Wesel/Hamminkeln/Hünxe. Schulleiterinnen berichten von Problemen mit den PCR-Pooltests. Oft dauert es zu lange, bis feststeht, welche Kinder mit Corona infiziert sind.
Der Ärger und die Verunsicherung ist groß, nachdem die Landesregierung mitgeteilt hat, dass bei positiven Pooltests an Grundschulen keine Rückstellproben von jedem Kind mehr im Labor analysiert werden. Statt dessen muss nun mit Schnelltests im Klassenraum und Bürgertests das positive Kind ermittelt werden – was mitunter zu irritierenden Ergebnissen führt. „Mir fehlt jedes Verständnis dafür“, sagt Heike Romanski, Leiterin der Grundschule Blumenkamp.
„Die Kinder standen unter Schock“
Die als positiv ermittelten Kinder fühlen sich vor der Klasse bloßgestellt, schildert sie. „Bei uns gab es schon Tränen.“ Ein Beispiel: Nach einem positiven Pooltest in einer Klasse waren Familien gebeten worden, daheim einen Bürgertest für ihr Kind zu veranlassen. Die waren alle negativ. Also saßen alle Kinder am nächsten Tag in der Klasse. Bei den dortigen Schnelltests fielen jedoch sechs Proben positiv aus. „Die Kinder standen unter Schock“, berichtet Heike Romanski. Schlimm für die Mädchen und Jungen sei gewesen, dass alle das Testergebnis mitbekommen haben. Die ganze Klasse musste in der Folge nach Hause geschickt werden. Für Kinder, Eltern und Lehrer sei das ganze Verfahren „unsäglich.“
Imke Hagemann, Leiterin der Grundschule am Quadenweg in Wesel, sagt: „Man merkt, dass alle sehr angespannt sind.“ An ihrer Schule sind drei Pooltests positiv, die infizierten Kinder konnten bis Donnerstagmittag noch nicht ermittelt werden, weil alle Schnelltests negativ sind. „Die Übersicht und die Organisation sind eine große Herausforderung.“ Alleine das Testen in der Schule nehme viel Zeit in Anspruch, so Imke Hagemann. Die Kleineren brauchen dabei Hilfe. Bis zu 20 Prozent der Kinder am Quadenweg fehlen aktuell, nicht nur wegen Corona. Auf Distanzunterricht zu wechseln, ist aber für die Leiterin keine Alternative: „Wir verlieren dann zu viele Kinder.“
Auch in der Nachbarkommune herrscht Verärgerung: „Ich weiß nicht, wie lange wir alle das noch durchhalten.“ Die Leiterin der Grundschule Hamminkeln-Mehrhoog, Julia Sartingen, ist im Stress. Das Chaos hat Spuren hinterlassen. Sie nennt ein Beispiel: In der Anweisung des NRW-Schulministeriums heißt es, dass die Pooltestergebnisse bis 20.30 vorliegen sollen.
In der Realität kamen sie nicht Mittwochabend, sondern am Donnerstag um 4.30 Uhr. In vier Klassen gab es positive PCR-Testergebnisse. Also informierte die Schulleiterin die Eltern um sechs Uhr am Donnerstagmorgen mit der Bitte, entweder vor der Schule die Kinder testen zu lassen oder zum Unterrichtsstart einen Schnelltest in der Grundschule zu machen. Ergebnis: Alle Kinder waren negativ.
Belastung für Familien und das Kollegium
Und nun? In diesen Fällen testen sich alle Kinder selbst, bis der nächste Pooltest wieder negativ ist. Kein gutes Gefühl für alle Beteiligten. „Ich hoffe einfach, dass bei dem infizierten Kind die Viruslast so gering ist, dass sich niemand ansteckt“, erzählt Julia Sartingen. Voll des Lobes ist sie über die Eltern, die an ihrer Schule „superverständnisvoll“ sind.
Denn natürlich weiß sie, dass die aktuelle Situation eine absolute Belastung für die Familien und das Kollegium sind: „Das können wir nur zusammen schaffen.“ An der Grundschule Mehrhoog seien im Moment zwei Kolleginnen erkrankt. Hört sich nicht nach viel an, aber die Grundschule Mehrhoog ist ein kleines System. Deshalb übernimmt die Schulleiterin, die auch für den Teilstandort Wertherbruch zuständig ist, selbst augenblicklich zehn Vertretungsstunden. Nicht umsonst sagt sie: „Im Moment kommen wir an unsere Grenzen.“
„Wir haben zum Glück keine Schwierigkeiten mit den Testungen“, gibt Monika Brücker, die Schulleiterin der Drevenacker Otto-Pankok-Schule bekannt. „Glücklicherweise hatten wir aber auch noch nie einen positiven Pool-Test“, fügt sie an und hofft, dass dies auch so bleibt. Sollte aber doch mal ein Kind positiv getestet werden, würde es sofort isoliert und weiterhin beaufsichtigt, bis die zeitgleich informierten Eltern es dann abholen könnten. Probleme mit diesen Abläufen erwartet Brücker in Drevenack jedoch nicht.
>> Kritik am Land: Schlechte Kommunikation
Laut Wesels Schuldezernent Rainer Benien, der mit vielen der Weseler Grundschulen gesprochen hat, empfinden alle Schulgemeinden die Neuregelung als zusätzliche Belastung.
Erneut sorgt auch die schlechte Kommunikation von Seiten des Landes für Kritik: Bereits am Montag gab es Berichte in den Medien, die Schulmail kam erst am Dienstag um 22.15 Uhr.