Hamminkeln. Trotz der deutlichen Mehrheit am Ende für den Neubau der Grundschule Hamminkeln bleiben die Meinungen konträr.
Am Ende ging alles schneller als von vielen erwartet. Um 19 Uhr am Mittwochabend war die für die Stadt richtungsweisende Entscheidung, die Entscheidung für die mit angesetzten 30 Millionen Euro größte Investition in der Geschichte der Stadt gefallen. 28 Ratsmitglieder stimmten für den Neubau der Grundschule an der Diersfordter Straße, nur neun dagegen. Eine satte Dreiviertel-Mehrheit, die erst mal eindeutig klingt.
Doch die Meinung darüber, ob eine Sanierung im Bestand oder eben der Neubau die bessere Lösung wäre, bleibt weiter gespalten. Wie sich auch in der Bürgerhalle Wertherbruch zeigte. Da saßen hinten in der Halle Vertreter der Bürgerinitiative „Die Schule im Dorf lassen“ um ihren Sprecher Wilhelm Kloppert neben Befürwortern des Neubaus wie Schulleiterin Andrea Böhm, während vorne die Politik kontrovers diskutierte.
Freude über große Bürgerbeteiligung
Bürgermeister Bernd Romanski indes freute sich über derart große Bürgerbeteiligung, begrüßte es ausdrücklich, dass so viele Bürger gekommen waren und sich mit dem Thema Grundschule beschäftigen. Beispielsweise Mario Biaggiotti, der eingangs der Sondersitzung bei der Einwohnerfragestunde das Wort ergriff. Der erklärte Gegner des Neubaus und Mit-Initiator der Bürgerinitiative wollte von der Verwaltung wissen, ob die nach der Montagsstiftung für die Grundschule festgelegten hohen Standards auch für die künftigen Maßnahmen in den Grundschulen Dingden und Brünen vorgesehen seien. Nein, das seien sie nicht - so der Bürgermeister.
Und Wilhelm Kloppert warf gleich im Anschluss die Fragen nach der Priorisierung und der Finanzierung ins Feld. Würden die vielen unbeantworteten Fragen geklärt, dann wüssten die Bürger, „wo die Reise hingeht.“ Bürgermeister Romanski erklärte, dass man in Dingden die Entwicklung bis 2024 beobachten wolle, in der Abfolge der Maßnahmen habe man sich auf Hamminkeln, dann Brünen, dann Dingden geeinigt. Jens Wischerhoff, Vertreter aller Schulpflegschaften der Stadt, gab dann noch einmal die Richtung der Eltern vor: „Bitte lassen Sie sich nicht noch mehr Zeit.“
Start in die Tagesordnung
Im Anschluss ging es in die Tagesordnung - zunächst stand die Grundschule Dingden auf der Agenda. Helmut Wisniewski (USD) verwies darauf, dass man vor dem Hintergrund möglichen Familienzuzugs mit Baumaßnahmen besser noch warten solle. Das sieht Bürgermeister Romanski genau so, denn „die Schülerzahlen steigen hier nicht so stark wie in Hamminkeln.“ Sanierung, Umbau und Erweiterung der Grundschule Brünen sind derzeit kein Streitpunkt, der Rat nahm die Mitteilungsvorlage ohne Wortmeldung zur Kenntnis.
Was sich dann bei der Grundschule in Hamminkeln natürlich dann änderte. 293 Kinder besuchen derzeit die Schule an der Bislicher Straße, 110 Kinder davon kommen mit dem Bus. Da sei der Schulweg also von unterschiedlicher Länge - und wo der Bus halte, sei unwesentlich, erklärte der Bürgermeister Romanski in Anspielung auf die Länge des Schulwegs. Und kritisierte im gleichen Atemzug auch manche Verfasser von Leserbriefen zum Thema: Die Schüler der Gesamtschule mit Drogen in Verbindung zu stellen, sei „eine Frechheit“ und „inakzeptabel“.
Martin Wente (FWI) wiederholte nochmals seine Einwände gegen den Neubau, da am alten Standort ausreichend Räume und ein guter Standard vorhanden sei, zudem die finanziellen Rahmenbedingungen für einen Neubau nicht gegeben seien. „Es gab keine bauliche Zustandserfassung, hier wurde eine Begutachtung vom Schreibtisch aus gemacht. Zudem wird die Kita außen vorgelassen. Und warum gab es keine Bürgerveranstaltung?“
Unterschiedliche Meinungen
Johannes Bauhaus (CDU) bedankte sich für die von der Verwaltung nachgelieferten Zahlen, gab aber auch offen zu: „Wir haben in der Ratsfraktion unterschiedliche Meinungen, deshalb auch kein einheitliches Bild.“ Einige Mitglieder würden gegen den Neubau stimmen. Wie Alfred Nelz: „Wir reden hier von Bürgern, die Ängste und Sorgen haben. Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Ökologie sind nicht ausreichend beantwortet. Es gibt Leute, die dagegen stimmen werden. Ich bin einer davon.“
Johannes Flaswinkel (Grüne) sprach von einem „Bildungsangebot, das sich sehen lassen kann.“ Auf der anderen Seite hätte seine Fraktion der finanzielle Aspekt natürlich auch stark beschäftigt. Elke Neuenhoff (FDP) erinnerte an die langen Bauarbeiten im Bestand. „Eine Zumutung für die Schüler.“
Wenig später war alles gesagt, die Entscheidung gefallen und damit auch der FWI-Antrag gegen den Neubau vom gleichen Tage hinfällig. „Ein demokratischer Prozess“, wie Wilhelm Kloppert eingestand.