss gedriftet haben, wie es in einem Bericht der „Bild“ heißt. Unter „driften“ versteht man eine Fahrweise, bei der das Fahrzeug sich seitlich zur eigenen Längsachse fortbewegt. Polizeisprecher Peters Reuters sagte zu diesen Gerüchten: „Wir bitten darum, sich nicht an solchen Spekulationen zu beteiligen, das macht die Opfer nicht wieder lebendig.“ Die Ermittlungen zu der Unfallursache laufen, es gebe viele denkbare Möglichkeiten.
Zwar seien am Unfallort im Hafengebiet Spuren gefunden worden, die zu einer solchen Fahrweise passen könnten. „Ob die aber im Zusammenhang mit dem Unfall stehen, lässt sich überhaupt noch nicht sagen“, betonte der Polizeisprecher. Die Gegend rund um die Hafenstraße gilt als beliebte Strecke von jungen Menschen, die dort mit ihren Autos unterwegs sein. Auch der Parkplatz vor dem Welcome Hotel an der Rheinpromenade, der rund einen Kilometer von der Unfallstelle entfernt ist, ist ein regelmäßiger Treffpunkt dafür, wie auch Peter Reuters bestätigt.