Wesel. Was folgt in Wesel auf die Niederrheinhalle? Eine Beraterfirma sagt: Es gibt Potenzial für einen Neubau – günstig würde das aber nicht werden.
Ausgerechnet im wohl letzten Jahr ihres Bestehens ist die Niederrheinhalle in Wesel so gut ausgelastet, wie noch nie in ihrer knapp 70-jährigen Geschichte. Nur treten dort keine Comedians oder Musiker auf und es feiern keine Karnevalisten – denn bekanntlich wird die Halle seit Anfang des Jahres als Impfzentrum vom Kreis Wesel genutzt. Zwar steht derzeit nicht ganz fest, wie lange das noch so sein wird, doch klar ist: Die alte Halle hat keine Zukunft mehr und wird nach der Nutzung als Impfzentrum abgebrochen. So hat es der Rat bereits 2020 beschlossen.
Wie es dann weitergehen könnte, hat im Haupt- und Finanzausschuss jetzt das Beratungsunternehmen Cima aus Köln der Politik vorgestellt. Die Fachleute sehen ganz eindeutig den Bedarf und das Potenzial für eine neue Stadthalle in Wesel. Klar ist aber auch: Ein Neubau wird teuer, je nach Variante rechnen die Berater mit Baukosten zwischen 19 und 25 Millionen Euro.
Die Kölner Firma hat im Auftrag der Verwaltung eine Bedarfsanalyse erstellt. Dabei haben die Experten unter anderem mit mehr als 50 potenziellen Nutzern in Wesel gesprochen, sich die Wettbewerbssituation in der Region angeschaut und mögliche Formate ausgemacht, die in Zukunft dort funktionieren könnten.
Zwei Varianten für die neue Niederrheinhalle in Wesel
Daraus haben sich zwei Varianten ergeben: Eine Halle mit maximal 800 Sitzplätzen – oder, und das wäre knapp sechs Millionen Euro alleine beim Bau teurer, eine mit 1200 Plätzen. Variante zwei entspräche in etwa den Kapazitäten der alten Niederrheinhalle mit gut 1300 Plätzen bei einer dichten Reihenbestuhlung. Neben einem großen Saal sollte es in einem Neubau kleine Räume geben, die flexibel zu unterschiedlichen Anlässen genutzt werden können. Die Stadthalle müsste aus Sicht von Cima nicht den höchsten Ansprüchen genügen, jedoch modern und multifunktional ausgestattet sein. Die Berater selbst empfehlen die kleinere Halle.
Schwerpunktmäßig würden für den Nachfolger der Niederrheinhalle lokale Veranstaltungen (Eselordenverleihung, Schützenfest, Karneval), Konzerte und Comedy-Auftritte, Firmentagungen, Schulfeiern sowie Spezialmärkte in Frage kommen. Konkurrenten in der Region gibt es in diesem Bereich viele, im Umkreis bieten alleine 72 Veranstaltungsorte mehr als 250 Sitzplätze. Dennoch sehen die Fachleute gute Chancen, dass sich eine neue Stadthalle in Wesel mit einer regionalen Ausstrahlung am Markt behaupten wird. In ihrer Analyse kommen sie auf um die 190 Veranstaltungen im Jahr – zum Vergleich: 2019 waren es in der alten Halle gerade mal 58.
Eine neue Stadthalle würde Wesel in jedem Fall Geld kosten
Möglich wäre das aber nur, wenn die Location professionell betrieben wird. Mindestens sechs Vollzeitkräfte wären dafür nötig – vom Techniker bis hin zur Eventmanagerin, die sich um die Buchungen der Künstler und Künstlerinnen sowie die Auslastung der Halle kümmert.
Nicht nur das geht ins Geld. In seiner Berechnung geht das Beratungsunternehmen davon aus, dass die Stadt jährlich rund 1,2 Millionen Euro zuschießen müsste bei der kleinen Variante, etwa 1,6 Millionen Euro bei der größeren Variante. In diesem sogenannten Unterdeckungsbetrag sind alle Kosten, Ausgaben und Einnahmen enthalten. „Eine Stadthalle wird immer Geld kosten“, betonte Cima-Berater Uwe Mantik.
Angesichts der Dimensionen, die eine solche Investition mit sich bringen wird, will sich die Politik Zeit lassen bei der Entscheidung. Eigentlich sollte schon in der Dezember-Sitzung des Rates über die Analyse gesprochen werden – die Fraktionen verständigten sich jetzt jedoch drauf, diese Diskussion in die nächste Sitzung im März zu verschieben.
Wann könnte die neue Halle in Wesel fertig sein?
Wann die neue Halle stehen könnte, sollte sich die Politik dafür entscheiden, hängt laut den Beratern stark von der Verfahrenswahl, den Verwaltungsprozessen und der Verfügbarkeit von Baumaterialien ab. Alleine ein Architektenwettbewerb dauere in der Regel rund sechs Monate. Die Reine Bauzeit betrage erfahrungsgemäß maximal zwei Jahre. Deshalb gehen die Experten davon aus, dass zwischen der politischen Entscheidung und der Fertigstellung zwischen zwei und zweieinhalb Jahren liegen.