Hamminkeln. Die Verkaufshütte von Familie Heißing ist fast schon ein kleiner Mini-Supermarkt. Neben regionalen Produkten gibt es auch viel tierisches Leben.

Es herrscht reger Betrieb in der Einkaufshütte am Westfeldweg 1. Die Leute kaufen Eier, meist in 30er Chargen. Aber auch wer Lust auf weihnachtliches Eis hat, wird in der Holzhütte fündig. Im liebevoll „Mati“ genannten Verkaufsautomaten wartet auf die Kunden ein buntes Sortiment, das je nach Saison wechselt. Zur Zeit, erzählt Stefan Heißing, gehen die eingelegten Gurken gut weg. Vielleicht weil viele Familien Kartoffelsalat an Heiligabend essen? Man weiß es nicht.

Eines wird beim Besuch auf dem Hof von Stefan Heißings Eltern schnell klar. Die Leute wollen Eier. Immer wieder halten Autos an, Menschen steigen aus, gehen in die Hütte und kommen mit den Hühnerprodukten in der Hand wieder raus, wünschen schon mal ein frohes Fest und einen guten Rutsch. Dass er einmal mit so einer Verkaufshütte Geld verdienen würde, hatte Stefan Heißing früher nicht auf dem Plan. Das Ganze läuft auf Vertrauensbasis. Aber wer will, kann auch mit Karte zahlen. „Mati“ macht es möglich.

Mehr Informationen per QR-Code

Wer mehr über die Produkte erfahren möchte, kann die passenden QR-Codes scannen, die in der Hütte hängen. Hier erfährt er etwas über die Spaghetti Bolognese des Brüner Kochs Henning Buchmann oder die Kekse vom Dingdener Hof Schäfer, die Fruchtlimonade der Feldschlösschen-Brauerei und die Säfte von van Nahmen, beide aus Hamminkeln. Oder halt das Eis aus Sonsbeck.

2006 war es, als die Eltern die 60 Milchkühe abschafften. Es lohnte sich nicht. Aber so richtig glücklich war Stefan mit der Entscheidung nicht, schließlich war er auf einem Bauernhof aufgewachsen. Aber es rechnete sich einfach nicht mit der Landwirtschaft im Vollerwerb. 2008 erwarb er selbst dann den Schlagshof in Bislich mit einer kleinen Wiese neben dran. Schnell war Stefan und Miriam klar, dass die beiden Töchter Sarah und Ida nicht ohne Tiere aufwachsen sollen. Aber welche?

Tiere zum Kuscheln

Es wurden schottische Hochlandrinder. Denn die sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch gänzlich unaufgeregt und „nett“, wie es Miriam Heißing ausdrückt. Was ja nicht unwichtig ist, wenn die Kinder mit auf die Weide gehen, um zu kuscheln oder auch mal auf dem Rücken des Rindviehs die Welt zu erobern. Genügsam sind sie auch noch. Was will das Bauernherz mehr?

Das Schottische Hochlandrind ist eine der ältesten Rinderrassen der Welt, wie man auf der Internetseite des Schlagshofs nachlesen kann. Seit 200 Jahren werden in Schottland diese robusten, gutmütigen Rinder mit dem dichten langen Fell und den majestätischen Hörnern gezüchtet. Sie trotzen hohen Niederschlägen und Stürmen, begnügen sich mit wenig ergiebigen Weiden im Sommer und brauchen selbst in sehr nassen, harten Wintern keinen Stall und keine besondere Zufütterung.

Vorbestellte Fleischpakete

Mittlerweile leben 35 Scottish Highlands in Bislich. Regelmäßig wird geschlachtet und jeweils zehn Kilogramm schwere Fleischpakete mit den unterschiedlichen Sorten vom Filet bis zum Knochen auf Vorbestellung verkauft. So wird das ganz Rind verwertet und das ist Stefan Heißing wichtig.

Ein Huhn aus Metall ziert den Hofladen von Familie Heißing.
Ein Huhn aus Metall ziert den Hofladen von Familie Heißing. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Dazu kamen dann irgendwann sechs Hühner für die Kinder, die bei Stefan Heißings Eltern am Westfeldweg lebten. Die Eier aus der Eigenproduktion waren ausgesprochen lecker, versichern die Heißings. 2020 hat der Nebenerwerbslandwirt dann mal 80 Hühner gekauft, die ebenfalls auf der Wiese neben dem Elternhaus und in einer umgebauten Garage lebten. Seitdem werden die Eier auch verkauft. Im Januar hat er dann aufgestockt und einen Mobilstall gekauft, der eigentlich Platz für 570 Tiere hat, aber nur von 350 belegt ist.

Die Eier schmecken trotz Aufstallung

Der viele Platz kommt den Tieren jetzt zu Gute, wo sie wegen der Geflügelpest aufgestallt werden müssen. „Die Eier schmecken trotzdem“, wirbt der 37-Jährige für sein Produkt. Es gibt auch die Aufforderung „Mach mal ne Pause! Öffentlich zugänglicher Hühnerausguck“ neben einer Sitzgarnitur mit Blick auf eine Wiese, wo in normalen Zeiten auch das Hühnermobil steht. Viele Familien haben den Hof von Heißings deshalb auch schon als Ausflugsziel entdeckt. „Außerdem führen hier einige Radtouren vorbei“, freut sich der Familienvater.

Als solcher hat er die Bedürfnisse der Kinder ebenfalls im Blick. Die haben nicht nur Spaß an den Hühnern, sondern auch an den Süßigkeiten aus dem „Mati“. Oder an dem kleinen Streichelzoo. Denn mittlerweile leben auch die Zwergziegen Rudi, Anna und Elsa sowie Friedrich, das Schwarznasenschaf, und Florentine und Franzi, die Walliser Landschafe, am Westfeldweg. Die Ziegen sind übrigens trächtig. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Streichelzoo wächst.

Und vielleicht lohnt es sich für Stefan Heißing irgendwann auch wieder, als Vollerwerbslandwirt zu arbeiten. Wünschen würde er sich das.