Wesel. Es hapert noch an der Abstimmung beim „Bocholter“. Pro Bahn warnt: Bei mehr als fünf Minuten Verspätung verpassen Reisende ihre Anschlüsse.

Holpriger Start für „den Bocholter“: Die eingleisige Strecke führt zu Wartezeiten in Wesel. Seit Dienstag, 1. Februar, fährt der Regionalexpress RE 19 voll elektrifiziert von Wesel nach Bocholt. Der aus Düsseldorf kommende Zug, betrieben von der Vias Rail GmbH, wird im Bahnhof Wesel geteilt. Der vordere Teil fährt weiter in die Niederlande nach Arnheim. Der hintere Teil, „der Bocholter“, biegt ab und fährt über Blumenkamp, Hamminkeln und Dingden nach Bocholt. Letzterer hat allerdings noch Probleme: Denn wenn der Zug aus Düsseldorf Verspätung hat, muss die Gegenrichtung in Wesel zwangsläufig warten.

Warten auf „den Bocholter“

„Das ist ein grundsätzliches Problem“, erklärt Lothar Ebbers, NRW-Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. In Wesel werden die beiden Teile aus Bocholt und Arnheim für die Rückfahrt nach Düsseldorf wieder aneinandergekoppelt. Und eigentlich, so Ebbers, müsse man den Teil, der nach Bocholt fährt, in Wesel festhalten, bis die Gegenrichtung angekommen ist, berichtet der Pro Bahn-Sprecher, der am gestrigen Dienstag selbst erstmals mit „dem Bocholter“ fuhr. Entscheidend sei hier die Fahrdienstleitung in Hamminkeln, so Ebbers weiter.

Betreiber arbeitet an Verbesserungen

Das bestätigt auch Björn Zimmermann, Geschäftsleiter Finanzen der Rath-Gruppe, Mutterkonzern der Vias Rail GmbH: „Ausweichen und Überholen geht nur in Hamminkeln. Dadurch entsteht das Problem, dass wenn der Zug verspätet aus Düsseldorf kommt, sich das auf den Gegenzug durchschlägt“, berichtet Zimmermann. Das führe dann zu Wartezeiten in Wesel.

„Diese Woche hat das aber deutlich besser funktioniert als letzte Woche“, ergänzt Zimmermann. „Wir überlegen jetzt, was noch besser laufen kann, um den Ablauf noch stabiler zu gestalten.“ Dazu sei man bereits in Absprache mit der Streckenbetreiberin DB Netz AG.

Lothar Ebbers glaubt derweil zu wissen, wie eine bessere Abstimmung funktionieren könnte: „Eigentlich müsste der Bocholter in Wesel warten, bis die Gegenrichtung nach Düsseldorf angekommen ist.“ Wenn diese planmäßig in Hamminkeln losfahren könne, entstünde auch keine Wartezeit in Wesel.

Eng getakteter Fahrplan

„Das muss sich noch etwas einstellen im Stellwerk“, so Ebbers weiter. „Wir hoffen, dass da bald mehr Routine reinkommt. Denn wenn der RE 19 mit mehr als fünf Minuten Verspätung in Wesel losfährt, verpasst man die ganzen Anschlüsse in Duisburg.“

Die Strecke „des Bocholters“ wurde, wie berichtet, in sieben Monaten Bauzeit vollständig elektrifiziert. Die Wiedereröffnung hatte sich auf Grund eines Kabeldiebstahls im November verzögert. Zudem übernahm der Betreiber Vias Rail GmbH am Tag der Inbetriebnahme kurzfristig die Linie, da der bisherige Dienstleister Abellio Insolvenz anmelden musste.