Wesel. Über die Festtage ist die Feuerwehr Wesel natürlich jederzeit einsatzbereit – aber auch bei den Einsatzkräften ist die Stimmung anders als sonst.

Dienst ist Dienst – auch am Heiligen Abend in der Feuerwache am Kurfürstenring in Wesel. An diesem Tag herrscht eine besondere Stimmung, sie ist erfüllt von Gemeinschaft in vertrauter Runde, Freude auf ein Festessen und Ehrfurcht vor den Einsätzen, die geprägt sind vom Geist der Weihnacht.

Dienstgruppenleiter Carsten Nienhaus plant bereits weit im Vorfeld, wer an welchen Tagen im 24-Stunden-Dienst im Einsatz ist. „Wir bemühen uns, dass Familienväter Heiligabend mit ihren Kindern verbringen können, während die jungen Feuerwehrleute, Singles oder Väter mit jugendlichen Kindern oftmals lieber Silvester frei haben.“ Meistens funktioniert diese Einteilung, es sei denn, krankheitsbedingt muss der Dienstplan geändert werden.

„In der Heiligabend-Schicht sind in der Regel sieben Feuerwehrleute im Brandschutz, neun im Rettungsdienst, davon zwei in Hamminkeln, zwei in der Kaserne und einer, der den Krankenwagen für den Notarzteinsatz fährt, im Dienst“, erläutert Carsten Nienhaus. Hinzu kommt ein sogenannter Verfügungsdienst, sozusagen die Reserveliste, wenn jemand ausfällt. Gibt es Paralleleinsätze wird die jeweilige Freiwillige Feuerwehr dazu geholt.

Weihnachtsbaum in der Wache mit Schläuchen geschmückt

Zu den Vorbereitungen zum Weihnachtsfest gehört ein geschmückter Weihnachtsbaum. Da flammt die Kreativität der Wachleute auf. In einem Jahr wurde ein Weihnachtsbaum mit Schläuchen geschmückt, in einem anderen an einem Schlauchrohr Adapter und Feuerwehrarmaturen in der Form eines Christbaums zusammengesteckt. Er zierte das Kalenderblatt Dezember des hauseigenen Feuerwehr-Kalenders. Ein preisverdächtiger Weihnachts-Lösch-Baum!

Thomas Verbeet (links) und Carsten Nienhaus zeigen den von Feuerwehrkollegen gestalteten Weseler Feuerwehr-Kalender.
Thomas Verbeet (links) und Carsten Nienhaus zeigen den von Feuerwehrkollegen gestalteten Weseler Feuerwehr-Kalender. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Heiligabend für die Feuerwehr Wesel: So beginnt der Tag

Der Heilige Abend beginnt normalerweise mit einem ausgiebigen Frühstück in der Wache. In der Vor-Corona-Zeit waren dann nachmittags die Kinder der Feuerwehrleute zum Waffelessen eingeladen, besonders aber, um zu erkunden, wo die Eltern arbeiten und im Dienst leben. Das vermissen sie in diesem Jahr. Am Spätnachmittag beginnen dann die Vorbereitungen für das Weihnachtsmenü. „Jeweils in der Gruppe wird entschieden, was es geben soll, wer was kocht oder zubereitet“, erzählt Carsten Nienhaus. Die Feuerwehrwache ist mit einer großen Küche und Aufenthalts- und Schlafräumen ausgestattet. „Wir versuchen uns, den Tag so angenehm wie möglich zu gestalten“, erzählt Dienstgruppenleiter Nienhaus.

Es werden Gesellschaftsspiele gespielt und vielleicht etwas mehr und persönlicher erzählt als gewöhnlich, schließlich ist es eine besondere Nacht und die Dienstgruppe eine eingeschworene Gemeinschaft, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann. „Das merkt man besonders, wenn jemand aus bestimmten Gründen in eine andere Gruppe wechseln soll. Ihn aus diesem Beziehungsgeflecht herauszuholen, tut immer weh“, weiß Wehrleiter Thomas Verbeet.

Wesels Feuerwehrchef: Erinnerung an einen Einsatz am 24. Dezember

Thomas Verbeet erinnert sich noch gut an den Großbrand einer Pizzeria am Fusternberg in der Weihnachtsnacht: „Es war Brandstiftung. Als das Feuer gelöscht war, glücklicherweise kam niemand zu Schaden, standen wir alle zusammen erleichtert an der Straße, all die vielen Einsatzkräfte unserer Feuerwehr, Polizei und Kripo und plötzlich wurde uns klar: Heute ist ja Heiligabend. Es war eine besondere Stimmung und ein wunderschönes, hoch emotionales Gefühl von Gemeinschaft“, erinnert sich Thomas Verbeet. Damals war es für Thomas van Heesen der erste Diensteinsatz bei der Feuerwehr. Dieses intensive Erleben von Gemeinschaft hat ihn bis heute geprägt.

Wenn der Weihnachtsbaum in Flammen steht

Bedrückend ist es, wenn der Rettungsdienst Heiligabend zu einem lebensbedrohlichen Einsatz gerufen wird, wenn jemand unerwartet kurz vor der Bescherung in der Familie verstirbt, jemand verunglückt, Suizid begeht oder tatsächlich der Weihnachtsbaum in Flammen steht und die Wohnung unbewohnbar macht. Situationen, in denen auch Einsatzkräfte Hilfe nötig haben. Vereinzelt gibt es auch Vereinsamungs-Anrufe für den Rettungsdienst. Doch am Heiligen Abend sind sich alle Einsatzkräfte der Bedeutung dieses Tages bewusst.

Nach Weihnachten soll der Rettungsdienst zur Vermeidung von Coronainfizierungen ausgelagert werden. Ihm werden Räume zur Verfügung gestellt, wo auch die Rettungswagen untergestellt und sich die Einsatzkräfte aufhalten können, auch mit den entsprechenden sanitären Räumen, einer großen Küche, Einzelzimmern und Aufenthaltsräumen.